Das sagen SPD, CDU, Grüne und FDP in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Für den Kurstadt-Grünen Volker Brand ist das Ergebnis seiner Partei "ein Extrempunkt". Der ehemalige Bürgermeisterkandidat klingt am Telefon geradezu abgeklärt. Fast zehn Prozentpunkte haben die Grünen in der Kurstadt bei der Landtagswahl im Vergleich zu 2017 zugelegt. Und liegen voll im Trend. Schaut man in die jüngere Vergangenheit, haben die Kurstadt-Grünen zuletzt immer wieder zweistellige Wahlergebnisse eingefahren. "Das könnte eigentlich so weitergehen", sagt Brand. Jetzt hört man ihn förmlich lächeln. Ulrich Kreft von den Freidemokraten dagegen sagt: "Ich bin erschüttert." Seine Partei ist ganz offensichtlich von den Wählern abgestraft worden. Bloß, wofür? "Wir haben eigentlich eine ganz ordentliche Politik gemacht", sagt Kreft: "Vielleicht abgesehen von Frau Gebauer, die aber unter den Bedingungen der Pandemie ihr bestes gegeben hat." Die Schulministerin von der FDP hat die Partei offenbar runtergezogen. Das sieht nicht nur Kreft so, Volker Brand auch. Und der muss es wissen, schließlich ist er Lehrer. Die Stimmung im Lehrerzimmer sei grundsätzlich gegen das Schulministerium gerichtet. Brand: "Vor fünf Jahren haben wir für die Schulpolitik einen drüber gekriegt." Winkelmann (SPD): "Das ist nicht schön" Wahlverlierer ist nach Lage der Dinge auch in der Kurstadt die SPD. Im Norden und Süden haben die Sozialdemokraten zusammen mehr als fünf Prozent Wählerstimmen verloren. SPD-Fraktionsvorsitzender Olaf Winkelmann telefoniert aus dem Kreishaus Herford, wo er als SPD-Kreisgeschäftsführer den Wahlkampf gemanagt hat: "Bad Oeynhausen ist eher konservativ geprägt." Die landesweiten Verluste für seine Partei findet Winkelmann "nicht schön". Die CDU habe aber zuletzt stärker mobilisieren können als die SPD. Dennoch will Winkelmann an diesem Abend feiern: Die Kandidaten Christina Weng (Wahlkreis 89, Süden von Bad Oeynhausen) und Christian Obrok (Wahlkreis 90, im Norden) sind beide direkt gewählt worden. Lars Bökenkröger (CDU) gibt vom Balkon des Rathauses seine Einschätzungen zur Lage an diesem Wahlabend. "Das ist ein guter Tag für die CDU in NRW." Seine Partei habe sogar ein paar Prozente mehr bekommen als in den Umfragen vorhergesagt wurde. Der Bad Oeynhausener Bürgermeister ist Gastgeber der Wahlergebnis-Präsentation im Sitzungssaal des Rates. Für das Telefonat geht er an die frische Luft. Hat er eine Wunschkoalition in Düsseldorf? "Jetzt müssen wir mal schauen, welche Koalitionen möglich sind", sagt Bökenkröger. Nach Lage der Dinge wäre das mit der SPD eine große Koalition oder mit den Grünen eine Regierung. Der Bürgermeister überlegt kurz und sagt dann, wichtig sei ihm, dass die nächste Landesregierung weiter die ländlichen Räume unterstützt. "Wir haben stark von Fördermitteln des Landes profitiert", so Bökenkröger: "Das sollte auch weiter der Fall sein." Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Olaf Winkelmann ist sehr zurückhaltend, was seine Koaltionswünsche für Düsseldorf angeht: "Das sollen die Parteien im Landtag klären." SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hat nach der Veröffentlichung der Wahlprognose um 18 Uhr noch eine Regierungsbildung als zweitstärkste Partei erwogen. Der Bad Oeynhausener SPD-Fraktionsvorsitzende ist drei Stunden und etliche Hochrechnungen später deutlich zurückhaltender. Ulrich Kreft (FDP) will keine Ampel Einen Wunschkoalitionspartner nennt Bökenkröger für die CDU nicht. "Das Wahlergebnis bedeutet aber einen klaren Regierungsauftrag." Und zwar für dem amtierenden Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU). Mit den Grünen oder mit der SPD? Bökenkröger (CDU) findet, beides habe Vor- und Nachteile. Olaf Winkelmann (SPD) glaubt, dass die CDU den Grünen sicher das eine oder andere anbieten werde: "Die Grünen in NRW sind zwar eher links, aber es wird sich zeigen, ob sie über das Stöckchen springen." Volker Brand (Grüne) ist sich da sicher: "Wir werden in die Regierung kommen." Ohne Grüne gehe derzeit nichts. Die grünen Spitzenkräfte hätten den Wahlkamp engagiert angegangen: "Baerbock macht eine gute Figur und Habeck auch." Ulrich Kreft (FDP) sieht die CDU in der Pflicht: "Eine Ampelkoalition von SPD, Grünen und FDP finde ich nicht richtig."

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