Dem Lenné-Karree in der Bad Oeynhausener Innenstadt droht die Zwangsversteigerung

Bad Oeynhausen. Die Stadtbücherei - bis auf weiteres geschlossen. Die Barmer Geschäftsstelle - ebenfalls dicht. Im Familienbüro sorgen Heizlüfter für eine annehmbare Arbeitstemperatur. Und der Inhaber des Stadtglücks ist dankbar für die derzeit noch wärmeren Außentemperaturen. Wie berichtet, wird das Lenné-Karree seit der vergangenen Woche nicht mehr geheizt. Das allerdings liegt nicht an technischen Problemen, sondern daran, dass das Unternehmen Erenja dem Gebäude den Gashahn zugedreht hat. Das Amtsgericht Bad Oeynhausen bereitet außerdem eine Zwangsversteigerung vor. Die Stadtbücherei war die erste, die in der vergangenen Woche schloss. "Die Räumlichkeiten sind zu groß, um sie mittels Heizlüfter zu heizen", erklärte Stadtsprecher Volker Müller-Ulrich auf Nachfrage der NW. Die Stadtverwaltung ist derzeit die größte Mieterin der Büroflächen im Gebäude. Stadtbücherei und Jugendamt haben praktisch eine ganze Gebäudeseite gemietet. In der ist auch das Familienbüro "Kurstadtkind" der Stadt untergebracht. "Das bleibt vorerst geöffnet. Dort sind kleinere Räume, die Kolleginnen behelfen sich mit Heizlüftern", so der Stadtsprecher. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Stadt ist "in Gesprächen" Die Stadt sei, so teilt Müller-Ulrich mit, im Austausch mit dem Eigentümer. "Es soll zeitnah einen Vor-Ort-Termin geben." Bis dahin mache die Stadt von allen mietrechtlichen Möglichkeiten Gebrauch. "Es ist derzeit nicht abzusehen, wie lange dieser Zustand anhält." Es ist davon auszugehen, dass es länger dauert. Zumal Heidrun Becker aus der Pressestelle des Gasversorgers bestätigt: "Erenja hat dort die Erdgasversorgung am 16. Oktober 2023 nach erfolglos verlaufenem Mahnverfahren gesperrt". Weitere Angaben macht das Unternehmen nicht. Nach Informationen der NW soll es aber um mehrere 10.000 Euro gehen, die als Zahlung ausstehen. Gastronom Aleksandar Languric ist Inhaber des "Stadtglücks" und alles andere als glücklich über die Situation im Gebäude. "Noch geht's - draußen ist es ja noch nicht zu kalt", bilanziert er. Trotzdem lässt er derzeit nur die untere Etage geöffnet. "Wenn es kälter wird, müssen wir auf Heizlüfter zurückgreifen", überlegt Languric, der vor allem für die Wochenenden immer viele Reservierungen hat. Das mit den Lüftern aber sei keine optimale Lösung. "Es sieht nicht schön aus und die Gäste denken, wir würden nicht heizen, um Geld zu sparen." Amtsgericht beauftragt Gutachter Auch die Krankenkasse Barmer hat ihre Geschäftsstelle im Erdgeschoss des Lenné-Karrees geschlossen. "Wir bedauern dies ausdrücklich, haben aber keine andere Möglichkeit“, sagt Regionalgeschäftsführer Torsten Arning. &bdquo;Die Temperaturen sind schlichtweg zu niedrig. Das können wir unseren Kundinnen und Kunden sowie unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht zumuten.“ Offenbar droht dem Gebäude in bester Innenstadtlage die Zwangsversteigerung oder der Zwangsverkauf. So hat das Amtsgericht Bad Oeynhausen einen Gutachter zur Verkehrswertermittlung beauftragt, der sich jüngst ein Bild vom Zustand des Gebäudes machte. Ein Unternehmen oder eine Privatperson, das oder die Außenstände hat oder haben, kann gerichtlich gegen den Schuldner vorgehen. Besitzt dieser Schuldner eine Immobilie, kann sich derjenige, der einen Vollstreckungsbescheid - also einen sogenannten Titel - hat, eine Zwangssicherungshypothek ins Grundbuch eintragen lassen. Danach kann er mit Hilfe des Gerichtsvollziehers in das Grundstück oder die Immobilie vollstrecken. Die Sicherungshypothek ist die Grundlage für einen jederzeit möglichen Antrag auf Versteigerung des Grundstücks. Zuständig ist dafür immer die Zwangsvollstreckungsabteilung des Amtsgerichts, in dessen Bezirk die Immobilie liegt. In diesem Fall also Bad Oeynhausen. Das Gericht kann den Wert ermitteln und verkaufen - oder versteigern. Schon im Frühjahr fiel die Heizung aus Rückblick: Schon im März dieses Jahres war die Heizung im Lenné-Karree defekt. Auch da sprach der Eigentümer von "technischen Problemen". Eigentümer des Geschäftsgebäudes ist die Kölner Akkon-Gruppe, Geschäftsführer sind Marion und Peter Zimmermann. Zur Akkon-Gruppe gehört auch die Situs-Gesellschaft, die zum 1. Januar 2017 das Gebäude von der Stadtsparkasse kaufte. Letztere war Bauherr des Gebäudes, das im November 1999 auf dem Gelände des früheren Kaufhauses Hitzemann eröffnet wurde. Die Sparkasse investierte rund 45 Millionen D-Mark in das Projekt - einschließlich Grundstückskauf, Abriss und Neubau. 7.100 Quadratmeter Nutzfläche stehen auf sechs Etagen für Büros und Geschäfte zur Verfügung. Das Gebäude ist in den vergangenen Jahren mehr und mehr runtergewirtschaftet worden, es wirkt ungepflegt und verwahrlost. Ein Mitarbeiter des Arbeitsamtes berichtet, dass die Agentur schon den eigenen Putzdienst durch Atrium und Treppenhaus schicke, damit es wenigstens halbwegs ansehnlich wirke. Schon im Frühjahr hatte die Leiterin der Stadtbücherei, Mareike Koch, ebenfalls eine lange Mängelliste geschrieben. Sie beginnt bei undichten Fenstern, defekten Türen, ausgefallenen Rolltreppen, ausgeschalteten Fahrstühlen, fehlender Beleuchtung auf den Toiletten und reicht bis hin zu erheblichen Vandalismusschäden. Seit Jahren beklagen Ladenbesitzer und Geschäftsinhaber den mangelhaften Pflegezustand des Gebäudes. Immer wieder regnet es zudem durch das Glasdach - auch jüngst stand dort wieder ein Pylon, um Besucher auf die Pfützen am Boden aufmerksam zu machen. Telefonnummer gibt es nicht mehr Der Eigentümer des Gebäudes war für die NW leider nicht zu erreichen. Sämtliche Unternehmen der Akkon-Group und der zahlreichen Situs-Gesellschaften besitzen ein und dieselbe Telefonnummer. Und die ist laut Bandansage nicht mehr vorhanden. "Der Anschluss wurde gelöscht", weiß die Computerstimme.

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