Explodierende Batterien: Dritter Brand in einem Jahr bei Firma in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Da war nur noch wenig zu retten. Als die Einsatzkräfte der Feuerwehr nur wenige Minuten nach der Alarmierung am Freitagmorgen gegen 0.30 Uhr auf dem Kottmeyerschen Firmengelände an der Brückenstraße eintrafen, stand die Halle des Entsorgungsbetriebes Relux bereits lichterloh in Flammen. Vollbrand nennt das der Leiter der hauptamtlichen Wache, André Tegeler. Schon beim Eintreffen war für die Feuerwehrmänner der Wache ersichtlich: Es braucht mehr Personal. Insgesamt 170 Kräfte waren in den Nachtstunden in Werste im Einsatz. Unterstützung bekamen sie aus den Nachbarstädten - auch kreisübergreifend. Weil explodierende Batterien und mögliche Schadstoffe eine Gefahr darstellten, wurde die Bevölkerung über Warn-Apps informiert. Die Löscharbeiten dauerten bis zum Morgen, ein großer Teil der Halle ist eingestürzt. Erst vor 14 Tagen war die Feuerwehr zu einem Brand auf dem Außengelände der Firma gerufen worden. Der Hof steht voll mit Fässern, in denen Altbatterien und Alt-Akkus lagern. Auch in der Halle selbst, die sich auf der rückwärtigen Seite des Geländes befindet, waren Blei-Akkus, Lithium-Ionen-Akkus und Batterien gelagert. "Ziemliche Massen", wie Tegeler den Einsatzort beschreibt. Und somit auch eine hohe Gefahr durch Rauchgase. Zudem habe ein Übergreifen des Brandes auf das außen liegende Lager verhindert werden müssen. Vorteil: Die Wetterlage war sehr klar, somit stieg die Rauchsäule gerade in den Himmel. "Wir haben zusätzlich überörtlich alarmiert", erklärt Tegeler. Der Messzug des Kreises nahm rund um das Gelände sowie bis zur Pohlschen Heide und auch gen Süden gut 20 Messungen vor. "Alles im grünen Bereich", vermeldeten die Verantwortlichen. Trotzdem wurde über die Apps Katwarn und Nina die Bevölkerung unterrichtet: "Damit der, der nicht schläft, reagieren kann." Auch wenn die Messwerte nicht überschritten wurden: Anwohner aus dem benachbarten Ostscheid meldeten am Mittag eine Rußschicht. Wie Sven Schütte, dessen Auto ganz fein schwärzlich überzogen war. Wenn das auf dem Auto liegt, so mutmaßte er, liege die Schicht vermutlich auch auf Haus und Gemüsebeeten. Dritter Einsatz in diesem Jahr bei Relux Bereits zum dritten Mal musste die Feuerwehr in diesem Jahr zum Entsorgungsbetrieb Relux ausrücken, erst 14 Tage ist der letzte Einsatz her. Und auch dieses Mal zeigten sich die gleichen Probleme: "Eine sehr schlechte Wasserversorgung", bilanziert Tegeler. Die Mengen, die für die Löscharbeiten benötigt wurden, standen nicht zur Verfügung. "Wir haben auch auf Löhner Gebiet zurückgegriffen." Trotzdem reichte es nicht. Auch Tanklöschfahrzeuge aus dem Kreis Herford konnten die Lücken nicht schließen. "Der Pendelverkehr kostete zu viel Zeit", erklärt Tegeler, der deshalb den Wasserförderzug NRW, bestehend aus Kräften der Freiwilligen Feuerwehr Rahden, alarmieren ließ. "Die haben eine konstante Wasserversorgung aus der Werre aufgebaut." Deutlich dickere Schläuche und Rohre transportierten von dort das Wasser über die Brückenstraße zum Gelände. Eine unerschöpfliche Quelle, wie Tegeler die Werre bezeichnet, die genug Wasser biete. Von zwei Drehleitern aus Bad Oeynhausen und Porta Westfalica und vom Boden aus wurde die Halle zeitgleich gelöscht. Für die Bad Oeynhausener Wehr ist der Einsatz der größte der vergangenen Jahre. Und dann noch einer mit einem hohen