ICE-Trasse: Neue Details bergen Überraschungen für Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Die Diskussion über die ICE-Trasse quer durch Ostwestfalen-Lippe bekommt neuen Schwung. Das Bundesverkehrsministerium hat Details zu den längst bekannten fünf Trassen-Varianten veröffentlicht, die Bad Oeynhausen aufatmen lassen. Die Kurstadt wäre nur von drei der fünf Varianten direkt betroffen. Allerdings soll es sich dabei bloß um Gedankenspiele des Ministeriums handeln, um Kosten abzuschätzen. Die Deutsche Bahn beteuert: Diese Machbarkeitsstudie habe &bdquo;keinerlei Verbindlichkeit" und stelle &bdquo;keine Vorfestlegungen" für den gerade erst gestarteten Planungsprozess dar. &bdquo;Wir starten mit einem weißen Blatt Papier", sagt Peter Mantik, Bahn-Pressesprecher für das Großprojekt Hannover-Bielefeld. Die Bahn hat erst im November 2020 den Auftrag des Bundes bekommen, die Schnellzugtrasse zu planen. Noch ist kein einziger Gutachter der Bahn in der Landschaft unterwegs gewesen und kein Federstrich auf der Karte gezeichnet. Das soll erst in diesem Sommer geschehen. Zweifel an dem "weißen Blatt" der Planer Die neuveröffentlichten, alten Details finden sich auf der Internetseite des Bahnprojekts und sind vom Projektteam der Deutschen Bahn der Öffentlichkeit &bdquo;auf vielfachen Wunsch" bei und nach der Auftaktveranstaltung &bdquo;im Sinne eines transparenten Planungsprozesses" zugänglich gemacht worden, so Mantik. Das Projektteam schreibt in der kurzen Einleitung zu den Veröffentlichungen, es handele sich um &bdquo;technisch plausible Entwürfe", die &bdquo;lediglich die Prüfung der grundsätzlichen Machbarkeit" zur Kostenschätzung zum Ziel hätten. Allerdings lösen die nachträglich veröffentlichten Details bereits Widerspruch der Bürgerinitiative &bdquo;Widuland" aus. Vorsitzender Dirk Schitthelm spricht von &bdquo;Salamitaktik" in der Kommunikation zwischen Ministerium und Bahn. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Stefan Schwartze kritisiert angesichts der Detailfülle, dass man leicht den Eindruck gewinnen könne, dass die Bahn &bdquo;wohl doch nicht wie behauptet auf einem weißen Blatt Papier" in den Planungsprozess einsteige. Jahrelange Vorplanungen - ohne Öffentlichkeit Die Variantenuntersuchung des international tätigen Ingenieurbüros Schüßler-Plan macht deutlich, wie tief das Bundesverkehrsministerium bereits in die Vorplanungen eingestiegen ist, bevor die Öffentlichkeit informiert und der Planungsauftrag vergeben wurde. Während die von zahlreichen Kritikern favorisierte Ausbau-Variante der bestehenden Eisenbahnstrecke mit geschätzten Kosten von 1,9 Milliarden Euro schon aus September 2015 stammt, sind die anderen Trassenvarianten deutlich jünger und ausweislich der darin veröffentlichten Datumshinweise erst ab Frühjahr 2019 entstanden. Und sie bergen Zündstoff: Während Bad Oeynhausen von den beiden autobahnnahen Streckenführungen wohl, wenn überhaupt, nur am südlichsten Zipfel berührt wird, wird die Nachbarstadt Vlotho praktisch zerschnitten. Anders als bisher bekannt, wollten die Schüßler-Plan-Ingenieure die Eisenbahn in zwei Varianten doch nicht komplett an der Autobahn 2 entlang führen, damit wären Rehme und Oberbecksen nicht betroffen. Eisenbahntunnel im Vorgarten Die Schüßler-Zeichner entwarfen allerdings eine Streckenführung, die von der A2 am Parkplatz Fuchsloch querfeldein in Richtung Bielefeld-Brake geführt wird. Diese Trasse würde übers Klärwerk Vlotho in den Berg gebohrt und nördlich von der Burg Vlotho in Tunneln unter der Ebenöde und dem Bonneberg auf Talbrücken bis Ahmsen zurück an die A2 reichen. Allein 34 Brücken und Tunnel wären in dieser 5,9 Milliarden teuren Neubau-Variante 2 zwischen Seelze und Brake notwendig. Die Baukosten sind allerdings fürs Jahr 2015 kalkuliert. In den Unterlagen haben die Macher der Machbarkeitsstudie zahlreiche Fotomontagen beigefügt, um die Trassenführung zu illustrieren. Die Bürgerinitiative Widuland erstellt nach Informationen von Sprecherin Sarah Brodowski mit dem Material derzeit eine Karte, um den Anwohnern in Vlotho die Ministeriumspläne zu verdeutlichen. Besonders pikant: In einer dieser Fotomontagen von Schüßler-Plan mündet beispielsweise der Eisenbahntunnel Ebenöde offenbar direkt vor einem Hof am Forstweg in Vlotho und schließt an eine 100 Meter lange Talbrücke Richtung Hannover an. In Bonneberg und Uffeln sind weitere Tunnel und Brücken eingezeichnet. Ob eine dieser Fotomontagen jemals Wirklichkeit wird, ist derzeit nicht abzusehen. Bevor überhaupt ein Planungsentwurf aufs Papier gebracht wird, muss das Projektteam der Deutschen Bahn sich um ganz andere Details kümmern: Pressesprecher Peter Mantik verweist auf die jahrelangen Vorplanungen zum Bau der Fehmarn-Sund-Querung. Bahn erkundet "Raumwiderstände" Dort sei neben vielen anderen Einzelheiten auch jedes Lebewesen, das an der Strecke lebt, von Gutachtern dokumentiert, kartiert und eingeschätzt worden. &bdquo;Wir betrachten jedes Detail. Auch die nur zwei bis vier Millimeter große bauchige Windelschnecke", so Mantik. Die Deutsche Bahn hat am 14. Januar den &bdquo;Dialogprozess" mit Interessengruppen aus der Region begonnen, um mögliche &bdquo;Raumwiderstände" gegen den Bau der Schnellzugtrasse auszuloten. Im März sucht die Bahn das Gespräch mit den Bürgerinitiativen.

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