„Nimm mich fest!“: Bad Oeynhausener belästigt auf Innenstadtfete Polizist mit skurrilem Wunsch

Bad Oeynhausen. Die Innenstadtfete ist 1973 als friedliche Party mit Erbsensuppe gegründet worden. Inzwischen unterscheidet sich das Straßenfest kaum noch vom üblichen Kirmesrummel. Im vergangenen Jahr war Jubiläum, da gab’s nicht nur Bratwurst, Bier und Musik, sondern erstmals auch Fahrgeschäfte. Die Innenstadt war so voll wie viele ihrer Besucher. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Mehrere Beamte standen an der Bühne vorm &bdquo;New Orleans“, um das Treiben zu beobachten. Und bekamen zu später Stunde Stress mit zwei Männern. Ein 21-jähriger Bad Oeynhausener näherte sich den Polizisten und fasste einem von hinten an die Schulter. Der junge Mann wollte aber offenbar nicht wie Gottlieb Wendehals eine Polonaise tanzen, sondern baute sich vor dem Polizisten auf und verlange: "Nimm mich fest!“ So schildert es der betroffene Beamte als Zeuge vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen. Der Polizist folgte der bemerkenswerten Bitte nicht, sondern ging auf Distanz. Der 21-Jährige ließ sich aber nicht abschütteln und beleidigte den Polizisten. Selbst ein Platzverweis zeigte keine Wirkung. Als dann auch noch der Bruder des 21-Jährigen auftauchte, um zu beschwichtigen, eskalierte die Lage. Die Polizisten schalteten ihre Bodycams ein. Der Fernseher im Gerichtssaal bleibt schwarz Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat den 21-Jährigen wegen Beleidigung und Widerstands gegen Polizisten angeklagt. Der junge Mann soll sich gesperrt und beim Transport in die Zelle auch eine Polizistin beleidigt und leicht verletzt haben. Das Gericht will für die Beweisaufnahme die Videos der Bodycam auswerten, scheitert aber an der Technik, der übergroße Fernseher im Saal bleibt deshalb schwarz. Richter, Staatsanwalt und Verteidiger versammeln sich stattdessen um den Klapprechner des Verteidigers. Lesen Sie auch: Bad Oeynhausen feiert: Das waren die Highlights des 50. Innenstadtfests Auf dem kleinen Bildschirm hinter den schwarzen Roben ist offenbar zu sehen, dass der junge Mann dem Platzverweis nicht nachkommt und sich bloß wenige Meter weiter niederlässt. Nach einigem Hin und Her mit den Beamten entscheidet die Einsatzleiterin, den Verweis durchzusetzen. Polizisten nehmen den 21-Jährigen in Gewahrsam. Und den Bruder gleich mit. Der Verteidiger des Angeklagten sieht für die Festnahme des Bruders aber keinen Anlass. Im Gegenteil. Er hält dem Polizisten vor, dass auf dem Video klar zu erkennen sei, dass der Bruder den Anweisungen sogar Folge leiste. Stattdessen beleidige ihn der Polizist als &bdquo;Laberarsch“, so der Verteidiger. In dem öffentlich abgespielten Videoausschnitt ist das allerdings nicht zu hören. Stattdessen hört man aber, wie der Bruder die Polizisten geradezu anfleht, den 21-Jährigen zu beruhigen. Die Antwort des Polizisten: &bdquo;Das schafft der Hund doch auch.“ Für das Verhalten des Angeklagten ist das alles keine Entschuldigung, aber womöglich eine Erklärung - und ein &bdquo;erheblicher Grund“ für seinen Widerstand bei der Festnahme, argumentiert der Verteidiger. Das müsse bei der Höhe der Strafe berücksichtigt werden. Der Angeklagte gesteht und entschuldigt sich Der Polizist, der den Bruder festgenommen hat, rechtfertigt sein Handeln als Zeuge vor Gericht. Schon vor der Aufzeichnung durch die Bodycam habe auch der Bruder einen Platzverweis bekommen. &bdquo;Die Gewahrsamnahme erfolgte zur Gefahrenabwehr“, erklärt er. Der Bruder sei mehrfach aufgefordert worden, zu gehen. Beide hätten den Anweisungen aber nicht Folge geleistet. Lesen Sie auch: Rechte Gesänge zu &bdquo;L’amour toujours“ auf der Bad Oeynhausener Innenstadtfete? Der Angeklagte verfolgt das Scharmützel im Gerichtssaal mit Wohlwollen. Die Vorwürfe aus der Anklage gibt er unumwunden zu. Außerdem nutzt er die Gelegenheit, sich bei dem Polizisten, dem er von hinten an die Schulter fasste, zu entschuldigen. Er habe schon vor der Innenstadtfete Alkohol bei einer Familienfeier getrunken. Der Staatsanwalt betont, dass die Gewahrsamnahme des Bruders mit der Anklage nichts zu tun habe. Aber er geht auf die Argumente des Verteidigers ein und beantragt eine Geldstrafe von 70 Tagessätzen zu 10 Euro (700 Euro) für den arbeitslosen jungen Mann. Der Verteidiger fordert bloß 50 Tagessätze. Der Richter folgt den Argumenten des Verteidigers allerdings nicht. Die Verhaftung des Bruders könne zwar der Auslöser gewesen, aber keine Erklärung für die Ausraster sein. Zudem habe der Angeklagte die Polizistin während des Gefangenentransports verletzt. Er verurteilt den 21-Jährigen deshalb zu einer Geldstrafe von 70 Tagessätzen zu 15 Euro (1.050 Euro). 15 Euro sei der unterste Tagessatz für Bürgergeldempfänger. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

Meistgelesen