Schwierige Immobilie: Bad Oeynhausener Lenné-Karree soll verkauft werden

Bad Oeynhausen. Der Eigentümer lässt alle Anfragen der Redaktion unbeantwortet. Dafür gibt es gleich zwei Bad Oeynhausener, die bestätigen: "Das Lenné-Karree wird zum Verkauf angeboten". Mojtaba Fathi ist einer von ihnen. "Ich führe seit längerer Zeit konkrete Verhandlungen mit der Kölner Akkon Group", berichtet er im Gespräch mit der NW. Für sein Kaufinteresse nennt er nicht nur wirtschaftliche Gründe. Der 67-jährige im Iran geborene Fathi ist Informatiker, hat viele Jahre unter anderem eine Software-Firma in Bielefeld geführt. "Ich habe mich schon immer für Immobiliengeschäfte interessiert", sagt er. Mittlerweile habe er sich aus der EDV-Arbeit zurückgezogen, konzentriere sich nun ganz auf die bisherige Nebentätigkeit. "Mir geht es nicht um die Entwicklung neuer Projekte, sondern um Mieteinnahmen", nennt er als wesentlichen Aspekt seiner Investitionen. Passende Objekte habe er beispielsweise nicht nur in Hamburg, sondern auch in Bad Salzuflen gefunden. Und auch in Bad Oeynhausen, seit 35 Jahren sein Wohnort. Fathi gehört nicht nur ein Geschäftshaus an der Herforder Straße. Seit Januar 2012 ist er Eigentümer des Gebäudes am ZOB, in dem sich unter anderem das City Hotel Mercure befindet. In einem langwierigen Versteigerungsverfahren hatte er mit einem Gebot über eine Million Euro letztlich den Zuschlag erhalten. Ein Bekannter habe ihn dann vor über einem Jahr auf das Lenné-Karree aufmerksam gemacht. "Solche Objekte werden nicht auf gängigen Plattformen im Internet angeboten, dafür braucht man persönliche Kontakte", betont Fathi. Eine Einschätzung, die ein anderer Bad Oeynhausener bestätigt. Der Projektentwickler ist der Redaktion bekannt, will aber nicht öffentlich genannt werden. "Mir ist das Lenné-Karree im Frühjahr zum Verkauf angeboten worden", berichtet er. Allerdings habe sich die Angelegenheit für ihn schon "innerhalb eines Wimpernschlages erledigt". Neben dem seiner Meinung nach viel zu hohen Preis habe ihn vor allem ein anderer Aspekt von Verhandlungen abgehalten: "Am Gebäude fehlen Parkplätze". Stadtsparkasse hat 45 Millionen Mark investiert Dieses Manko ist natürlich auch Fathi bekannt, es schreckt ihn aber nicht ab: "Das Parkhaus Sültebusch und die Tiefgarage am ZOB sind ja in direkter Nähe und gut zu erreichen". Er nahm jedenfalls vor über einem Jahr Kontakt mit dem Verkäufer auf. Im November 1999 war das Lenné-Karree auf dem Gelände des früheren Kaufhauses Hitzemann eröffnet worden. Die Stadtsparkasse hatte rund 45 Millionen Mark in das Projekt investiert - einschließlich Grundstückskauf, Abriss und Neubau. 7.100 Quadratmeter Nutzfläche stehen auf sechs Etagen für Büros und Geschäfte zur Verfügung. 17 Jahre später trennt sich die Sparkasse von ihrer Immobilie, zum 1. Januar 2017 wird das Gebäude an die Kölner Gesellschaft Situs verkauft. "Wir wollen uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren", nannte Hans-Jürgen Nolting, Vorstand der Stadtsparkasse, damals als Grund. Der Kaufpreis, über den beide Seiten Stillschweigen vereinbart hatten, werde unter anderem in das Kreditgeschäft investiert. Langfristiges Engagement versprochen "Die zentrale Lage und den hervorragenden Erhaltungszustand" hatte Peter Zimmermann als wichtige Kriterien für die Kaufentscheidung genannt. Zimmermann ist Geschäftsführer der Kölner Akkon Group, er hatte die Verkaufsverhandlungen begleitet und zeichnet seitdem für die Center-Verwaltung verantwortlich. Gegenüber der Lokalredaktion