Amtsinhaber Achim Wilmsmeier: "Wir planen zwei neue Radlerbrücken über die Werre"

Herr Wilmsmeier, wann sind Sie das letzte Mal mit dem Zug hier in Bad Oeynhausen angekommen? Achim Wilmsmeier: Das ist noch gar nicht so lange her. Zuletzt, als ich mit meiner Frau in Berlin war. Bad Oeynhausen ist ja hervorragend angebunden. Fahren Sie denn gern Bahn? Wilmsmeier: Grundsätzlich ja. Da hat sich ja auch viel beim Komfort getan. Wenn die Bahn das jetzt noch mit den Verspätungen in den Griff kriegt, wäre das prima. Nun tut sich hier am Nordbahnhof, wo wir uns zum Gespräch getroffen haben, ja eine ganze Menge. 2015 hat die Stadt den Bahnhof für 300.000 Euro gekauft. Die Sanierung wird mehr als das Zehnfache kosten. Gut angelegtes Geld? Wilmsmeier: Auf jeden Fall. Allein die Lage des Bahnhofs hier am Fuße der Innenstadt mit einem prägenden Gebäude verlangt danach, dass hier etwas Gutes entsteht. Auch, dass wir eine Belebung für die Innenstadt erreichen. Und Belebung heißt auch ungewollte Nutzungen und Unsauberkeiten zu beseitigen. Was ist Ihnen das wichtigste Element im neuen Bahnhof? Die Crêperie? Wilmsmeier: Es gibt da ganz unterschiedliche Elemente, die wichtig sind. Zum einen ist der Bahnhof eine Mobilitätsdrehscheibe. Da ist die Vernetzung mit dem Busbahnhof und dem Radverkehr wichtig. Und für die eben angesprochene Belebung des Bahnhofs spielt die Crêperie durchaus eine wesentliche Rolle, genauso wie die Bahnhofsmission, die Radstation und auch unsere Staatsbad GmbH, die hier ja einziehen wird. Hier am Bahnhof sollen zwei Fahrradparkhäuser entstehen, die Radstation wird aufgemöbelt, ein Mietbike-Angebot ist gestartet. Und womöglich gibt’s auch irgendwann noch ’nen Radschnellweg. Ein schönes Paket für Radler. Da fehlen nur noch die Radwege innerhalb der Stadt. Was wird sich da tun? Wilmsmeier: Da ist die Vernetzung mit den Ortsteilen geplant. Dafür werden zwei neue Fahrradbrücken gebaut. Die Sielbrücke, die bislang ja nur für Fußgänger freigegeben ist, soll im nächsten Jahr durch eine kombinierte Fuß- und Radbrücke ersetzt werden. Und eine weitere Brücke ist Richtung Ford Meyer geplant, so dass man dort auch bequem über die Werre kommt. Gerade aus dem Rehmer Bereich haben wir viel Radverkehr. Am Alten Rehmer Weg werden wir einen Kreisverkehr bekommen, durch den die Radfahrer über die Mindener Straße und dann weiter zu der neuen Brücke über die Werre geführt werden sollen. Werden wir demnächst hier durch den Tunnel im Bahnhof direkt zum neuen ZOB an der Kanalstraße gehen können? Wilmsmeier: Das gilt es zu prüfen. Wir müssen schauen, ist der Omnibusbahnhof am jetzigen Standort richtig aufgestellt oder ist die Option besser, das mit einem kurzen Tunneldurchstich auf der anderen Seite des Bahnhofs zu realisieren. Wer prüft das und wann gibt es eine Entscheidung? Wilmsmeier: Das wird eine Fachfirma übernehmen. Die Maßnahme ist fürs nächste Jahr vorgesehen. Die Zeit drängt ja ein wenig, wenn wir die Sperrzeiten der Bahn für den Neubau der Brücke an der Steinstraße oder an der Herforder Straße für den Tunneldurchschnitt nutzen möchten. Neue Sperrzeiten haben einen langen Vorlauf. Ist eine solche sicherlich aufwendige Verlegung des ZOB sinnvoll? Wilmsmeier: Ich denke schon. Wenn man morgens an der Kaiserstraße