Start-up-Boom in Bielefeld: Knapp 11.000 Neugründungen trotzen der Krise

Bielefeld. Lena Mohr strahlt. Ihr neu gegründetes Unternehmen läuft schon ziemlich gut. Sie kann davon zwar noch nicht leben, benötigt noch Unterstützung und schaut sich auch nach einem Nebenjob um. Aber &bdquo;Aufgeben ziehe ich nicht mal ansatzweise in Betracht". Sie ist damit eine von 10.915 neuen Unternehmerinnen und Unternehmern in Ostwestfalen im Jahr 2024. Die 29-Jährige bietet Workshops zu Feedback-Kultur in Unternehmen an. Ihr niederschwelliger Coup: Für 35 Euro verkauft sie online 52 kleine Karten, die Führungskräften helfen können, mit ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen qualifizierte Führungsgespräche zu führen, die über &bdquo;wie geht es dir" Fragen hinausgehen. Lesen Sie dazu auch: Hinterland of Things 2025: Künstliche Intelligenz erobert die Gründerszene Sie hat vor der Selbstständigkeit als Qualitätsmanagerin und als Projektmanagerin in Herzebrock und Bielefeld gearbeitet sowie Ökotrophologie studiert und den Master in Business Administration gemacht. Doch dann wollte sie ihre eigene Chefin sein. &bdquo;Ich will etwas verändern, damit Menschen sich am Arbeitsplatz wohler fühlen und gern arbeiten", sagt sie. Ihr Motto ist: Werdet besser. Feedback macht unschlagbar. Tatsächlich sind in ihrer Kartensammlung, die sie in eineinhalb Jahren zusammengestellt hat, überraschende Fragen und Themen, die die Führungskultur eines Unternehmens bereichern und Menschen miteinander ins Gespräch bringen können. Zahl der Unternehmensgründungen in Ostwestfalen ist leicht positiv Sie gehört damit zu einem Jahrgang von Neugründerinnen und Neugründern in der Region, den die Industrie- und Handelskammer mit einigem Stolz präsentiert. Denn nach einem kleinen Knick im Jahr 2022 ist die Zahl der Existenzgründungen 2024 wieder gestiegen. Sogar gegen den Bundestrend. Vor allem die Nebenerwerbsgründungen haben zugelegt. &bdquo;Das ist angesichts eines weiterhin wirtschaftlich herausfordernden Umfeldes ein klares Zeichen für die Stabilität der Gründerszene in der Region", kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke die Entwicklung. Vor allem die Nebenerwerbsgründungen haben zugelegt. Die Haupterwerbsgründungen gingen im Vergleich zum Jahr 2023 um 15,8 Prozent zurück. &bdquo;Nur wer von seiner Geschäftsidee vollends überzeugt ist, wagt den Schritt in eine Vollzeitgründung", so Pigerl-Radtke. Zum Hintergrund: Start-ups boomen in OWL: Gründungszahlen 2024 deutlich gestiegen Sorgenkind sei lediglich der Kreis Herford, der ein Minus von knapp zehn Prozent an Unternehmensgründungen verkraften muss. Eine schlüssige Erklärung dafür hat die IHK nicht. Vor allem Frauen jenseits der 40 wagen zunehmend den Schritt in die Selbstständigkeit. Auch wenn die Männer mit 66 Prozent aller Neugründer nach wie vor in der Mehrheit sind. Kathrin Teschke als IHK-Referentin für Existenzgründung sieht vor allem bürokratische und strukturelle Hürden, die Menschen daran hindern, ihr eigener Chef oder die eigene Chefin zu werden. Um diese Hürden zu überwinden, steht die IHK zur Seite. Neugründer Kahle baggert an Unternehmen aus Bahrain Davon hat Vito Kahle profitiert. Der 26-Jährige hat sein erstes Unternehmen sogar schon verkauft, um etwas Neues zu machen. Mit seinem Geschäftspartner Mats Rune Karlsson bietet er nun individuelle Kunstkonzepte für Büros, Foyers und Aufenthaltsbereiche an. Er hat schon große Unternehmen aus der Region auf sich aufmerksam gemacht und ist dabei, Kunden aus Bahrain zu gewinnen.

Meistgelesen