hatte er damals versprochen, dem neuen Eigentümer gehe es um einen langfristigen Bestand: "Die Immobilie soll nicht in wenigen Jahren weiterverkauft werden". Ob und warum sich diese Vorhaben geändert hat - von Zimmermann hat die Redaktion auf diese Fragen keine Antwort erhalten. "Ich führe seit über einem Jahr Verkaufsverhandlungen", betont aber Mojtaba Fathi. Mit sechs bis sieben Millionen Euro beziffert er den Preis, den er zu zahlen bereit sei, macht den aber von einer Bedingung abhängig: "Das Gebäude muss zu 90 Prozent vermietet sein". Schließlich seien es diese Einnahmen, die das Objekt für ihn interessant mache. Ein Umbau sei jedenfalls nicht geplant. Bei einem größeren Leerstand müsse sich das natürlich am Kaufpreis bemerkbar machen. "Die Bausubstanz ist gut", hat er nach mehreren Besichtigungen auch in Anwesenheit von zwei Gutachtern erkannt. Der Heizungsausfall, der den Mietern mehrere Wochen lang eine Nutzung ihrer Räume unmöglich machte, ist ihm bekannt, bereitet aber keine Sorgen. Der Eigentümer habe eine Reparatur versprochen. Dieses Versprechen ist mittlerweile eingelöst. "Die Vermietung ist ein schwieriges Geschäft", musste schon Hans-Jürgen Nolting erkennen. Erst neun Jahre nach der Eröffnung konnte er erstmals die 100-prozentige Vermietung erreichen. Allerdings nicht von langer Dauer. Mit dem Auszug des Discounters Rossmann, der Sportwelt und eines Restaurants gab es bald größere Leerstände. "Mit 80 Prozent" bezifferte Nolting die Vermietungsbilanz beim Verkauf der Immobilie 2016. Hitzemann war ein Stück Heimat Aktuelle Angaben vom Eigentümer erhält die Redaktion derzeit nicht. Sie weiß allerdings, dass zumindest mit der Agentur für Arbeit ein langfristiger Mieter im nächsten Jahr das Lenné-Karree verlassen wird. Der Mietvertrag der Barmer Ersatzkasse läuft nach Angaben von Regionalleiter Thorsten Arning noch fünf Jahre. "Langfristige Mietverträge" gibt es nach Angaben von Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich auch für die Stadtbibliothek und den Fachbereich Jugend. "Greenfiber" und das Restaurant Stadtglück haben Verträge als Kurstadtladen mit einer mindestens dreijährigen Laufzeit. Die Räume des Discounters Rossmann stehen weiter leer. Rewe-Pressesprecher Thomas Bonrath dementiert Gerüchte, dass sich der Lebensmittel-Konzern für das Lenné-Karree interessiere: "Rewe plant keinen Markt in Bad Oeynhausen". Auch für Mojtaba Fathi scheint es noch Klärungsbedarf zu geben. Auf Nachfrage der NW erklärt er am Dienstag, zwei Wochen nach dem ersten Gespräch: "Es gibt noch keine Neuigkeiten". Damals hatte er sowohl einen baldigen Vertragsabschluss samt Notartermin wie auch einen Abbruch der Verhandlungen für möglich gehalten. An dieser Einschätzung hat sich wohl noch nichts geändert. Wobei Fathi schon damals deutlich gemacht hat, dass seine Verhandlungsbereitschaft für das Lenné-Karree besonders groß sei. Bei dem Objekt gehe es nicht nur um wirtschaftliche Interessen. Viele Jahre sei er früher mit dem Zug von seiner Arbeitsstelle in Bielefeld zurück nach Bad Oeynhausen gefahren. Kurz vor Erreichen des Bahnhofs habe er dann den beleuchteten Schriftzug am ehemaligen Kaufhaus Hitzemann gesehen. "Dann wusste ich immer, du bist gleich zu Hause", erinnert sich Fahti. Den Abriss des Gebäudes habe er stets auch als persönlichen Verlust empfunden. Allerdings habe das Lenné-Karree als Nachfolger nun auch ein Zeichen für die Kurstadt gesetzt. Fathi: "Das möchte ich nun gern erhalten".

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