ICE-Trasse: Widuland präsentiert Gegengutachten

Kreis Minden-Lübbecke/Kreis Herford. Die Bürgerinitiative Widuland präsentiert in wenigen Tagen einen Alternativ-Vorschlag für eine neue ICE-Trasse zwischen Bielefeld und Hannover. Die Kritiker des Bahn-Projekts haben mit Unterstützung der Stadt Vlotho ein Gegengutachten in Auftrag gegeben, das eine Streckenführung vor allem auf bestehenden Gleisen vorsieht. Das ist jetzt fertig. Die genaue Trassenführung der Alternativstrecke soll am Donnerstag, 20. Januar, ab 16.30 Uhr veröffentlicht werden. Die Veranstaltung wird auf dem Youtube-Kanal "Widuland" live übertragen. Die Deutsche Bahn stellt ebenfalls in wenigen Tagen erste Zwischenergebnisse ihrer Untersuchungen der Bestandsstrecke vor - allerdings hinter verschlossenen Türen. Zu dieser Veranstaltung sind nur Politik und Verwaltung, ausgewählte Verbände und Bürgerinitiativen eingeladen. Naturschutz- und Umweltverbände sowie die Landwirtschaft sind überraschend nicht eingeladen. Für diese Gruppen soll es nach Angaben eines Bahnsprechers eigene Fachtreffen geben. Das Planungsteam der Bahn stellt auf dem Regionaltreffen am Mittwoch, 26. Januar, erstmals vor, welche Umbauten ihrer Ansicht nach im Kreis Minden-Lübbecke für eine Trassenführung entlang bestehender Gleise nötig wären. Bahn tagt nichtöffentlich Bei der Bahn-Veranstaltung ist die Öffentlichkeit jedoch ausgeschlossen. Eine NW-Anfrage zur Teilnahme wurde vom zuständigen Pressesprecher abgelehnt. Dabei hat die Bahn zuvor stets betont, ihre Planungen zur ICE-Trasse in einem transparenten und offenen Verfahren durchführen zu wollen. Auch die bisherigen Regionaltreffen im Raum Hannover und Bückeburg zur Untersuchung der Bestandstrasse waren nicht öffentlich. Allerdings hat die Bahn nach diesen Treffen jeweils Vorlagen-Folien mit Stichpunkten herausgegeben. Die Bürgerinitiative Widuland kündigt zudem an, das Gutachten zur alternativen ICE-Trasse am Tag der Veranstaltung vollständig auf der eigenen Internetseite zum Download bereitzustellen. Die Fachleute vom Ingenieurbüro "Bahnzentrum" aus Bielefeld werden die Einzelheiten zu ihrem Streckenvorschlag mit Politikern, Vertretern der Bahn, Bürgerinitiativen, Umwelt- und Naturschutzverbänden sowie Landwirtschaftsverbänden öffentlich diskutieren. Interessierte können über den Youtube-Kanal "Widuland" Fragen an die Teilnehmer stellen. Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) ist zu beiden Veranstaltungen eingeladen. Vor etwa einem Jahr hat der Stadtrat Bad Oeynhausen in einer Resolution die Pläne der Bahn zum Neubau einer ICE-Trasse quer durch OWL einstimmig zurückgewiesen. Darin heißt es wörtlich: "Wir erwarten von der Bundesregierung, dass die Vorgabe einer Fahrzeit im Schienenpersonenfernverkehr zwischen Hannover und Bielefeld von 31 Minuten ersatzlos gestrichen wird, um dadurch den Ausbau der Bestandsstrecke möglich zu machen." Dieses Ziel verfolgt auch der Alternativvorschlag der Bürgerinitiative Widuland. Ein Projekt der alten Regierung Der Fahrgastverband "Pro Bahn", einer der Mitinitiatoren des Deutschlandtaktes, hat das Widuland-Gutachten bereits kritisiert. Pro Bahn fordert eine neue Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Bad Oeynhausen und Hannover. Die Bahn plant derweil weiter im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums eine Schnellfahrtstrecke für Tempo 300, auf der die Züge ohne anzuhalten 31 Minuten und damit 17 Minuten weniger Fahrtzeit von Bielefeld bis Hannover (und umgekehrt) brauchen. Der Auftrag zu dem mutmaßlich mehrere Milliarden Euro teuren Bahnprojekt stammt allerdings noch von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Sein Nachfolger Volker Wissing (FDP) hat sich noch nicht öffentlich zu dem Projekt geäußert.

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