Aggressiver Autofahrer fährt Fußgänger mit geöffneter Fahrertür um

Bad Oeynhausen. Weil ein Fußgänger offenbar zu langsam die Straße überquerte, spielte ein Autofahrer im Januar dieses Jahres ungeduldig mit seinem Gaspedal. Der Motor des Toyota heulte auf, der Fußgänger schimpfte. Dann gab ein Wort das andere. Ungefähr so begann nach Darstellung der Staatsanwaltschaft ein Streit zweier Männer aus Bad Oeynhausen in der Nähe der Rehmer Kirche, bei dem der Fußgänger schließlich umgefahren wurde. Der Autofahrer musste sich dafür nun vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen verantworten. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat den 41-jährigen Autofahrer wegen Bedrohung, Straßenverkehrsgefährdung sowie gefährlicher Körperverletzung und Fahrerflucht angeklagt. Nach Darstellung der Anklage drohte der Autofahrer dem Fußgänger nicht nur mit dem aufheulenden Motor. Er holte außerdem noch eine Eisenstange aus seinem Kofferraum und fuchtelte damit herum. Der Angeklate flüchtete offenbar vor der Polizei Als der Fußgänger die Polizei rief, setzte sich der Autofahrer wieder hinters Steuer und wollte plötzlich weg. Allerdings stand der Fußgänger noch in der geöffneten Fahrertür und hinderte ihn am Wegfahren. Der Autofahrer legte trotzdem den Rückwärtsgang ein und gab Gas. Der Fußgänger stürzte. Vor Gericht trafen sich die Männer am Dienstag wieder und würdigten sich keines Blickes. Stattdessen übernahmen ihre Rechtsanwälte die Regie im Gerichtssaal. Insgesamt eine Stunde und dreißig Minuten feilschten sie hinter verschlossenen Türen über das mögliche Strafmaß für den angeklagten Autofahrer und das Schmerzensgeld für den Fußgänger, der sich bei dem Sturz glücklicherweise nur Prellungen und Schürfwunden zugezogen hatte. Nach 90 Minuten stand das Ergebnis des Deals fest: Haftverschonung gegen Teilgeständnis und Schmerzensgeld. Der Sozialhilfeempfänger hat zwei Anwälte Der 41-jährige Angeklagte lebt derzeit angeblich von Sozialhilfe, will demnächst aber wieder als Autohändler arbeiten. Dennoch konnte er sich neben seinem Pflichtverteidiger noch einen zweiten Anwalt leisten, den er selbst bezahlen muss. Das Vorstrafenregister des Autofahrers beginnt im Jahr 1994 und hat 24 Einträge, 19 davon nach Erwachsenenstrafrecht. Derzeit läuft noch eine Bewährung, weil der Angeklagte zuletzt wegen Stalkings verurteilt wurde. Der Streit mit dem Fußgänger hätte ihn womöglich ins Gefängnis gebracht. Das wollte der Angeklagte offensichtlich vermeiden. Zu den Vorwürfen sagte er nichts und ließ seine Rechtsanwälte sprechen. Der erste Verteidiger schwieg zwar zur Drohung mit der Eisenstange, räumte die Vorwürfe der Verkehrsgefährdung und der gefährlichen Körperverletzung jedoch ein, betonte jedoch, dass es seinem Mandanten nicht darum gegangen sei, jemanden zu verletzten. Außerdem sei der Angeklagte sogar noch einmal zum Ort des Geschehens zurückgekehrt. - Allerdings wohl nur, um zu behaupten, dass er gar nicht selbst am Steuer saß, sondern bloß Beifahrer war, wie der Nebenklagevertreter dazwischen rief. Zuhauses wartet angeblich ein behindertes Kind Der zweite Verteidiger betonte, wie sehr der Angeklagte auf seinen Führerschein angewiesen sei. Er habe ein schwerbehindertes Kind zuhause, das er dreimal in der Woche fahren müsse. Seit dem Vorfall am 16. Januar auf der Karl-Brandt-Straße in Rehme ist das nicht mehr möglich. Die Polizei hat ihm den Führerschein abgenommen. Und dabei bleibt es vorerst auch. Das Amtsgericht Bad Oeynhausen verhängte außerdem eine Sperre von drei Monaten, bevor sich der Angeklagte wieder um eine Fahrerlaubnis bewerben darf, und verurteilte den ehemaligen Autofahrer wegen Straßenverkehrsgefährdung und gefährlicher Körperverletzung in einem minder schweren Fall zu einer Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu 15 Euro (2.250 Euro). Die Staatsanwältin hatte 230 Tagessätze gefordert, der Verteidiger bloß 70. Das Verfahren wegen Bedrohung mit der Eisenstange wurde eingestellt. Der Angeklagte muss außerdem an den Fußgänger 1.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Das Gericht billigte eine Ratenzahlung von 75 Euro pro Monat. Weil alle Parteien Rechtsmittelverzicht erklärten, wurde das Urteil noch im Gerichtssaal rechtskräftig.

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