ICE-Trasse: So reagiert die Deutsche Bahn nach dem Eklat

Kreis Minden-Lübbecke/Kreis Herford. Die Deutsche Bahn hält trotz harscher Kritik zahlreicher Verbände, Bürgerinitiativen, Bürgermeister, Landräte und Bundestagsabgeordneter aus der Region am Planungsverfahren für den Neubau einer ICE-Trasse quer durch Ostwestfalen-Lippe fest. Zahlreiche Teilnehmer haben Dienstagabend in einer konzertierten Aktion den Planungsdialog mit den Bahn-Planern verlassen - aus Protest gegen das bisherige Verfahren zur Öffentlichkeitsbeteiligung. Sie kritisierten den Umgang der Bahn mit den Teilnehmern sowie die Vorfestlegung des Bundesverkehrsministeriums auf eine Fahrtzeit von 31 Minuten für die ICE-Trasse "Hannover-Bielefeld" und forderten stattdessen den Neustart und die Beteiligung des Ministers oder seines Staatssekretärs. Projektleiter Carsten-Alexander Müller wurde in der Online-Videoschaltkonferenz von der Aktion offensichtlich überrascht. Der Protest ist auch eine Reaktion auf ein Geheimtreffen des Projektteams auf Einladung des Verkehrsministeriums und die vorab bekannt gewordenen "Mindestanforderungen" an die Trasse. Das Ministerium erklärte in dem vertraulichen Gespräch mit mehreren Bundestagsabgeordneten aus Niedersachsen und Ostwestfalen-Lippe die 31 Minuten Fahrzeit für die Strecke Hannover-Bielefeld als gesetzt. Sprecher mehrerer Verbände bezeichneten Form und Inhalt dieser Verabredung als "Vertrauensbruch". Das Projektteam reagierte am Mittwoch mit einer schriftlichen Stellungnahme auf den Eklat und beteuerte, dass der "enge Austausch mit den Menschen in der Projektregion zentraler Baustein im Planungsprozess" bleibe: "Wir planen und bauen für die Menschen, nicht gegen sie. Deswegen bedauern wir sehr, dass einige Teilnehmer die Chance zum Austausch nur eingeschränkt genutzt haben und dabei wichtige Informationen verpasst haben." Die Bahn nehme die Rückmeldungen mit, werde daraus lernen und das Plenum weiterentwickeln. Man arbeite an "neuen Dialog-Formaten wie Experten-Dialoge oder Bürgerräte". Auf Nachfrage der NW erklärte ein Bahnsprecher, dass von etwa 140 Teilnehmern "40 bis 50" in den ersten Stunden das Forum verlassen hätten. Lesen Sie hier mehr zum Thema: Aus Protest gegen die ICE-Trasse: Naturschützer und Bürgerinitiativen verlassen den Planungsdialog Die Fahrzeit von 31 Minuten ist gesetzt Der Planungsdialog soll also verändert werden, in der Sache bleibt die Bahn jedoch hart: Die 31 Minuten seien als "verkehrliches Ziel" durch den Bund gesetzt. "Nur damit kann der Deutschlandtakt auf dieser Strecke gefahren werden." Dieser Fahrplan soll Metropolen künftig in einem festen Takt verbinden. Das stärke nicht nur den Fernverkehr, sondern auch den Nahverkehr und damit auch die Anbindung der ländlichen Regionen, so ein Bahnsprecher. Hierfür brauche es eine "moderne und robuste Infrastruktur und vor allem auch mehr Platz auf den Gleisen". Welche Vorteile die Region von dem Trassen-Neubau haben könnte, stellte Projektleiter Carsten-Alexander Müller am Dienstagabend erstmals ausführlich dar. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Kritiker den Planungsdialog aber bereits verlassen. Müller zählte insgesamt elf "Verbesserungen für Reisende im Nahverkehr" auf: So könnte das Konzept einer S-Bahn OWL mit deutlich mehr Zügen und neue Halten in Gohfeld, Herford, Vlotho, sowie Detmold-Süd und Nieheim-Himminghausen verwirklicht werden. Die Strecke Herford-Bad Salzuflen könne ohne Umstieg an Bielefeld angebunden werden. Doch auch Fernverkehrszüge nach Osnabrück und Amsterdam könnten beschleunigt werden, am Neubau könnten neue Haltepunkte in Möllbergen, Auetal oder Nenndorf entstehen. Insgesamt werde ein schnellerer Nahverkehr in der Region möglich und es gebe mehr Kapazität zwischen Hannover und Minden. In Niedersachsen könne die Deisterbahn darüberhinaus für eine schnelle Verbindung Hannover-Barsinghausen ans bestehende Netz angebunden werden. Die Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen könne reaktiviert und der Knoten Wunstorf entlastet werden, was der S-Bahn Hannover bis Minden und ins Schaumburger Land zugutekomme und Streckenreaktivierungen zwischen Bokeloh und Steinhude ermögliche. Kommt der Bahn-Beauftragte zum nächsten Treffen? Auf Nachfrage der NW, warum diese Liste erst im dritten Planungsjahr erläutert werde, erklärte ein Bahnsprecher: "Diese Vorteile für die Region wurden in den vielen Gesprächen mit der Region ermittelt und erstmalig aufgezeigt. Die Untersuchungen dazu werden in der weiteren Planung intensiviert." Noch ist offen, ob Verkehrsminister Volker Wissing oder der Bahn-Beauftrage der Bundesregierung Michael Theurer (beide FDP) künftig am Planungsdialog teilnehmen. Das Ministerium reagierte am Mittwoch nicht auf eine Anfrage der NW. Mehr Informationen zur ICE-Trasse "Hannover-Bielefeld" gibt es hier. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Minden-Lübbecke und dem Kreis Herford

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