Der Wittekindshof in Bad Oeynhausen bekommt ein neues Wohngebiet

Bad Oeynhausen. Der Wittekindshof will sein Stiftungsgelände in Volmerdingsen weiter öffnen. Der Stadtrat hat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause den baurechtlichen Weg dafür geebnet. Eine deutliche Mehrheit hat beschlossen, den Flächennutzungsplan so zu ändern, dass ein neues Wohnquartier am Südhang des Wiehengebirges ausgewiesen werden kann. Das Projekt aber ist politisch nicht unumstritten. Schon in der Beratung im Ausschuss für Stadtentwicklung (ASE) im Juni hatte Hendrik Kemena (BBO) kritisiert, dass ein erheblicher Teil des nun von den Änderungen im Flächennutzungsplan betroffenen Geländes bisher landwirtschaftlich genutzt wurde. &bdquo;Es sollten aber doch die Bereiche als Wohnbaufläche ausgewiesen werden, die auch jetzt schon bebaut sind. So bedeutet die Planänderung ja eine weitere Flächenversiegelung“, sagte Kemena. Ein Teil der nun für Wohnbebauung vorgesehenen Fläche sei früher das Gelände der Gärtnerei des Wittekindshofes gewesen, erklärte der Technische Beigeordnete Thomas Lüer. Zuletzt war die Wiese am Nordrand des Stiftungsgeländes Heimat der Wittekindshof-Lamas. &bdquo;Das ist ja der Bereich, den wir gekauft haben“ Ob es denn eine Option sei, diesen bisher unbebauten Teil aus der neu auszuweisenden Wohnbaufläche herauszunehmen, wurde Lüer gefragt, was er für keine gute Idee hielt. &bdquo;Aber das ist ja der Bereich, den wir gekauft haben. Das haben Sie so beschlossen“, erklärte der Technische Beigeordnete. Bereits 2023 hatte der Wittekindshof signalisiert, dass er ein gut 10.000 Quadratmeter großes Grundstück im Bereich der Lamawiese an die Stadt verkaufen wolle, damit diese hier die Erschließung und Vermarktung eines neuen, ersten Abschnitts eines neuen Wohnquartiers namens &bdquo;Wohnen am Südhang“ in die Hand nehmen kann. Inzwischen habe die Stadt das Grundstück erworben, bestätigte Thomas Lüer. Insgesamt soll das neue Wohnquartier etwa fünf Hektar groß werden. Sowohl im ASE als auch nun im Rat gab aber nicht nur die Flächenversiegelung Anlass zur Debatte. &bdquo;Wir können uns an diesem steilen Hang eine Wohnbebauung nicht vorstellen“, sagte Andreas Edler (Grüne). Die Hanglage, so bestätigte Thomas Lüer auf Nachfrage im Rat, mache eine wirkliche Barrierefreiheit in dem neuen Wohngebiet schwierig. Worauf Hendrik Kemena feststellte: &bdquo;Dass dieses Wohngebiet also nicht vorrangig für Menschen mit Behinderung ausgelegt ist, finde ich schwierig.“ Das sei im ASE so auch nicht vorgestellt worden. Lesen Sie auch: Führungswechsel in Bad Oeynhausen: Neuer Vorstand für Wittekindshof Lüer verwies dagegen darauf, dass der damalige theologische Vorstand des Wittekindshofes, Dierk Starnitzke, bereits im Juni 2021 im ASE seine Pläne zur Entwicklung des Volmerdingsener Stiftungsgeländes vorgestellt habe. &bdquo;Der Wittekindshof kann große Teile des Geländes nicht mehr so nutzen wie bisher“, sagte Lüer. Das hatten auch Dierk Starnitzke sowie der kaufmännische Vorstand Marco Mohrmann wiederholt betont. Im Jahr 2000 lebten noch 1.500 Menschen mit Behinderung auf dem Stiftungsgelände. Seither aber hat der Wittekindshof zunehmend auf eine dezentrale Betreuung seiner Klienten gesetzt. An 100 Standorten ist der Wittekindshof inzwischen vertreten. Auf dem Stiftungsgelände in Volmerdingsen haben aktuell noch etwa 550 Menschen mit Behinderung ihre Heimat. Auf diese gewollte Entwicklung hat der Wittekindshof mit einem Masterplan für das Stiftungsgelände reagiert. Wesentlicher Bestandteil dieses Zukunftsplanes ist die Öffnung des Geländes auch für Menschen ohne Behinderung. &bdquo;Inklusion rückwärts“, nannte das Starnitzke, der schon 2019 im Gespräch mit der Neuen Westfälischen erklärte: &bdquo;Wir wollen uns öffnen für Menschen ohne Behinderung. Wir wollen uns von der alten Anstalt hin zu einem ganz normalen Ortsteil entwickeln.“ Insofern war es für Starnitzke, der Ende 2024 in den Ruhestand trat, ein Anliegen, das neue Wohngebiet am Südhang gerade nicht unbedingt für Menschen mit Behinderung auszulegen. &bdquo;Sonderwelt Wittekindshof“ soll integratives Quartier werden Ein Weg, den Starnitzkes Nachfolger Marian Zachow weiterverfolgen will. &bdquo;Die Transformation unseres Gründungsgeländes hin zu einem integrativen Quartier ist ein wichtiger Schritt. Mir geht es, wie meinem Vorgänger Dierk Starnitzke, darum, andersrum zu inkludieren“, erklärte Zachow gegenüber der NW. Er erläuterte: &bdquo;Menschen, die nicht in ambulante Wohnformen leben können oder wollen, haben das Recht auf einen belebten, attraktiven und inklusiven Sozialraum. Mit der Veräußerung von Bauland machen wir den ersten Schritt für ein vielfältiges und lebendiges Zusammenleben von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung.“ Während die eigentliche Bebauung in den Händen privater Grundstückseigentümer liege, bleibe es Anliegen des Wittekindshofes, das Quartier nicht nur für Einfamilienhäuser, sondern auch für bezahlbare Mietwohnungen, Büro- und Gewerbeflächen sowie Angebote für Tourismus und Gastronomie zu öffnen. &bdquo;Von daher ist es auch eine große Chance für Bad Oeynhausen und die Stadt- und Regionalentwicklung, dass aus der einstigen Sonderwelt Wittekindshof ein integratives Quartier wird“, so Zachow weiter. Einen Schritt zur Umsetzung dieses Plans machte der Rat, als er nun trotz kontroverser Debatte mehrheitlich die Änderung des Flächennutzungsplanes beschloss. Das wiederum ist Grundlage für die Aufstellung eines entsprechenden Baugebietes für das &bdquo;Wohnen am Südhang“ auf dem Wittekindshof-Gelände. 31 Ratsmitglieder stimmten dem zu, neun lehnten die Änderung des Flächennutzungsplanes ab, drei Ratsmitglieder enthielten sich der Stimme. Vor den weiteren anstehenden Beschlüssen, etwa zum Bebauungsplan, sei es womöglich sinnvoll, den Wittekindshof-Vorstand zu bitten, sein Konzept noch einmal im ASE vorzustellen, so überlegt der Technische Beigeordnete Thomas Lüer. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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