Diese Gebäude müssten in Bad Oeynhausen für die geplante ICE-Trasse weichen

Bad Oeynhausen. Die Bahn hat drei Luftbilder mit roten Strichen veröffentlicht, auf denen die ICE-Trasse für Tempo 300 auf der Nordbahn eingezeichnet ist. Die Striche begnügen sich nicht mit den bestehenden Gleisen und fordern deutlich mehr Raum, den es in Bad Oeynhausen nicht gibt. Wo die Planer Schienen zeichnen, stehen Gebäude, Häuser, Straßen und Gärten. Der Vorschlag einer optimalen Hochgeschwindigkeitstrasse mitten durch die Kurstadt ist ein Fahrplan für den Abrissbagger. Ursprung dieser Pläne sind zwei Vorgaben aus dem Planungsauftrag des Bundesverkehrsministeriums: Tempo 300 und 31 Minuten Fahrtzeit zwischen Hannover und Bielefeld. Der Rotstift der Bahn macht erstmals sichtbar, was die Politik einfordert. Nach Ansicht von Bürgermeister Lars Bökenkröger würden diese Pläne das Aus für den Ausbau bedeuten, sollte die Bundesregierung nicht von ihren Zielen abrücken. Das erklärte Bökenkröger am Donnerstag gegenüber der NW. Der Bad Oeynhausener Stadtrat hat sich in einer Resolution allerdings einstimmig für den Ausbau und gegen den Neubau ausgesprochen. Nur Tempo 200 in der Kurstadt möglich In Bad Oeynhausen werden die Züge Tempo 300 auch bei einem optimalen Ausbau nicht fahren können wie Bahn-Projektleiter Carsten-Alexander Müller erklärte. Tempo 200 allerdings wäre machbar. Für die Verbreiterung der Nordbahntrasse sprechen nach Ansicht der Bahn zwei weitere Gründe: ein deutlich verbesserter Lärmschutz sowie ein neuer Standard im Oberleitungsausbau, der die Bahntrasse weniger anfällig für Sturmschäden macht. Die optimale Trasse hat einen Querschnitt von 32,50 Meter. Bevor dort Züge fahren könnte, käme jedoch die Planierraupe zum Einsatz. Die roten Linien kreuzen zahlreiche Gebäude, Grundstücke und Straßen in Bad Oeynhausen. Der Nordbahnhof selbst wäre wohl nicht betroffen. Das Empfangsgebäude könne vermutlich stehen bleiben, Gleise und Bahnsteige müssten aber neu angelegt werden, weil die superschnellen ICEs künftig in der Mitte durchrauschen. Auf den Außengleisen würden dann Güterzüge und Nahverkehr rollen. Dafür müsste aber Richtung Sielbad ein neuer Bahnsteig gebaut und der Tunnel dahin entsprechend verlängert werden. In der näheren Umgebung bliebe auch kein Stein auf dem anderen. Besonders eng würde es am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB). Auf der Herforder Straße am ZOB verliefe künftig wohl der Bahndamm. Über das Hindenburg-Denkmal würden Güterzüge knattern. Und auch auf der Nordseite des Bahnhofs wäre der Pendlerparkplatz an der Kanalstraße wohl Vergangenheit. Parkhaus steht auf ICE-Trasse Das Parkhaus Sültebusch im Nordwesten des Bahnhofs würde ziemlich sicher unter die Räder kommen. Der rote Strich der Planer zersägt das Gebäude in zwei Hälften. Statt Autos würden hier künftig Güterzüge durchrumpeln. Ob auch das Fahrradparkhaus im Südwesten des Bahnhofs weichen müsste, ist nicht ausgeschlossen. Auf den Luftbildern ist es nicht zu sehen. Für die Straßen Am Nordbahnhof und Dr.-Hopmann-Straße allerdings sieht die Bahn laut den Sitzungsunterlagen des Regionaltreffens eine &bdquo;versetzte Straßenführung“ vor. Ob die Wohnhäuser an diesen Straßen ebenfalls &bdquo;versetzt“ werden müssten, ist unklar. Ganz ähnlich verhält es sich offenbar mit den Gärten und Wohnhäusern südlich der Lindenstraße und An Schnatsmeiers Busch. Die Bahn hat auf dem Luftbild rote Striche eingezeichnet, die ziemlich dicht an den Häusern vorbei gehen, die am nächsten zur Nordbahn liegen. Auf der Sitzungsvorlage schreibt die Bahn allerdings nur von einer &bdquo;Überplanung von Gewerbe- und Wohnbebauung“. Die Luftbildauswahl der Bahner endet vorläufig kurz hinter der Stadtgrenze zu Löhne. Der rote Strich verläuft haarscharf am Gebäude des Discounters Thomas Philips entlang. Bisher sind hinterm Discounter noch einige Meter Platz bis zu den Schienen. Nach diesen Ausbauplänen wäre dann wohl kein Platz mehr. Auch in die andere Fahrtrichtung verschlingen die Ausbaupläne das eine oder andere Gebäude – und vor allem eine wichtige West-Ost-Verbindung in der Stadt: die Königstraße. Schon jetzt ist der Platz hier knapp bemessen. Der Bahndamm mit der kilometerlangen nagelneuen Lärmschutzwand dominiert das Straßenbild. Der Damm könnte künftig auf der Königstraße stehen und die Königstraße selbst müsste ein paar Meter nach Süden ausweichen. Gasversorgung und Firmengebäude betroffen Allerdings stehen auch da schon zahlreiche Gebäude. Auf Höhe der Heinrichstraße durchkreuzt die neugeplante Königstraße auf der Strichzeichnung die Westfälische Weinhandlung auf der Südseite. Auch auf der gegenüberliegenden Seite der Schienen zerlegt der Rotstift mehrere Gebäude auf dem Gelände der Gasversorgung Westfalica. Das Fennel-Innovationszentrum lässt der Rotstift der Planer dagegen unberührt. Auf dem ehemaligen Teil des Güterbahnhofs ist die Nordbahntrasse derzeit fünfgleisig. Da wäre womöglich genügend Platz für den Ausbau. Eine Verschiebung der Königstraße nach Süden würde aber bedeuten, dass die Bahn allen Anwohnern und damit auch der Feuer- und Rettungswache deutlich näher auf die Pelle rückt. Würde sich die Bahn derart breitmachen, wären auch zahlreiche Gewerbebetriebe von Battenfeld-Cincinatti über Otto Bock bis hin zu MKM entlang der Königstraße betroffen. Der rote Strich der Planer verläuft ziemlich dicht an diesen Firmengebäuden entlang. Neben zahlreichen privaten Eigentümern und öffentlichem Straßenraum müssten auch alle Brücken über die Gleise und Tunnel durch den Bahndamm verbreitert werden. Auf den Luftbildern haben die Bahn-Planer allein zehn Brücken und Tunnel in Bad Oeynhausen eingezeichnet, die für die Hochgeschwindigkeitstrasse verlängert werden müssten. Darunter auch die Brücken, die die Bahn gerade erst baut (wie an der Steinstraße) oder demnächst neu bauen will (wie am ZOB). Wie viele Wohnhäuser für den Hochgeschwindigkeitsausbau der Bahn abgerissen werden müssten oder direkt von der Verbreiterung der Trasse betroffen wären, wollte Projektleiter Carsten-Alexander Müller im Gespräch mit der NW nicht beziffern, um keine Angst zu schüren. Das nächste Regionaltreffen der Bahn für den Raum Löhne und Herford findet am Dienstag, 8. Februar, statt.

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