ICE-Trasse: Vieles deutet auf den Neubau durch Bad Oeynhausen und Herford

Bad Oeynhausen. Die Deutsche Bahn hat ihren Suchraum für den Neubau einer ICE-Trasse in Ostwestfalen erheblich eingeschränkt. Als das Projekt vor zwei Jahren startete, gab es nur eine zeppelinförmige Seifenblase auf der Landkarte. Inzwischen ist der Suchraum deutlich geschrumpft. Es sind nur noch wenige Korridore zwischen Bielefeld und Hannover übrig, auf denen Trassen für eine Fahrtzeit von 31 Minuten gebaut werden können. Wer auf die aktuelle Planungskarte schaut, erkennt: Herford wird auf jeden Fall vom Eisenbahnbau betroffen sein, aber auch in Bad Oeynhausen wird mit hoher Wahrscheinlichkeit gebaut - wenn alles so läuft, wie es sich die Bahn vorstellt. Ein kleiner grüner Zipfel bei Porta Westfalica nährt Befürchtungen, der Jakobsberg und die im Aufbau befindliche Erinnerungsstätte könnte doch einem Bahn-Tunnel zum Opfer fallen. Ein Bahnsprecher versichert auf Nachfrage der NW jedoch: "Der Jakobsberg und die Bückeburger Niederung sind sensible Bereiche." Die Bahn werde zu beiden Bereichen "genügend Abstand halten". Für Ostwestfalen-Lippe bedeuten diese Pläne aber nichts anderes als die Aussicht auf eine Eisenbahngroßbaustelle. Das Minden-Ravensberger Hügelland würde vermutlich mit zahlreichen Bahnbrücken und Tunnels übersät, die Landschaft auf links gezogen und darin ein Gleisbett aus Beton gegossen, auf dem die Züge mit Tempo 300 von Berlin nach Köln in vier Stunden durchrollen können. Das steckt hinter den 31 Minuten Fahrtzeit zwischen Bielefeld und Hannover. Sie sind das erklärte Ziel von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), das er allerdings von seinem Vorgänger Andreas Scheuer (CSU) übernommen hat. Hinter Herford gibt's mehrere Möglichkeiten Diese 31 Minuten Fahrtzeit schränken den Spielraum des Projektteams um Carsten-Alexander Müller von der Deutschen Bahn erheblich ein. Nach ihren Berechnungen müssen die Züge bei Herford die bestehenden Gleise verlassen und entweder südlich von der Kreisstadt Herford durch Elverdissen und Bad Salzuflen oder nördlich durch Falkendiek und Schwarzenmoor rollen. Hinter Herford spaltet sich der grüne Korridor in einen nördlichen und einen südlichen Bereich auf. Löhne, Bad Oeynhausen, Vlotho und Porta Westfalica liegen im nördlichen Korridor. Die Chancen, dass Teile vom Wittel, der Lohe und von Oberbecksen künftig zur ICE-Trasse werden, stehen nicht schlecht. Die Bahn hat nach Informationen der NW bereits das Für und Wider aller Korridore untersucht. Die Mindestanforderung von 31 Minuten Fahrtzeit erfüllen sechs von zehn untersuchten Korridoren im Suchraum. Doch nicht jeder dieser sechs Korridore ist in den Augen der Bahner gleich gut geeignet für einen ICE-Trassenneubau. Die folgenden Kriterien hat die Bahn nach Informationen der NW selbst gesetzt: Anschluss an die IC-Trasse Osnabrück-Hannover, Möglichkeiten für Nah- und Güterverkehr, Einschränkung für Bahn-Kunden und vorgezogener Kapazitätszuwachs. Kombinierter Ausbau und Neubau in OWL? Demnach bekommen Trassen südlich von Herford durch Elverdissen und Bad Salzuflen weitgehend grüne Signale von der Bahn. Diese Trassen würden sich grob an der Autobahn 2 orientieren, allerdings wohl in gradliniger Strecke von Herford über den Wittel und die Lohe und Oberbecksen über den bekannten sehr schmalen grünen Korridorzipfel nach Porta Westfalica führen. Einziges Manko aus Sicht der Bahn: Ihre Kunden würden womöglich teilweise mit Einschränkungen rechnen müssen. Das gilt aber vermutlich nicht für die Neubau-Abschnitte in OWL, sondern für den Fall, dass diese Trasse in Niedersachsen weiter entlang der bestehenden Gleise gebaut werden würde. Ein violetter Farbklecks auf der Karte zeigt an, dass sich die Bahn Gedanken über Synergieeffekte für ihr Hochgeschwindigkeitsnetz gemacht hat. Eine neue Gleis-Spange hinter Minden könnte die Strecke Amsterdam-Osnabrück-Hannover auf die neue Hochgeschwindigkeitstrasse führen. Der Verkehrsclubs Deutschlands (VCD) hat sich für einen kombinierten Ausbau und Neubau in OWL stark gemacht. Dabei müsste die ICE-Trasse bloß zwischen Bad Oeynhausen und Hannover neu gebaut werden. Die Bahn hat für diese Strecke jedoch 36 Minuten Fahrtzeit errechnet. Damit erfüllt sie nicht das Mindestkriterium des Verkehrsministers.

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