Bad Oeynhausen auf dem Weg zum "Platinstandard" der Radwege

Bad Oeynhausen. Im Rücken die lärmende, vierspurige Kanalstraße, vor den Augen die Pläne vom Radschnellweg, dahinter die donnernden Züge auf der Nordbahn. Derart umfangen von Verkehrsmitteln, versuchte der NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne), sich am Freitagnachmittag in Bad Oeynhausen ein Bild von den Planungen des Radschnellweges 3 in NRW zu machen. "Ein rundum spannendes Projekt", befand der Minister. Gestand aber auch: "Es fällt mir noch ein wenig schwer, mir diese vierspurige Straße so umgebaut vorzustellen." Jens Grove vom Infrastrukturmanagement der Stadt versuchte, die Phantasie des Ministers zu beflügeln, mit Plänen und einer Darstellung, wie die Kanalstraße einmal aussehen könnte - genau dort, wo die Begegnung mit dem Minister stattfand, am Parkplatz gegenüber dem Sielbad, wo später die Fernbusse halten sollen. Grove erklärte, dass der Radweg aus Westen kommend zunächst nur auf der Nordseite der Kanalstraße geführt werden solle, sich dann an der Einmündung der Herforder Straße teilen und auf beiden Seiten der Mindener Straße weitergeführt werden solle. Wie denn die Radfahrer dann die Straße überqueren sollten, fragte Krischer. Und erfuhr von Grove, dass hier eine Ampel vorgesehen sei, "mit erträglichen Wartezeiten für alle". "Oh Gott, du musst durch Bad Oeynhausen" Bürgermeister Lars Bökenkröger ordnete das Projekt historisch ein, erklärte dem Gast aus Düsseldorf, dass man seit der Eröffnung der Nordumgehung vor fast fünf Jahren mit der Planung zum Umbau der ehemaligen Bundesstraße quer durch Bad Oeynhausen beschäftigt sei. Der Technische Beigeordnete Thomas Lüer erinnerte daran, was für ein Verkehr vor der Inbetriebnahme der Nordumgehung hier unterwegs war. "36.000 Fahrzeuge am Tag. Hier war jeden Freitagnachmittag Stau", sagte Lüer. Und Krischer erinnerte sich an diese Zeiten. "Auch ich habe damals manchmal gedacht: Oh Gott, du musst durch Bad Oeynhausen." Mit der Umgestaltung der Straße und dem Bau eines 3,8 Kilometer langen Radschnellweges "hat Bad Oeynhausen die Chance, das Gesicht der Stadt zu verändern", sagte Krischer. Hier in Bad Oeynhausen habe man wenigstens Platz für den Radweg, so der grüne Minister. "Und hier klappt die Zusammenarbeit zwischen Straßen NRW und Stadt", lobte er. Bei der Planung sind hier die Zuständigkeiten klar geregelt. Das Planverfahren liegt in der Hand der Stadt. Bei der Umsetzung der Pläne aber zeichnet sich bislang ab, dass die Stadt den Umbau auf ihrem Teil der Mindener Straße organisiert und der Landesbetrieb Straßen NRW auf seinem Abschnitt von Mindener Straße und der Kanalstraße. Der Bürgermeister aber sieht das noch nicht als gesetzt an. "Es soll ja noch eine Bauvereinbarung mit dem Land abgeschlossen werden", sagte Bökenkröger. Dabei könne auch herauskommen, auch die Umsetzung in eine Hand zu legen. "Das wäre auf jeden Fall eine gute Lösung", sagte Oliver Krischer. Man habe hier ein Projekt, das sicher in mehreren Abschnitten umzusetzen sei. "Das muss aufeinander abgestimmt werden. Das aber ist für uns tägliches Brot und sollte auch hier gelingen", so Krischer. Weiterführung sogar bis nach Bielefeld? Die "Frage aller Fragen" war für den Minister: "Wann geht es los? Wann wird der erste Spatenstich sein?" Das mochte Jens Grove noch grob beantworten. Der Baubeginn werde für 2025 angestrebt. "Und wie lange wird es dauern, bis dieser Abschnitt des Radweges fertig ist?", legte Krischer nach. Die Antwort war schon schwieriger. "Unter zwei Jahren wird das nicht machbar sein", so Grove. Die Bereitschaft zur Vorhersage aber endet bei der Frage der NW, wann denn wohl der gesamte Radschnellweg 3 fertig sein soll, der über 50 Kilometer von Minden bis Herford führen soll. Und womöglich sogar noch weiter bis Bielefeld, wie Manuela Rose, Planungsleiterin bei Straßen NRW in Bielefeld, in Aussicht stellte: "Wir sind da mit der Stadt Bielefeld im Gespräch." Doch wann die ganze Strecke befahrbar sein soll, diese Prognose wagte niemand. "Planungsrechtlich ist das wie eine Landesstraße zu sehen", sagte Petra Beckefeld, die technische Direktorin des Landesbetriebes. "Da sind viele rechtliche Prüfungen und Genehmigungen notwendig, die wir nicht in der Hand haben. Das dauert, gehört aber zu einem demokratischen Planungsprozess dazu", sagte sie. Und der Minister versprach: "Dafür bekommen sie dann am Ende aber auch den Platinstandard der Radwege." "Das haben wir doch gefördert, oder?" Der Radschnellweg sei zwar das "Herzstück" der Radwegeplanung in Bad Oeynhausen, aber beileibe nicht der einzige Beitrag, betonte der Bürgermeister und verwies auf diverse neue Radlerbrücken über die Werre. Gern nahm Krischer auch die Einladung Bökenkrögers an, einen Blick auf das Radparkhaus am Bahnhof zu werfen. Und der Minister war davon angemessen angetan. "Das ist aber schön", sagte Krischer. Um dann den Bürgermeister zu fragen: "Das haben wir doch gefördert, oder?" Und Bökenkröger lächelte und nickte.

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