Müssen in Bad Oeynhausen Häuser für die ICE-Trasse abgerissen werden?

Bad Oeynhausen. Die Planer der superschnellen ICE-Trasse zwischen Bielefeld und Hannover schauen derzeit verschärft auf die Eisenbahnschienen im Mühlenkreis. Die wichtige europäische Magistrale zwischen Amsterdam und Berlin ist hier vierspurig ausgebaut. Hinter Minden kommt jedoch ein zweigleisiger Engpass. Trotzdem wäre die bestehende Trasse zwischen Bielefeld und Minden womöglich zu eng für einen Ausbau. Und das nicht nur nach den aktuellen Kriterien des Planungsauftrags, der Tempo 300 und 31 Minuten Fahrtzeit zwischen Hannover und Bielelfed vorsieht. Diese Kriterien haben der inzwischen abgelöste Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und sein Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) in den Planungsauftrag geschrieben. Nach Auskunft der Deutschen Bahn hat sich daran auch nach dem Wechsel der Bundesregierung bisher nichts geändert. Das Projektteam der Bahn um Carsten-Alexander Müller plant weiter zweigleisig: den Ausbau der Bestandsstrecke und den Neubau einer alternativen Schnellfahrtstrecke quer durch OWL, um Menschen aus dem Rheinland besonders schnell nach Berlin zu fahren. Erste Ergebnisse sollen bei Regionaltreffen vorgestellt werdenDie Betrachtungen der Bestandsstrecke sind offenbar so weit gediehen, dass die Bahn erste Ergebnisse in Regionaltreffen vorstellt. Sie arbeitet sich dabei von Hannover im Osten nach Bielefeld im Westen voran. Die ersten beiden Treffen für die Region Seelze-Haste und Bückeburg-Lindhorst haben bereits stattgefunden. Aus den nachträglichen Veröffentlichungen von Sitzungsunterlagen geht hervor, dass der Bestandsausbau deutliche Veränderungen entlang der Gleise bedeutet. Es geht auch um den Abriss von privaten Wohnhäusern. Laut den Veröffentlichungen der Bahn zum zweiten Regionaltreffen Ende November müsste in Lindhorst beispielsweise eine Kreisstraße "angepasst" werden. Die Bahn müsste zudem neben der bestehenden Trasse "Wohn- und Gewerbeflächen nutzen". In Stadthagen würden im Bahnhof neue Mittelbahnsteige gebaut und "einige private Grundstücke" benutzt. Im Bahnhof Kirchhorsten stünde der Bau zweier Außenbahnsteige und einer neuen Fußgänger-Unterführung an. Und im Bahnhof Bückeburg müsste die Bahn "Bahnübergänge beseitigen, Gleise verlegen und private Wohngebäude zurückbauen". Treffen unter Ausschluss der Öffentlichkeit Doch welche Folgen hätte der Ausbau der Bestandsstrecke für Bad Oeynhausen? Und für Porta Westfalica? Wo sind die Knackpunkte? Die Bahn gibt darauf bisher keine Antworten und verweist auf das dritte Regionaltreffen für den Mühlenkreis Minden-Lübbecke, das laut Ankündigung "im Winter 2021/22" unter den Bedingungen der Coronakrise nur online im Internet stattfinden soll. Offenbar gibt es jedoch noch keinen Termin. Und wenn, dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das geht aus der Antwort der Bahn auf Anfrage der NW hervor. Auf der Tagesordnung des dritten Regionaltreffens stehen zwei Punkte, so viel verrät der für das Projekt zuständige Bahn-Pressesprecher vorab. Erstens: Stand der Untersuchung der Bestandsstrecke im betrachteten Streckenabschnitt des Kreises. Und zweitens: Grobkorridore im Bereich des Kreises. Das Ziel der Regionaltreffen ist, die Vertreter der Landkreise, Kommunen und Bürgerinitiativen über den Stand der Untersuchung der Bestandsstrecke zu informieren, so Bahnsprecher Peter Mantik: "Es handelt sich um Zwischenstände." Im Sommer 2022 sollen dann in einer öffentlichen Veranstaltung die Details zu einem großen Ganzen zusammengefügt werden. Dann soll der Ausbau der Bestandsstrecke durch die Bahn vorgestellt werden. Ob es mehrere Varianten des Ausbaus geben soll, ist unklar. Womöglich wird die Bahn Aus- und Neubaustrecken miteinander kombinieren. Klar ist allerdings, dass die Bahn nur eine Variante vorlegt, die auch verwirklicht werden kann. Die Kriterien Tempo 300 und 31 Minuten Fahrtzeit gelten zwar auch für die Bestandsstrecke. Wenn diese Kriterien im Bestand aber nicht erfüllt werden können, wird die Bahn trotzdem eine Ausbauvariante vorschlagen. "Alle kommen ausreichend zu Wort" Demgegenüber sollen mehrere Varianten für den Neubau einer ICE-Trasse vorgelegt werden. Hier hat die Bahn bisher nur Grobkorridore skizziert, auf denen die Trasse möglicherweise entlang führen könnte. Auch diese Grobkorridore sollen bei den Regionaltreffen für den jeweiligen Kreis erläutert werden. Die Bahn will dabei Fragen beantworten und Hinweise sammeln. "Durch den kleinen Rahmen können Fragen und Hinweise intensiv besprochen werden. Alle kommen ausreichend zu Wort", erklärt der Bahnsprecher. Für die anderen Mitglieder des Plenums seien hierzu Fach-Treffen geplant. Noch in diesem Jahr sollen in den Grobkorridoren Trassen entwickelt werden, so der Bahnsprecher: "Die vergleichsweise besten Trassen werden genauer untersucht." Dazu entwickele das Planungsteam "derzeit detaillierte Kriterien", mit denen neue Trassen-Alternativen, der Bestandsausbau und Kombinationen davon verglichen werden können. "So wird die relativ beste Lösung gefunden", erklärte der Bahnsprecher. Die Entscheidung darüber, welche Trasse letztlich gebaut werde, wird dann jedoch im Bundesverkehrsministerium und im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestags gefällt. Der Ausschuss hat sich nach der Bundestagswahl neu zusammengesetzt. Neuer Vorsitzender ist Udo Schiefner (SPD) aus Viersen. Jürgen Berghahn (SPD) aus Blomberg kommt als einziges Ausschussmitglied aus OWL.

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