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So kompensieren heimische Firmen den Ausfall der Weihnachtsfeier

Corona zwingt zur Absage von betrieblichen Weihnachtsfeiern. Als "Sommerfest" im nächsten Jahr die Feier nachholen, reicht einigen Chefs nicht aus.

Aufs Anstoßen muss derzeit verzichtet werden- nicht nur bei betrieblichen Weihnachtsfeiern. | © Archiv

Heidi Froreich
06.12.2020 | 06.12.2020, 08:00

Bad Oeynhausen. Essen und Trinken in großer Runde - und das auf Kosten des Chefs. In diesem Jahr müssen Mitarbeiter auf eine betriebliche Weihnachtsfeier verzichten - die Corona-Pandemie lässt auch derartige Traditionsveranstaltungen nicht zu. Bei den Feiern geht es aber nicht darum, gutes Betriebsklima zu sichern. Die Weihnachtsfeiern sind häufig auch ein Dankeschön an die Mitarbeiter für die geleistete gute Arbeit. Und deshalb wird für Ersatz gesorgt.

Fleischerei Timmerberg

"Das wichtigste an der Feier ist die Gemeinschaft", betont Inhaber Dirk Timmerberg. Die konnten seine rund 50 Mitarbeiter im letzten Jahr nicht nur zu Speis und Trank, sondern auch beim lockeren Wettbewerb auf der Lasertag-Anlage genießen - allerdings erst im Januar. Schließlich bedeutet die Weihnachtszeit für das Fleischerei- und Cateringteam Hochbetrieb. Nachholen ist also durchaus bewährte Praxis. Dieses Mal aber nicht im Januar. Frühling oder Sommer hält Timmerberg für realistisch, wobei ihm wichtig ist: "Wenn wir feiern, wollen wir das alle gemeinsam und vor allem mit gutem Gewissen tun". Schon jetzt ersatzweise Gutscheine für einen Restaurantbesuch zu verschenken, komme jedenfalls nicht in Betracht, weil, so Timmerberg, die dann ja jeder Mitarbeiter allein nutzen würde.

Friseur Hermes

Auch Michael Hermes verspricht seinen 18 Mitarbeitern ein Frühlingsfest, will sich aber zuvor passend zum Fest bei ihnen bedanken. Zusätzlich zum Weihnachtsgeld, das er freiwillig zahle, werde er kleine Geschenkpäckchen übergeben. Und das in passender Atmosphäre ohne Ansteckungsgefahr. Hinter dem Friseursalon gibt es eine große, weihnachtlich geschmückte Terrasse. Den Wunsch seines Teams, dort gemeinsam nach Feierabend ein, zwei Gläschen Glühwein zu trinken, wird er allerdings nicht erfüllen können. In Coronazeiten ist das auch draußen nicht erlaubt.

Neukauf Otto

Alexander Otto beschenkt die etwa 35 Mitarbeiter seines Lebensmittelmarktes schon in der nächsten Woche. Damit sie noch genügend Zeit haben, den Gutschein vor dem Fest einzulösen und nicht dafür ins eigene Portemonaie greifen. Otto: "Wir schenken jedem einen Tannenbaum für daheim".

GOP-Kaiserpalais

Schon im Oktober haben die GOP-Mitarbeiter früher gefeiert, weil es in der Adventszeit für das Varieté- und Restaurant-Team keinen freien Tag gab. Coronabedingt ist das jetzt anders, im Zuge des zweiten Lockdowns befinden sich die meisten der 180 Mitarbeiter in Kurzarbeit, sind also nicht an ihrem Arbeitsplatz im Kaiserpalais. "Wir brauchen jetzt die Hilfe der Post", sagt GOP-Direktor Christoph Meyer. Die transportiert die Päckchen, mit denen er sich bedanken und auch ein Zeichen der Hoffnung geben will. Und was ihm für seine Show-Besucher wichtig ist, gilt nun auch für das Team: "Wir wollen immer für Überraschungen sorgen". Deshalb bleibt für die NW die Frage nach dem Paketinhalt unbeantwortet.

Holzbau Grübbel

Im Weinhaus Möhle hatte Gernot Grübbel bereits den großen Saal für die Feier mit seiner rund 60-köpfigen Belegschaft gemietet - doch dann machte ihm der zweite Lockdown einen Strich durch die Rechnung. Zum ersten Mal in der Firmengeschichte gibt es nun keine Weihnachtsfeier. Und weil der Firmenchef derzeit pessimistisch ist, ob die Coronalage 2021 im Sommer etwa einen Grillabend als Ersatz zulässt, geht er auf Nummer sicher. Per persönlichem Brief bedankt er sich bei seinen Mitarbeitern und übergibt jedem ein großes Paket - unter anderem gefüllt mit Wurst, Backwerk und Honig. Grübbel: "Ausschließlich von heimischen Betrieben".

Herz- und Diabeteszentrum

Eine zentrale Feier hat es auch vor Corona nicht für die rund 2.400 Mitarbeitenden gegeben, schließlich muss jederzeit die Versorgung aller Patienten gesichert sein. In den einzelnen Abteilungen wurden aber zum Teil jahrelange Traditionen gepflegt; ein gemeinsamer Besuch wie ein festliches Abendessen beispielsweise. Coronabedingt fallen auch diese Veranstaltungen jetzt aus. Stattdessen wird ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet. "In Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Stiftung Unternehmen Wald lassen wir für jeden unserer Beschäftigten einen Baum pflanzen", berichtet HDZ-Pressesprecherin Anna Reiß. Die ersten 1.000 Laubbäume wurden bereits am Eilper am Berg in Hagen gepflanzt, weitere Bewaldung soll in Schleswig-Holstein erfolgen. Alle Mitarbeitenden haben bereits eine persönliche Baumurkunde erhalten - zusammen mit einem herzlichen Dankeschön von Geschäftsführerin Karin Overlack und dem Ärztlichen Direktor Jan Gummert für die Unterstützung in einem für "Krankenhäuser besonders herausforderndem Jahr".

Johanniter Ordenshäuser

Im Kaiserpalais haben sich die 180 Mitarbeiter der Johanniter Ordenshäuser, der Klinik am Korso und des Recumed im letzten Jahr zur Adventsfeier getroffen, ein festliches Menü genossen und sich vom Posaunenchor der Wicherngemeinde musikalisch auf das Fest einstimmen lassen. "Daran ist in diesem Jahr gar nicht zu denken", betont Michael Schelp, kaufmännischer Leiter der Ordenshäuser. Allerdings habe Corona von allen Mitarbeitenden zusätzlichen Einsatz erfordert, der ein zeitnahes und nachhaltiges Dankeschön unverzichtbar mache. Schelp: "Jeder bekommt einen Tag Sonderurlaub".