Gefährdungspotenzial. Bereits beim Eintreffen war ein Teil des Daches eingestürzt, die Flammen schlugen aus dem Gebäude. Außerdem war eine Außenwand nahezu komplett eingestürzt. Dicke Stahlträger hingen verbogen in der Luft und machten dadurch das Ausmaß der Hitzeentwicklung und der Temperaturen am Brandort deutlich. Auch tauchten immer wieder Glutnester auf, die mittels Löschschaum erstickt werden sollen. Noch am frühen Morgen sind immer wieder Rauchschwaden zu sehen. "Wir haben unseren Einsatz hier um kurz nach 8 Uhr beendet", erklärt Tegeler. Eine Wasserleitung aber habe man liegen gelassen. "Die Mitarbeiter der Firma wollen mit eigener Manpower kleinere auftauchende Glutnester löschen", erklärt der Chef der Feuerwache. Eine ungewöhnliche Aktion. Aber: "Es gibt vor Ort Angestellte, die firm sind, die Rohre zu bedienen. Wir sprechen auch nicht von Brandbekämpfung, sondern von Schutz." Lesen Sie hier mehr zum letzten Einsatz auf dem Gelände: Explosionen "Batterien kamen uns wie ein Feuerwerk entgegen": Brand bei Bad Oeynhausener Firma Kottmeyer Explodierende Batterie unter Schutzkleidung geflogen Die Gefahr dieses Einsatzes zeigt sich auch an einem leicht verletzten Feuerwehrmann. Ihm war eine explodierende Batterie unter die Schutzkleidung geflogen und hatte ihn am Handrücken verletzt. "Ist zum Glück alles glimpflich ausgegangen", sagt Tegeler. Noch vor Ort wurde der Mann von den Sanitätern verarztet. Tegeler: "Das war hier teilweise so laut wie ein Silvesterfeuerwerk." Dass niemand verletzt wurde, das ist auch für Firmenchef Jost Kottmeyer das Wichtigste. "Es war zum Glück niemand in der Halle. Die Spätschicht war bis 22 Uhr im Dienst. Die werden wir später zu Auffälligkeiten befragen. Und die Frühschicht, die werden wir gleich wieder nach Hause schicken", sagt Kottmeyer am frühen Morgen. Denn vorerst steht der Betrieb bei Relux still. Maschinen, Fahrzeuge und einige Altbatterien (laut Firmenangaben soll es sich dabei ausschließlich um Haushaltsware, also Batterien aus Taschenlampen, Radioweckern oder Fernbedienungen, aber nicht aus Elektroautos, handeln) fielen den Flammen zum Opfer. "Das war ja unsere Verarbeitung - kein Lager." Kottmeyer geht davon aus, dass die Halle erst einmal von der Kripo beschlagnahmt wird. Und das wurde sie auch, wie Polizeisprecher Thomas Bensch auf Nachfrage der NW mitteilt. Allerdings seien die Brandermittler der Polizei noch nicht in der Halle gewesen. Zu heiß, nennt er als Grund. "Der Versicherer des Unternehmens hat nach Rücksprache mit der Polizei einen Gutachter beauftragt, der dann zusammen mit unseren Beamten tätig wird." Nach Polizeiangaben hat ein 39-jähriger Zeuge das Feuer gemeldet. "Es soll im Bereich der Sortieranlage für die Batterien ausgebrochen sein", so Bensch. Der auch berichtet, dass der Firmeninhaber den entstandenen Schaden auf etwas mehr als vier Millionen Euro schätzt. Vor Ort waren am Freitag,den 28. Oktober, auch Vertreter der Bezirksregierung, des Umweltamtes des Kreises und der unteren Wasserbehörde. "Direkt hinter der Halle fließt ein Bach", erklärt André Tegeler deren Benachrichtigung. Möglicherweise kontaminiertes Löschwasser sei nicht zu unterschätzen und nicht zu vernachlässigen. Auf Anordnung der Bezirksregierung muss zudem das Außenlager teilweise entfernt werden. Die Batterien, die zu nah am Brandort gelagert sind, müssen anderweitig untergebracht werden.

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