Nach Großbrand in Löhne: Warum die Verwertung von Altbatterien so brandgefährlich ist

Löhne. Jost Kottmeyer, Geschäftsführer von Relux-Rohstoffe, ist trotz allem Unglücks froh. Froh vor allem, dass niemand ernsthaft bei dem Brand auf dem Standort seiner Firma in Löhne zu Schaden gekommen ist. &bdquo;Das ist das Allerwichtigste.“ Dem Feuerwehrmann, der bei den Löscharbeiten an der Schulter verletzt wurde, geht es inzwischen wieder gut. Nun wird bei Relux aufgeräumt, wo schon aufgeräumt werden kann, solange die Brandermittlungen laufen. Und mit Versicherungen und Behörden kommuniziert. &bdquo;Zum Glück haben alle Vorsichtsmaßnahmen mit Schulungen und Evakuierungsplan gut funktioniert“, sagt Kottmeyer. &bdquo;Es konnten sich alle in Sicherheit bringen.“ Er spricht noch einmal ausdrücklich seinen Dank aus: An die Feuerwehr, die für die Löscharbeiten verantwortlich war, an die umliegenden Unternehmen, die Verständnis und Unterstützung gezeigt haben und an die Firma Schulten & Sohn, die für einen nahtlosen Abtransport des Löschwassers gesorgt habe. Den Schaden kann Jost Kottmeyer zu diesem Zeitpunkt noch nicht beziffern. Es habe zum Glück vor Ort viele Sicherheits- und Vorsichtsmaßnahmen gegeben, darunter auch spezielle Brandmauern zwischen den drei Hallen am Standort. Dank dieser und &bdquo;vor allem durch den Einsatz der Feuerwehr“, sei tatsächlich nicht alles abgebrannt. Recyclinganlage hat nicht gebrannt &bdquo;Die dritte Halle konnte gerettet werden“, sagt Kottmeyer. Diese sei tatsächlich die Halle, in der die eigentliche Recyclinganlage für Batterien steht. &bdquo;In den beiden anderen Hallen wurde sortiert.“ Diese seien nun niedergebrannt, sortiert werden könne aber auch zum Beispiel am anderen Standort in Bad Oeynhausen an der Brückenstraße. Jost Kottmeyer hofft nun, dass die Verwertungsanlage in der dritten Halle so schnell wie möglich wieder in Betrieb genommen werden kann. &bdquo;Zurzeit sind wir jedoch noch ohne Strom.“ Dass das schnell geht, sei nicht nur im Interesse seines Unternehmens. &bdquo;Aktuell ist das die einzige Verwertungsanlage für Alkali-Mangan-Batterien in Deutschland“, erklärt der Geschäftsführer. Bis vor Kurzem habe es noch eine weitere Anlage in Offenbach gegeben, die durch ein anderes Unternehmen betrieben wurde. Wegen eines Brandes sei diese jedoch nicht mehr aktiv. Zum Thema: Die Ruhe nach dem Sturm: Großbrand in Löhne hinterlässt Millionenschaden Welche Batterien in Löhne recycelt werden Alkali-Mangan-Batterien gehören zu den klassischen nicht wiederaufladbaren Haushaltsbatterien. Wenn diese nicht recycelt werden, müssen sie gelagert werden – wenn Lagerkapazitäten ausgereizt wären, stünden sie dann im Zweifel länger an den Sammelstellen im Handel, den Wertstoffhöfen oder vielen freiwilligen Sammelstellen erklärt Kottmeyer. Dieses Negativszenario bestätigt auch Falk Petrikowski, Batterie-Experte vom Umweltbundesamt. &bdquo;Das sind im Prinzip viele kleine Einrichtungen, die möglicherweise von fehlenden Sortier- und Recyclingkapazitäten betroffen sein könnten. Wir haben insgesamt mindestens 100.000 Sammelstellen bundesweit.“ Auf Dauer sei das Lagern, in kleinem oder großem Maßstab, jedoch keine Lösung. Verlängerte Verweildauern, in kleinem oder großem Maßstab, seien jedoch keine gute Lösung. &bdquo;Das Lagern von Batterien ist nicht frei von Gefahren. Der Grund liegt in der heutigen Brandgefahr der Altbatteriegemische“, erklärt Petrikowski. Video vom Brand Warum brennt es immer wieder? Und die gehe vor allem von Lithium-Ionen-Akkus, teilweise auch beschädigten, aus, die zusammen mit den anderen Batterien entsorgt werden. &bdquo;Lagerbestände sollten aus diesem Grund proaktiv überwacht werden. Beispielsweise können große Abstände zwischen den Lagermengen ein Übergreifen des Feuers im Brandfall und so einen Domino-Effekt verhindern“, sagt er. Lesen Sie auch: Großbrand bei Löhner Rohstoff-Firma: Dunkle Rauchwolke kilometerweit zu sehen Ob es auch beim aktuellen