Radschnellweg soll "Bypässe" an den Enden bekommen

Bad Oeynhausen. Wenn die Chirurgen im Bad Oeynhausener Herzzentrum auf massive Hindernisse in einer Blutbahn stoßen, dann legen sie einen Bypass, um die Verstopfung zu umgehen. Auf eine Art Bypass setzen nun offenbar auch die Planer des Radschnellweges. An den beiden westlichen und östlichen Endpunkten der geplanten Radschnellstrecke durch Bad Oeynhausen soll es - vermutlich nur vorübergehend - zwei Verbindungsstücke zum Werreradweg geben. Über die soll eine provisorische Anbindung des Bad Oeynhausener Kernstücks nach Löhne und Porta ermöglicht werden. Denn bis der richtige Radschnellweg auch in den beiden Nachbarkommunen gebaut wird, kann es nach Einschätzung der Stadt Bad Oeynhausen offenbar noch eine ganze Weile dauern.Die Planung läuft "nun wieder dynamischer" Dass die Planung des gesamten Radschnellweges Nummer 3 in NRW in den vergangenen Jahren "weniger ereignisreich" verlaufen ist, räumt dabei auch die Bad Oeynhausener Stadtverwaltung ein. Nun aber laufe die Planung "wieder dynamischer", wie es in der Vorlage für die nächste Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung heißt. Für den Abschnitt in Bad Oeynhausen auf der ehemaligen B 61 - der Kanalstraße und der Mindener Straße - läuft aktuell das Vergabeverfahren für die Planungsleistungen. "Es wurden bereits Erstangebote von interessierten Büros eingereicht", berichtet die Stadt."Die Büros werden nun zur Verhandlung eingeladen, so dass im Juni ein Büro mit der Planung des Rückbaus der Kanalstraße und der Mindener Straße unter Integration des Radschnellwegs beginnen kann", erklärt die Verwaltung weiter. Im nicht-öffentlichen Teil der ASE-Sitzung soll in der nächsten Woche auch der Auftrag für die Planungsleistungen für den Radschnellweg und den damit verbundenen Rückbau der ehemaligen "Stadtautobahn" vergeben werden."Mit einem Bau der Weiterführung ist nicht zeitnah zu rechnen" Der Bad Oeynhausener Kernteil des Radschnellweges soll im Westen an der Einmündung der Löhner Ringstraße auf die Kanalstraße beginnen und nach rund 3,8 Kilometern im Osten an der Einmündung der Dehmer Straße enden. "Da mit einem Bau der Weiterführung nach Porta Westfalica nicht zeitnah zu rechnen ist, wird die Verwaltung einen Anschluss an den Werreradweg planen, so dass eine vorläufige Weiterführung nach Porta Westfalica gewährleistet ist", kündigt die Stadt in der Vorlage für den ASE an. Mitte März hatte Straßen NRW in einer öffentlichen Online-Präsentation den Stand der Planungen des Radschnellweges von Bad Oeynhausen nach Porta Westfalica erläutert. Spätestens seitdem ist klar, dass noch gar nichts über den weiteren Verlauf der schnellen Radstrecke klar ist. Grundsätzlich sehen die Planer des Landesbetriebes sowohl die Möglichkeit, den Schnellweg am Weserradweg zu orientieren und durch die Weserauen zu führen, als auch ihn über die Vlothoer Straße entlang der Bahnstrecke verlaufen zu lassen - was vermutlich eine neue Brücke über die Weser notwendig machen würde. Solange nicht klar ist, welche Richtung der Radweg ab dem Ost-Ende der Mindener Straße in Bad Oeynhausen nehmen soll, wird er hier enden. Und er wird hier vermutlich für etliche Jahre eine Sackgasse bleiben. Denn nach Auskunft des NRW-Verkehrsministeriums vom Anfang des Jahres rechnet man in Düsseldorf mit dem Baubeginn für den Abschnitt von Bad Oeynhausen nach Porta erst 2026, mit der Fertigstellung 2029."Es wird die Einrichtung einer Fahrradstraße geprüft" Ähnlich verhalte es sich mit dem Anschluss des Radschnellweges nach Löhne, so die Einschätzung der Stadt Bad Oeynhausen. Zwar ist man in der Nachbarstadt mit der Planung deutlich weiter als in Porta. Doch gibt es hier etliche neuralgische Punkte in der Trassenführung, die noch zu klären sind. Für Bad Oeynhausen entscheidend ist die Frage, wo und wie der Radschnellweg die Grenze von Löhne nach Bad Oeynhausen überschreiten soll. An sich galt als gesetzt, dass die Strecke über die Ringstraße, an Mc-Donald's vorbei, auf die Kanalstraße münden soll. Doch die Löhner Ringstraße ist zu schmal für Autoverkehr und Radschnellweg. Der Plan der Löhner, die Ringstraße zur Einbahnstraße zu machen, um Platz für die flotten Radler zu gewinnen, stößt wiederum in Bad Oeynhausen auf wenig Gegenliebe. Denn die Kurstadt befürchtet, dass durch die Einbahnstraßenregelung erheblicher Autoverkehr ins Kurviertel ausweichen würde. Und da offenbar für Bad Oeynhausen nicht absehbar ist, wann dieser Knoten durchschlagen werden kann, soll es auch hier eine Übergangslösung geben. Die Planung der Stadt sieht einen Anschluss an die Straße &bdquo;Am Kokturkanal“ vor. Die führt direkt zur Sielbrücke und damit zum Werreradweg. "Zur leichteren Führung der Radfahrer wird die Einrichtung einer Fahrradstraße geprüft", heißt es dazu in der ASE-Vorlage. Diese Planungen weisen darauf hin, dass Bad Oeynhausen sich offenbar darauf einstellt, dass der Abschnitt auf Kanalstraße und Mindener Straße womöglich auf Jahre der einzig nutzbare Teil des Radschnellweges sein könnte. Und das, obwohl die Strecke durch Löhne und Bad Oeynhausen über 10,5 Kilometer einen gemeinsamen Bauabschnitt bilden sollte, der nach Prognose der Landesregierung 2026 fertig sein sollte. Damit das Bad Oeynhausener Teilstück, solange es der einzig realisierte Abschnitt des Radschnellweges 3 ist, nicht auf beiden Enden ins Nirgendwo führt, plant die Stadt nun die Anbindung an den Else-Werre-Radweg. Wann im Übrigen der gesamte Radschnellweg RS3 fertig ist und eine 50 Kilometer lange Verbindung zwischen Herford und Minden schafft, steht vollends in den Sternen. Angesichts der vielen noch offenen Grundsatzfragen zur Trassenführung in Löhne, Porta, Minden und Herford scheint die Rechnung des NRW-Verkehrministeriums, das mit einer Gesamtfertigstellung bis 2031 rechnet, noch recht optimistisch.

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