Schausteller kauft ein Riesenrad für fünf Millionen Euro

Bad Oeynhausen. Zwei Jahre ist es her, dass Schausteller Theo Rosenzweig das größte transportable Riesenrad der Welt verkaufte und damit eine Ära der Familie Steiger beendete. Bereits Mitte der 40er Jahre baute Opa Adolf Steiger sein erstes Riesenrad und legte den Grundstock für den Schaustellerbetrieb Steiger-Rosenzweig-Meyer. Doch nun ist klar: Es war nicht das Ende, sondern nur eine Pause. Denn schon vor zwei Jahren hätte Rosenzweigs Cousin Thomas Meyer das Rad gerne übernommen, verfehlte aber den Zuschlag. Jetzt wurde Meyer in Manchester fündig und ist neuer Eigentümer eines fünf Millionen Euro teuren Riesenrades. "Ich bin damit groß geworden und einfach Riesenrad-infiziert", sagt er schmunzelnd. Erster Standort: Oberhausen. Seit dem 11. November hat Thomas Meyer sein 55 Meter hohes Rad mit 42 Gondeln direkt am Centro aufgebaut. Aus den 41 Glaskuppeln (die 42. Gondel mit der VIP-Lounge ist noch nicht aktiv) bietet sich den Besuchern ein Blick über Einkaufszentrum, Autobahn oder Gasometer. "Der Erfolg gibt uns Recht", sagt Thomas Meyer auf die Frage, ob der Standort denn ideal für ein Riesenrad sei. "Das Centro hat viele Besucher, auch wenn derzeit die Holländer fehlen. Und wir sind neben Gasometer, Sea Life und Lego eine weitere Attraktion." Und definitiv nicht die letzte. Denn direkt neben dem Riesenrad ist Baustelle. Dort entsteht zurzeit "Karls Erdbeerhof", ein Erlebnishof, der in Mecklenburg-Vorpommern seine Heimat hat und derzeit den Siegeszug durch die Republik antritt. Skilift-Gondeln aus der Schweiz Für Thomas Meyer geht es mit dem Riesenrad zurück zu den Wurzeln der Familie. Nachdem er sich von Wildwasserbahn und Achterbahn trennte, entschied sich der 44-Jährige nun für eine sogenannte "Stand-alone-Attraction", eine Attraktion, die keine Kirmes drumherum braucht . Wie das London Eye, das Londoner Auge, das als das Riesenrad in Europa gilt. "Es ist weltweit zu beobachten, dass eine solche Attraktion Orte touristisch enorm aufwertet", weiß Meyer. Weshalb sich seine neue Errungenschaft auch von den traditionellen Riesenrädern unterscheidet. "Es sind Skilift-Gondeln eines renommierten Schweizer Herstellers, ganz geschlossen und beheizt mit Infotainment-System, das den Gästen Informationen liefert." Thomas Meyer steigt damit in einen Markt ein, der boomt. "Riesenräder in verschiedenen Größen sind überall gefragt - da geht weiterhin der Trend hin", ist er überzeugt. Und so ist deshalb der Markt der Räder leer. "Das hier war ein Glücksfall. Da musste ich zugreifen." Auch wenn fünf Millionen Euro nicht wenig sind. Aber: "Der Preis geht weiter hoch. Derzeit ruft der Schweizer Hersteller pro Gondel 42.000 Euro bei Neukauf auf. Das wäre nicht refinanzierbar - dieses Rad aber schon." Touristen sind es auch, die Thomas Meyer in 55 Meter Höhe bringen will. "Keine Volksfeste mehr", winkt er ab. Solche Großanlagen funktionierten für Kirmesveranstaltungen nicht mehr: "Wir haben bei der Wildwasserbahn und der Achterbahn gesehen, welche enormen Kosten der Transport quer durch Deutschland verursacht", erklärt Meyer. Der genau aus diesen Gründen seine Attraktionen nach Saudi Arabien verkaufte. "Natürlich ist das Reisen ein Teil unseres ursprünglichen Daseins, das, was wir können. Und es ist auch der Geschäftsbereich, in dem ich mich wohlfühle. Also sollte es auch nach dem Bahnverkauf in der Branche für mich weitergehen. Ich könnte niemals Regenschirme verkaufen", winkt er schmunzelnd ab. Doch mit dem Riesenrad zieht nun eine andere Frequenz des Reisens bei Meyers ein. "Früher haben wir alle paar Wochen umgesetzt, jetzt bleiben wir für mehrere Monate an einem Standort." Mindestens drei Monate Spielzeit seien das Ziel. Dann muss er nicht mehr ganz so häufig umziehen. Privat liebt es Meyer dagegen bodenständig: Er kehrt mit seiner Familie nach Bad Oeynhausen zurück und hat bereits ein Grundstück auf der Lohe gefunden. Virtuelle Realität in 2022 Vorerst bis zum 9. Januar bleibt das Riesenrad in Oberhausen stehen. Verlängerung nicht ausgeschlossen. "Bei der derzeitigen Situation gibt aber keine Stadt eine Zusage. Alle sind vorsichtig, wie es weitergeht", musste Meyer erfahren. Seine acht Mitarbeiter hatte er im Lockdown anderweitig untergebracht und inzwischen wieder eingestellt. Schon allein deshalb hofft er nicht auf einen erneuten Stillstand. "Vielleicht kann es am Centro stehen bleiben, bis ich Gewissheit habe, wie es weitergeht." Standorte jedenfalls hat Thomas Meyer genug im Kopf. "Viele 1a-Lagen", gibt er sich geheimnisvoll. Mehr verrät er nicht. Nur so viel: "Die Aqua Magica wird's nicht sein."Auch wenn Meyers Wildwasserbahn und Rosenzweigs Riesenrad dort einst für Frequenz sorgten. "Natürlich ist zuhause immer spannend, aber unter dem derzeitigen finanziellen Druck schwierig. Die Gästezahl ist zu gering", gibt er zu. "Der Markt spielt sich woanders ab." Meyer jedenfalls ist zuversichtlich, dass sich sein neues Rad auch die kommenden Jahre weiterdrehen wird. "Der Einzelhandel setzt heutzutage auf Attraktionen, schafft künstliche Treffpunkte - und da sind wir zum Beispiel mit Breuninger in Gesprächen." Und mit dem Europa-Park, mit dem Meyer jüngst ein VR-Pilotprojekt startete. Virtuell Reality im Einkaufscenter. "Auch das werden wir 2022 weiter verfolgen."

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