Brand am Löhner Standort von Relux eine lithiumhaltige Batterie war, die ihn ausgelöst hat, ist noch unklar. Die Brandursache ist noch nicht ergründet. Allerdings ist klar, dass die Akkus, die eine immer wichtiger werdende Rolle in Haushaltsgeräten und auch in der E-Mobilität spielen, regelmäßig Feuer verursachen. &bdquo;Batteriebrände gerade im Entsorgungsbereich und deren wirksame Vermeidung sind Themen, die uns gerade sehr beschäftigten“, berichtet Petrikowski. &bdquo;Die sind wortwörtlich brandgefährlich“, sagt auch Jost Kottmeyer über die Lithiumakkus. Relux war in den vergangenen Jahren von insgesamt fünf Bränden in Bad Oeynhausen und nun in Löhne betroffen. Das sei schon frustrierend, gibt er zu. In der neuen Sortieranlage an der Brückenstraße habe Relux darum noch stärker auf den Brandschutz geachtet als vorher schon. Spezielle Sensoren ermöglichen eine Früherkennung. &bdquo;Wir haben hier auch eine direkte Aufschaltung zur Feuerwehr. Das verkürzt die Meldekette.“ Aktuell wird auch ein Löschwasser-Rückhalte-Becken am Standort gebaut. Schutz der Mitarbeiter geht vor Auch am Scheidkamp seien viele Vorsorgemaßnahmen getroffen worden. &bdquo;Aber wenn ein Brand ein bestimmtes Ausmaß erreicht, kann man die Ausbreitung kaum verhindern. Dann ist es wichtig, dass die Mitarbeiter sich schnell in Sicherheit bringen“, betont Jost Kottmeyer. Am Tag des Brandes waren etwa zehn Mitarbeiter vor Ort. &bdquo;Wir beschäftigen am Scheidkamp 23 Mitarbeiter in drei Schichten.“ Insgesamt arbeiten an allen Standorten rund 100 Menschen in der Batterieverwertung. Das sei auch ein Grund, warum sie nach so vielen Bränden dennoch weiter im Geschäft sind. &bdquo;Und wir glauben auch, dass wir das können. Wir sind schon lange im Markt“, ergänzt Clas Ötting, kaufmännischer Leiter bei Relux. Da, wo Lithium-Ionen-Akkus gelagert und transportiert werden, müsse leider einfach mit Bränden gerechnet werden. &bdquo;Noch schlimmer ist es, wenn diese im Restmüll landen“, meint Jost Kottmeyer. Das betont auch Batterie-Experte Petrikowski: &bdquo;Das ist echt ein Problem, das vor allem mit enormen Gesundheitsgefahren für die Beschäftigen einhergeht und parallel auch die Umwelt gefährden kann. Der Grund sind sicherheitsrelevante Prozesse mit anderer Schwerpunktsetzung, als in der Altbatterieentsorgung, da Altbatterien im Restmüll eigentlich nicht existieren sollten. Und dennoch landen aktuell immer noch etwa 10 Prozent der Batterien im Restmüll“ erklärt Petrikowski, der auf die Ergebnisse einer bundesweiten Restabfallanalyse des UBA verweist. Nicht mit einberechnet in diese 10 Prozent sind entsprechend Altbatterien, die in anderen Abfallsystemen oder sogar in der freien Landschaft landen. Brandgefahr in der Schublade Insgesamt kommen aktuell nur rund 50 Prozent der in Umlauf gebrachten Batterien wieder in der Entsorgung an. Wo die andere Hälfte bleibt, kann nicht genau gesagt werden, es könnten aber nicht wenige davon in den Schubladen oder Regalen der Verbraucher schlummern. Was Falk Petrikowski dazu führt, folgende Bitte auszusprechen: &bdquo;Bringen Sie Ihre Altbatterien zu den Sammelstellen, beispielsweise im Handel oder auf Wertstoffhöfen. Gleichzeitig tragen Sie zur Stärkung der Recyclingaktivitäten bei und verringern das Gefahrenpotenzial in Ihrem Haushalt.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Obwohl die Menge der Altbatterien im Verhältnis zu anderen Abfallarten sehr gering sei, gebe es nicht ohne Grund eine eigene Entsorgungsstrategie: Sie bergen aufgrund von gefährlichen Inhaltsstoffen, Schwermetallen oder eben auch wegen des Brandrisikos hohe Gefahren. Das gelte auch für größere Exemplare, zum Beispiel im Akkuschrauber. &bdquo;Die werden oft noch später weggebracht, weil ihnen ein bestimmter Wert zugeschrieben wird.“ Entsorgen sollten die Verbraucher Altbatterien natürlich fachgerecht, an den Sammelstellen im Handel oder beim lokalen Wertstoffhof.

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