Rentner (77) schläft auf A2 bei Bad Oeynhausen am Steuer seines Autos ein und kracht gegen Lkw

Bad Oeynhausen. Die sechsspurige Autobahn 2 ist nicht nur für Fahranfänger die Hölle. Auch für Profis, die jeden Tag darüber rollen, ist die Schlagader des internationalen West-Ost-Verkehrs eine Herausforderung. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit reicht für schwerste Unfälle. Ein Rentner aus Gütersloh hatte im Mai 2024 kurz vor der Kurstadt Glück im Unglück. Der 77-Jährige ist offenbar am Steuer seines Seat Alhambra kurz eingenickt - und wurde unsanft durch den Zusammenstoß mit einer Sattelzugmaschine geweckt. Beide Fahrer blieben bei dem Unfall auf dem Vlothoer Teilstück der A2 kurz vor Bad Oeynhausen unverletzt, es entstand bloß Blechschaden - in Höhe von 4.600 Euro. Die Polizei stellte aber den Führerschein des Autofahrers vorläufig sicher. Die Staatsanwaltschaft bekam das Papier und legte es zur Akte. Dort sollte der Führerschein eigentlich bis zur Anklage wegen Straßenverkehrsgefährdung bleiben - bis ein Richter darüber entscheidet. Die Staatsanwaltschaft hielt den Rentner nämlich für &bdquo;charakterlich ungeeignet“ am Straßenverkehr teilzunehmen. Wer am Steuer einschläft, sollte schließlich nicht Autofahren. Doch die Anklage ließ auf sich warten, die Akte rutschte offenbar im Stapel ganz nach unten. Die Monate vergingen und der Rechtsanwalt des Rentners hatte einige Mühe, den &bdquo;Lappen“ für seinen Mandanten von der Behörde zurückzufordern. Acht Monate später, am Montag, 2. Dezember, verlas schließlich ein Sitzungsvertreter der Staatsanwaltschaft die Anklage in einer öffentlichen Gerichtsverhandlung vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen. &bdquo;Eingeschlafen“ oder &bdquo;verschlafen“? Und der Rentner aus Gütersloh stand Rede und Antwort. Auf Nachfragen des Richters erklärte er, dass er gleich nach dem Unfall noch unter Schock gestanden habe. &bdquo;Das erste, was mir einfiel, war vielleicht Sekundenschlaf“, sagte der Rentner. An viel mehr könne er sich nicht erinnern. &bdquo;An dem Tag war es ziemlich warm. Vielleicht hatte ich zu wenig getrunken?“ Er sei jedenfalls ausgeruht ins Auto eingestiegen und habe auch in der Nacht zuvor genügend geschlafen. Sein Verteidiger sekundierte. &bdquo;Mein Mandant hat mehrfach mir gegenüber glaubhaft bestritten, eingeschlafen zu sein.“ Auch der Polizeibericht sei in diesem Punkt nicht eindeutig: Dort finde sich die Formulierung &bdquo;eingeschlafen oder verschlafen“. Der Staatsanwalt versuchte, die Sache abzukürzen und bot dem Verteidiger an: Geständnis gegen Führerschein. Diesmal war es der Richter, der dem Staatsanwalt sekundierte: &bdquo;Der Reiz dieser Lösung wäre: Ihr Mandant könnte noch heute wieder Auto fahren. Die Sache müsste aber rechtskräftig werden.“ Der Opa kann jetzt wieder seine Enkel fahren Nach kurzer Unterbrechung und Beratung mit seinem Rechtsanwalt stimmte der Angeklagte zu und er gestand den Sekundenschlaf. Der Richter verurteilte ihn wegen Straßenverkehrsgefährdung zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu 30 Euro (900 Euro). Der Angeklagte muss die Kosten des Verfahrens tragen. Er verzichtete auf Rechtsmittel. Das Urteil wurde damit noch im Gerichtssaal gültig. Seinen Führerschein bekommt der Rentner trotzdem nicht sofort zurück. Das Papier liegt nämlich noch in der Geschäftsstelle der Staatsanwaltschaft Bielefeld. Autofahren darf der 77-Jährige allerdings ab sofort wieder. Noch im Gerichtssaal unterschrieb der Richter seinen Beschluss, wonach die Sperre der Fahrerlaubnis aufgehoben ist. Das gilt, auch wenn der &bdquo;Lappen“ noch Bielefeld liegt. Der Rentner jedenfalls war sichtbar erleichtert: &bdquo;Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken“, sagte er. &bdquo;Ich freue mich, den Führerschein zurückzubekommen. Jetzt kann ich endlich wieder die Enkelkinder fahren.“

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