steht, dann sieht man, welche Probleme die Busse am ZOB haben, dort rein und rauszufahren. Zudem haben wir in der letzten Zeit viel in den ÖPNV investiert. Wir habe das Klimaticket eingeführt mit dem 30-Minuten-Takt die Anzahl der Busse verdoppelt. Diesen Verkehr muss der ZOB aufnehmen können. Auch der Fernbusverkehr spielt bei den Überlegungen eine Rolle. Bei den Kosten für die Verlegung steht eine Summe von fünf Millionen Euro im Raum. Gilt das noch? Wilmsmeier: Eine neue Zahl habe ich dazu nicht, die wird von der Ausgestaltung des neuen ZOB abhängen. Wird die Stadt eine solche Verlegung allein zahlen müssen? Wilmsmeier: Nein. Für solche von der Bahn privilegierte Maßnahmen – und die Bahn hält das für eine sinnvolle Maßnahme – rechnen wir mit einem sehr hohen Förderanteil. Bis zu 90 Prozent. Wenn wir hier über die Kanalstraße schauen, haben wir Ihr zweites Gesprächsthema unmittelbar vor Augen: das neue Sielbad. Ist das Konzept, das nun verwirklicht werden soll, ein gelungener Wurf? Wilmsmeier: Auf jeden Fall. Das Bad spricht ja ganz verschiedene Zielgruppen an. Wir haben da das Jedermann-Schwimmen, das Vereinsschwimmen einschließlich Wasserball, das Schulschwimmen, das Reha- und Seniorenschwimmen und die Möglichkeit Schwimmkurse anzubieten. Dazu gibt es ein besonderes Becken mit Hubboden. Das Konzept hat sich ja in zwei Schritten entwickelt: Erst wurde nur das neue Hallenbad geplant, dann hat man bemerkt, dass auch das alte Sielbad komplett saniert werden muss. Hat Bad Oeynhausen die Chance verpasst, ein wirkliches Ganzjahres-Kombibad aus einem Guss zu bekommen? Wilmsmeier: Diese Frage könnte man sich stellen. Die Politik war sich ja einig, dass der Standort am Siel der richtige ist. Bezweifeln Sie das? Wilmsmeier: Nein, das ist eine wirklich außergewöhnliche Lage. Aber sie birgt auch gewisse topographische Schwierigkeiten, mit der Gründung, mit der Anbindung und mit dem Verkehr. Deshalb ist da ja auch eine höhere Bausumme zusammengekommen. Zuwegung und Erschließung kosten einiges. Aber noch mal zu dem Konzept: Bedauern Sie, dass es kein richtiges Kombibad gibt? Wilmsmeier: Ich glaube, dass da eine tolle Badelandschaft entsteht. Der Zeitpunkt zur gemeinsamen Planung mit dem Freibad war noch früh genug. Und es können auch viele Synergieeffekte genutzt werden. So kann zum Beispiel auch im Sommer an schlechten Tagen das Hallenbad aufgemacht werden, gemeinsame Eingänge oder Umkleiden genutzt werden. Das kommt einem Kombibad schon sehr nahe. Sie sind ja auch Familienvater. Fehlt Ihnen denn nicht ein richtiger Spielbereich? Wilmsmeier: Der ist ja da, nur nicht im Hallenbad, sondern im Freibad . . . Womit er im Winter wegfällt. Wilmsmeier: Ja, das ist richtig. Aber die meisten Schwimmaktivitäten gibt es in den Familien ja auch im Sommer. Aber auch im Hallenbad wird es die Möglichkeit geben, zu bestimmten familienfreundlichen Zeiten das Variobecken als Spielbereich zu nutzen. Ein separater Spielbereich im Hallenbad wäre einfach unverhältnismäßig teuer gewesen. Vor der Bürgermeisterwahl 2015 waren wir zum ambulanten Interview zusammen an der Mindener Straße unterwegs. Sie haben damals gesagt: Der Umbau muss Chefsache sein. Nun hat sich hier aber noch rein gar nichts getan. Woran liegt’s? Am