Wittekindshof-Ermittlungen schwieriger und umfangreicher als bisher gedacht

Bad Oeynhausen. Die Ermittlungen gegen den ehemaligen Leiter des Geschäftsbereichs Heilpädagogische Intensivbetreuung im Wittekindshof gestalten sich weitaus schwieriger und umfangreicher als zunächst angenommen. &bdquo;Frühestens Ende des Jahres werde ich das Verfahren abschließen können", erklärt Staatsanwalt Christopher York auf Anfrage der NW. Für Mitte März dieses Jahres hatte der Staatsanwalt ursprünglich mit dem Abschluss des Verfahrens und der Entscheidung, ob und gegen wenn strafrechtliche Maßnahmen eingeleitet werden, gerechnet. Weil unter anderem mehr Mitarbeiter befragt werden mussten, läuft das Verfahren weiter. Die Betreuerin eines ehemaligen Wittekindshof-Bewohners hatte im Mai letzten Jahres Strafanzeige gestellt, weil ihr Bruder elf Monate lang in einem neun Quadratmeter großen Zimmer ohne Freigang und vollgepumpt mit Medikamenten eingesperrt worden war (die NW berichtete). Weil es Hinweise auf ähnliche Zwangsmaßnahmen gegeben hatte, ließ York am 1. Oktober 2019 durch 70 Polizeikräfte eine groß angelegte Durchsuchungsaktion durchführen. Dabei wurden mehr als 30 Aktenordner sowie umfangreiches elektronisches Datenmaterial sichergestellt. Außerdem wurden 135 Bewohnerzimmer kontrolliert. Psychologen haben zusätzliche Kompetenzen Der Wittekindshof hat den betroffenen Geschäftsbereich 4 (Heilpädagogische Betreuung) mittlerweile aufgelöst. Derzeit leben in den Wohnbereichen des einstigen Geschäftsbereiches 121 Männer und Frauen mit Behinderung, die aufgrund ihres herausfordernden Verhaltens und psychischer Beeinträchtigung auf umfassende Unterstützung und besonders enge Begleitung angewiesen sind. 157 Mitarbeitende betreuen diese Klienten. Die Verantwortung für diese spezialisierten Wohnangebote wurde auf drei Geschäftsbereiche unter der Leitung erfahrener Führungskräfte aufgeteilt. Außerdem wurden die Psychologen des Geschäftsbereichs mit zusätzlichen Kompetenzen ausgestattet. "Sie haben gegenüber den Mitarbeitenden vor Ort und gegenüber den Geschäftsbereichsleitungen ein Initiativ- und Vetorecht und sichern somit die Einhaltung von fachlichen Standards in der Wohn- und Betreuungsqualität ab. Punktuelle und radarmäßige Kontrollen sowie Berichte an die Ressortleitungen und den Vorstand gehören ebenfalls zu ihren Aufgaben", verspricht Dierk Starnitzke, Vorstand der Diakonischen Stiftung. Unverzüglich nach Bekanntwerden der Vorwürfe von Freiheitsberaubung und Körperverletzung seien die Prozesse und die Standards im Kontext der Gewaltprävention und der freiheitsentziehenden Maßnahmen von einer fachlich qualifizierten Sonder-Kommission grundlegend überprüft worden. Die Ermittlungsarbeit der Staatsanwaltschaft werde, so Starnitzke, vorbehaltlos unterstützt. Montags bis freitags erreichbar Zusätzlich wird im Wittekindshof ein externes Ombudssystem aufgebaut. Karin Hinke von der Gesellschaft für Risiko-Beratung mbH (GRB) aus Detmold im Kreis Lippe wird mit ihren Kolleginnen und Kollegen den Aufbau dieser Stelle übernehmen, die zusätzlich zum bereits bestehenden Beschwerdemanagement die Möglichkeit schafft, Meldungen aufzunehmen. Die examinierte Krankenschwester ist als Risiko-Beraterin für die GRB tätig und besitzt Erfahrungen als Qualitätsmanagerin und Mediatorin. &bdquo;Wir haben mit Karin Hinke und der GRB einen verlässlichen und kompetenten Partner, der eingehende Hinweise von verschiedensten Personen auf eventuelle Unregelmäßigkeiten neutral behandelt und eine feste Erreichbarkeit von montags bis freitags zusichert. Der Wittekindshof hat so die Möglichkeit, über etwaige Fehlentwicklungen schnellstmöglich informiert zu werden und so seine gesetzten Standards noch besser zu sichern", betont Dierk Starnitzke, Vorstand der Diakonischen Stiftung, auf Anfrage der NW. Die GRB gehört zur Ecclesia Gruppe, dem nach eigenen Angaben größten deutschen Versicherungsmakler für Unternehmen und Institutionen mit den Schwerpunkten Kirche, Sozialwirtschaft und Gesundheitswesen. &bdquo;Wir sind derzeit in intensiven Vorbereitungen mit der GRB, um das System noch in diesem Jahr an den Start zu bringen", so Starnitzke.

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