Café statt Bioladen Veränderung im Bahnhof Bad Oeynhausen: "Unverpackt" ist nach neun Monaten Geschichte

Bad Oeynhausen. Die Wehmut ist ihnen anzumerken. Etwas niedergeschlagen verkünden Dimitrij Nikulicev und Orhan Bro das Ende ihres "Unverpackt"-Ladens. Doch einfach aufgeben ist für die beiden Unternehmer keine Option. Stattdessen setzen sie im Bad Oeynhausener Nordbahnhof auf ein neues Konzept. Noch in diesem Monat soll das Café mit Shop starten. Derzeit laufen die Umbauarbeiten. Der Ausverkauf ist beendet, nur noch wenige unverpackte Lebensmittel sind in den Behältern, das Geschäft vorübergehend geschlossen. Mit Folie ist die große Fensterfront zum Inneren des Bahnhofes abgehangen, drinnen liegen Bretter und Baumaterialien. Der Ankermieter der Stadt und des Wirtschaftsförderer Patrick Zahn für den renovierten Bahnhof hat nach nicht einmal einem Jahr geschlossen. Im Sommer 2018 hatten Orhan Bro und Dimitrij Nikulicev ihre Bio-Provinz an der Herforder Straße eröffnet und waren damit einer der ersten Unverpackt-Läden der Region. Das Konzept kam an, die Kundenschar wuchs. Mit dem Kauf des Bahnhofes und der Modernisierung setzte die Stadt im vergangenen Jahr auf Bro und Nikulicev. Sie sollten Leben in den Bahnhof bringen. Beide Seiten hatten stetigen Kundenstrom vor Augen, als Ende November der Bio-Laden eröffnete. Nur neun Monate später ist es damit vorbei. Noch kürzer war die Phase der Zweigstelle in Herford, dort schlossen die beiden ihre Bio-Provinz nach gerade einmal vier Monaten. Der Umsatz blieb aus "Seit der Ukrainekrise sind die Kunden weggeblieben", bilanziert Dimitrij Nikulicev. Der Umsatz sank, viele Produkte waren nicht mehr lieferbar, die verbliebenen hatten plötzlich massive Preissteigerungen. "Die waren wirklich enorm", winkt Nikulicev ab. Parallel dazu halten die Bad Oeynhausener offenbar ihr Geld zusammen. Denn der nächste teure Winter steht bevor. "Die Kunden sparen dann bei den Bio-Produkten", sagt Orhan Bro. Etwas, das auch andere Biounternehmen bereits feststellen konnten. "Wir haben dann kurzzeitig konventionelle, günstigere Produkte ins Sortiment aufgenommen", erklärt Nikulicev. "Aber die haben nicht den Umsatz gebracht, den wir gebraucht hätten", gibt er zu. Weshalb die beiden Freunde und Geschäftspartner nun die Reißleine ziehen. "Wir haben mit der Stadt gesprochen und sind gut beraten worden", lobt er. Die Idee: ein Café für den Bahnhof. "Mit einem kleinen Shop im hinteren Bereich, in dem wir regionale Produkte verkaufen. Wir möchten zeigen, was Bad Oeynhausen zu bieten hat", gibt Dimitrij Nikulicev einen Ausblick. Die sind dann zwar nicht streng bio, aber eben aus der Umgebung. "Bei der Lage bietet sich einfach ein Café an", ist Orhan Bro überzeugt. "Das macht in dieser Zeit mehr Sinn als ein Bioladen", ergänzt Nikulicev. Zumal sie durch den Mietvertrag noch einige Jahre an den Standort im Bahnhof gebunden sind. Hoffnung auf Außengastronomie Rund zwei Drittel der 200 Quadratmeter Fläche sollen noch im September zum Cafébereich werden. "Wir wollen unsere eigene Kaffeemarke rausbringen, natürlich bio und fairtrade", kündigt Dimitrij Nikulicev an. "Damit ein Teil des ursprünglichen Spirits weiter besteht." Hinzu soll Gebäck - auch zum Mitnehmen - kommen, sowie möglichst auch ein kleiner Bereich an Außengastronomie. Mit dem Cafébetrieb kennen sich die beiden schließlich aus, seitdem sie das Café auf der Aqua Magica übernommen haben. "Das hat in den vergangenen Monaten die Bio-Provinz getragen", geben sie zu. Auch wenn die Zahl der Kunden dort ebenfalls wachsen könnte. "Dafür planen wir eigene Veranstaltungen", sagen die Pächter. Auch dort im Grenzgebiet von Bad Oeynhausen und Löhne haben sie renoviert. "Ist schön geworden", betont Nikulicev. Und weiß: "Das im Bahnhof wird auch schick."

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