Chef? Wilmsmeier: Das glaube ich nicht. Die Möglichkeiten, die ich habe, habe ich auch genutzt. Die Nordumgehung ist jetzt seit gut anderthalb Jahren geöffnet. Eigentümer der Mindener Straße – und somit auch nur eines Teilbereiches der innerstädtischen Verbindung – sind wir seit März dieses Jahres. Da sind viele Abstimmungsmaßnahmen notwendig, die ich auch vorangetrieben habe. Beispielsweise mit dem Radschnellweg, der ja auch über diese Trasse führt. Wir tun alles, um das zu beschleunigen. Aber um für diese Abstimmungsgespräche eine objektive Basis zu bekommen, sind Verkehrszählungen wichtig. Die wollten wir im März, nachdem die Stadt Eigentümerin der Straße geworden ist, durchführen. Aber coronabedingt wären die Zahlen nicht aussagefähig gewesen. Das muss schnellstmöglich nachgeholt werden. Der Rat hat beschlossen, dass vor dem richtigen Umbau der Mindener Straße kurzfristige Maßnahmen ergriffen werden sollen. Doch auch die erweisen sich in der Vorbereitung als langfristig. Machen Provisorien jetzt überhaupt noch Sinn? Wilmsmeier: Auch da war ein Ausschreibungsverfahren notwendig. Und das war das Problem? Wilmsmeier: Nicht die Ausschreibung war das Problem, sondern dass sich kein Bieter auf die Ausschreibung beworben hat. Dazu kommt, dass die Baustelle auf der A 2 aktuell für weiteren Verkehr sorgt. Ob das jetzt im Augenblick noch Sinn macht, werden wir weiter besprechen, auch mit Straßen NRW und den anderen Verkehrsbehörden. Sie haben angekündigt, dass es noch in diesem Sommer ein Gespräch mit dem NRW-Verkehrsministerium gibt. Fährt der Chef da selbst hin? Wilmsmeier: Das wäre kein Problem. Das habe ich in der Vergangenheit auch schon oft gemacht. Aber im Moment ist es schwer, solch einen Termin in Düsseldorf zu bekommen, auch coronabedingt. Leider wurde der für August angesetzte Termin kurzfristig durch das Ministerium abgesagt. Aber ich bleibe da dran. Wenn Sie mit dem Ministerium sprechen, dann können Sie aufs Land ja kaum Druck ausüben. Wie gehen Sie in die Verhandlungen? Wilmsmeier: Das Wichtigste ist an der Stelle, dass das Land auch einen Radschnellweg bauen möchte. Dies geht nur gemeinsam mit dem Umbau der Mindener Straße und der Kanalstraße. Der Radschnellweg hat laut Minister Hendrik Wüst hohe Priorität. NRW hat da auch ein bisschen Sorge, dass es von anderen Bundesländern überholt werden könnte. Das ist für uns der Packan zu sagen, da brauchen wir eine gemeinschaftliche Bau- und Planungsvereinbarung, um das zügig umzusetzen. Da ist das Ministerium auch auf uns angewiesen. Und was hoffen Sie, aus solch einem Gespräch konkret mitzubringen? Wilmsmeier: Einen Finanzierungsvorschlag. Wir müssen sehen, welche Mittel beim Ministerium für die Mindener Straße vorhanden sind. Wir selbst haben da ja unsere Hausaufgaben gemacht und ab dem nächsten Jahr 7,3 Millionen Euro bereitgestellt. Wir sind bereit. Schätzen Sie mal bitte: Was wird der Umbau der Mindener Straße kosten? Wilmsmeier: Ich gehe davon aus, dass wir mit den 7,3 Millionen Euro ganz gut liegen werden. Wohlgemerkt: Nur für die Mindener Straße, ohne den Radschnellweg und ohne die Kanalstraße. Dabei gehen wir von 70 Prozent Fördermitteln aus. Das Gespräch führte NW-Redakteur Jörg Stuke.

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