Eine neue Radbrücke reicht der Politik nicht

Bad Oeynhausen. Die neue Radlerbrücke über die Werre zwischen Eidighausener Straße und Dehmer Straße soll gebaut werden. Der Ausschuss für Stadtentwicklung (ASE) ermächtigte die Verwaltung, die Planung fortzuführen, die Aufträge auszuschreiben und Fördermittel zu beantragen. Außerdem aber soll die Stadt den Bau einer weiteren Radfahrerbrücke in diesem Bereich prüfen. Denn von mehreren Fraktionen kam deutliche Kritik an dem Standort der jetzt beschlossenen Brücke. Erste Fachwerkbrücke für Bad Oeynhausen Ziel der gesamten Planung sei, eine weitere und sichere Nord-Süd-Route für Radfahrer anzubieten, da die bislang einzige Querung der Werre jenseits des Sielparks nur über die Brücke Eidinghausener Straße möglich sei, so erläutert die Stadt den Plan. Die neue Radroute soll von Norden aus kommend die Flutmulde durchqueren, dann auf dem Deich bis zum Prinzenwinkel verlaufen, mit der neuen Brücke über die Werre bis zur Straße In der Ahe und von dort weiter bis zum geplanten Radschnellweg an der Mindener Straße geführt werden. Die Brücke wird eine für Bad Oeynhausen neuartige Konstruktion haben. "Fachwerktrogbrücke" nennen die Brückenbauer diese Bauweise, bei der Stahlträger an den Oberseiten der Brücke die Traglasten aufnehmen. So wird die Brücke an der Unterseite schlanker und bietet mehr Abstand zum Flusspegel, wie Jens Grove vom Bereich Infrastrukturmanagement der Stadt dem Ausschuss erklärte. Die Brücke soll 50 Meter lang und drei Meter breit werden und 540.000 Euro kosten. Dazu kommen 210.000 Euro für den Ausbau des Radweges. Das Land hat signalisiert, das Projekt mit 90 Prozent Fördermitteln zu bedenken. "Eine Schönwetterbrücke" Soweit der Plan der Verwaltung. "Aber wie sinnvoll ist die Brücke an dieser Stelle?", eröffnete Rainer Müller-Held (Bürger für Bad Oeynhausen) die Standortdiskussion im ASE. Es sind zwei Punkte, die die Ausschussmitglieder an dem Plan der Verwaltung kritisierten. "Wir sehen die Führung des Radweges durch die Flutmulde kritisch", sagte Dirk Büssing (CDU). Was Andreas Edler unmittelbar unterstützte. "Wenn Hochwasser in der Flutmulde ist, haben wir von der neuen Werrebrücke gar nichts", sagte der Rad-Experte der Grünen-Fraktion. Die Flutmulde sei schon jetzt ohne Hochwasser matschig. "Das ist eine reine Schönwetterbrücke", sagte Edler. Was der technische Beigeordnete Thomas Lüer so nicht stehen lassen wollte. Er fährt fast täglich mit dem Rad zum Rathaus 2. "In dreieinhalb Jahren gab es vielleicht fünf Wochen, in denen ich nicht durch die Flutmulde fahren konnte", sagte Lüer. Edler fügte noch einen weiteren kritischen Aspekt hinzu. Für Schüler aus Werste, die zum Schulzentrum Süd wollten - und für die ist die neue Radverbindung laut Stadt unter anderem ausdrücklich vorgesehen - bedeute der Standort zwischen Prinzenwinkel und In der Ahe rund drei Kilometer Umweg. "Das macht keiner", fürchtet Edler. Weshalb Dirk Büssing vorschlug, die neue Werrebrücke ein paar Hundert Meter weiter Richtung Osten zu bauen. Dann müsse man nicht durch die Flutmulde. "Ein Wahnsinnsbau" Das habe die Stadt geprüft, versicherte Grove. Aber verworfen. Denn weiter Richtung Dehmer Straße sei das Flussbett der Werre nicht mehr so kompakt, geradezu kanalisiert, sondern eine breitere Auenlandschaft. "Dort müsste die Brücke mindestes 80 oder 100 Meter oder sogar noch länger werden", erläuterte Grove. "Das wäre ein Wahnsinnsbau, der auch enorme Kosten verursachen würde. Ein Mehrfaches der jetzt geplanten Brücke", argumentierte Grove. "Wenn wir sie denn überhaupt genehmigt bekämen." Was nach Ansicht des Fachmanns aus der Verwaltung fraglich ist, da sie im Landschaftsschutzgebiet stehen würde. Nachdem sich die Fraktionen in einer Sitzungspause noch einmal untereinander abgestimmt hatten, stellte der Ausschussvorsitzende Kurt Nagel (CDU) den dabei offenbar ausgehandelten Kompromiss vor. Zusätzlich zum Beschluss, die Ausschreibung für die Brücke In der Ahe auf den Weg zu bringen, soll die Verwaltung "im Rahmen der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes eine weitere Brückenquerung über die Werre Richtung Osten prüfen", so der Wortlaut des Beschlusses, dem der Ausschuss dann mit vier Enthaltungen zustimmte. Jens Grove hatte allerdings schon vor der Abstimmung zu bedenken gegeben: "Wir können das versuchen. Aber ich glaube nicht, dass eine solche Brücke genehmigt würde."

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