So kämpft sich das GOP aus der Coronakrise

Bad Oeynhausen. Der Laden brummt. Jedes Wochenende zwei Hochzeiten, dazwischen Varieté-Vorstellungen, Restaurantgeschäft, Abi-Bälle. Das GOP-Theater im Kaiserpalais mit Restaurant und Eventbetrieb kann sich derzeit vor Aufträgen kaum retten. Die Gäste sind in Feierlaune. Es gibt offenbar einiges nachzuholen nach zwei Jahren Coronakrise. Die Feierwilligen treffen aber auf deutlich weniger Mitarbeiter in der Gastronomie. Viele haben der Branche den Rücken gekehrt. Das hat Folgen. Das GOP musste deshalb zum Beispiel Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) einen Korb geben. Vor dem Sommerkonzert im Kurpark hat die Staatskanzlei beim größten Gastronomiebetrieb in der Kurstadt angefragt, ob man den Ministerpräsidenten und seine Gäste in der Wandelhalle bewirten könne. Theaterdirektor Christoph Meyer bestätigt das beim Ortstermin mit der Industrie- und Handelskammer (IHK). "Wir hatten aber nicht genügend Kapazitäten frei", sagt Meyer. Ausgerechnet an diesem Wochenende waren nämlich ebenfalls zwei Hochzeitsfeiern im Kaiserpalais fest eingeplant. "Und wenn wir etwas machen, dann richtig - oder gar nicht", sagt der Theaterdirektor. Meyer sagte also dem Ministerpräsidenten ab, schweren Herzens. Das Sommerfest mit rund 6.000 Besuchern im Park und etwa 400 geladenen Gästen in der Wandelhalle hat trotzdem stattgefunden. Die Absage des größten Gastronomiebetriebs der Kurstadt wirft allerdings ein Schlaglicht auf die Personalsituation der ganzen Branche. Beim GOP fehlen etwa 40 Aushilfen, die noch vor der Coronakrise vor allem im Eventbereich gearbeitet haben. Die festen Angestellten sind nach Auskunft des Theaterdirektors bis auf zwei alle weiter dabei. Zum August hat das GOP 15 Auszubildende eingestellt. "Und wir stellen weiter ein", sagt Ausbilderin Janine Wattenberg. Bewerbung über Instagram möglich Vor wenigen Jahren noch standen die Bewerber Schlange, um einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Inzwischen ist die Lage umgekehrt. Der demografische Wandel sorgt dafür, dass Bewerber sich die Stellen aussuchen können. Auch wenn nicht jeder Azubi seinen Traumberuf finden kann. Aber: Auch in der Gastro-Branche ist ein Wettbewerb um den Nachwuchs entbrannt. Das GOP nimmt inzwischen sogar Bewerbungen über soziale Medien wie Instagram entgegen, erklärt Janine Wattenberg. Die alten Förmlichkeiten auf Papier sind Vergangenheit. Unter den 15 Azubis im GOP sind allein sieben angehende Köche. "Drei bis vier Restaurantfachkräfte würden wir noch nehmen", sagt Wattenberg. Zur GOP-Gruppe gehören sieben Varieté-Theater und 800 Mitarbeiter. Das GOP in Bad Oeynhausen ist das größte Haus der Gruppe. Hier wurden zu Vor-Corona-Zeiten jährlich 100.000 Show-Gäste bewirtet und etwa halb so viele Event-Gäste. Das Lehrlingsgehalt ist mit rund 1.000 Euro im ersten Jahr zwar nicht üppig. "Wir bieten aber eine ganze Reihe von Boni an", sagt Theaterdirektor Meyer. Er setzt auf die Betreuung durch die erfahrenen Mitarbeiter. Während der Coronakrise durften die Lehrlinge beispielsweise in der Restaurantküche für die Prüfungen trainieren. Ausgebildet wird in fünf verschiedenen Berufen von der Bühne bis zum Backoffice, in der Küche und im Restaurant. Und auch danach gibt es Möglichkeiten, zum Beispiel für ein berufsbegleitendes Studium, sagt Meyer. Er hat das selbst so gemacht. Auch Unentschlossene finden eine Lehrstelle "Viele junge Leute setzen sich mit der Dualen Ausbildung viel zu wenig auseinander", sagt IHK-Präsident Wolf Meier-Scheuven. Er wolle mit seinem Besuch in Bad Oeynhausen deshalb "einen Scheinwerfer auf die Ausbildungsbetriebe" setzen. Mit Blick auf den eigenen IHK-Bezirk Ostwestfalen kann Meier-Scheuven zufrieden sein: "Die Ausbildungszahlen haben in allen Berufen zum 1. August zugelegt." 5.775 neue Ausbildungsverträge verzeichnete die IHK. Im Kreis Minden-Lübbecke gab es genau einen Ausbildungsvertrag weniger als in den Vorjahren. Im Mühlenkreis entschieden sich 462 junge Menschen und damit 7,4 Prozent mehr als im Vorjahr für einen technischen Beruf. Bei den kaufmännischen Berufen wurden 650 Verträge registriert, was einem Minus von 4,8 Prozent entspricht. "Alle unentschlossenen Schulabgänger haben gute Chancen, noch im Spätsommer in die Karriere zu starten", sagt Petra Pigerl-Radtke, Hauptgeschäftsführerin der IHK. Das gilt auch für Spätbewerber beim GOP. Ausbilderin Janine Wattenberg hat allerdings auch eine Bitte an die beiden IHK-Vertreter: Viele GOP-Azubis wollen sich nach der Ausbildung weiter qualifizieren, es geht um Zusatzqualifikationen wie Barkeeper, Barmixer, Pâtissier oder Sommelier. "Das ist in NRW aber schwierig", sagt Wattenberg. Die IHK im rheinland-pfälzischen Koblenz sei ganz gut aufgestellt, die Ausbildung aber meist nur in Vollzeit zu bekommen. Ihre Mitarbeiter wollten allerdings weiter nebenbei Geld verdienen. IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke erkennt das Problem und will sich kümmern: "Ist schon notiert."

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