Schnell-Ladung für E-Autos an der Aqua Magica

Bad Oeynhausen. Wer den Akku seines E-Autos aufladen will, braucht Geduld. Bis zu acht Stunden Zeit kostet eine Vollladung an einer öffentlichen Ladesäule. "Bei mir reichen 30 Minuten", verspricht Oliver Wessel. Er will auf seinem Grundstück an der Bültestraße einen Versorgungspark bauen und dort unter anderem vier Schnell-Ladepunkte anbieten. Umweltschutz schreibt der ehemalige VW-Manager auch in anderer Hinsicht bei seinem Projekt ganz groß. Der Energiebedarf soll ausschließlich durch Solarstrom gedeckt werden. "Autos haben mich schon immer interessiert", sagt der 52-Jährige. Und deshalb hat er nach einer Kfz-Lehre ein Ingenieurstudium absolviert und mehr als 20 Jahre im VW-Konzern gearbeitet, in den letzten Jahren dort die Entwicklung der E-Mobilität verantwortet. Vor 18 Monaten hat er den Konzern verlassen, sich als Personal- und Restrukturierungsberater selbstständig gemacht - aber die E-Mobilität nie aus dem Blick verloren. Im Gegenteil. Genau gegenüber seines Grundstücks befindet sich der Parkplatz der Aqua Magica - und auf dem stehen zunehmend E-Autos. Auch viele Gäste, die in der Pension "An der alten Ziegelei", die seine Frau auf dem Grundstück führt, kommen mit einem E-Auto. Und sie alle haben das gleiche Problem: Wie und wo kann ich laden? Grundstück steht schon bereit Für die Pensionsgäste bieten Wessels mittlerweile drei Normalladestationen in ihrem Schuppen an. Aber den Parkern auf der Aqua Magica ist damit ebenso wenig geholfen wie anderen Besitzern von Tesla und Co. - erst recht nicht, wenn sie es eilig haben. "Im Umkreis von 150 Kilometern gibt es keine Schnellladesäulen", fasst Wessel eine Erhebung der Bundesnetzagentur zusammen. Und das will er schon in den nächsten Monaten ändern. Neben dem Haus, in dem er wohnt und arbeitet, befindet sich ein etwa 2.000 Quadratmeter großes, ihm ebenfalls gehörendes Grundstück, das derzeit noch für den Rapsanbau genutzt wird und das nun zum Lade-und Versorgungspark werden soll. "Der Standort liegt verkehrstechnisch günstig", ist er sicher. Sowohl von der A 2 als auch von der A 30 sei der Park gut erreichbar- und damit auch für E-Autos auf der Durchreise attraktiv. Erst recht, weil Wessel auch dafür sorgen will, dass die Fahrer die Ladezeit auch für eine richtige Pause nutzen können. Eine Getränkeversorgung sei ebenso geplant wie Wasch- und WC-Räume. Zusätzlich zu den vier Schnellladesäulen mit 150 Kilowatt Leistung werden zehn Normalladesäulen (22 Kilowatt) aufgebaut. An denen dauert eine Vollladung bis zu acht Stunden. Anders als beispielsweise an den öffentlichen Ladesäulen müsse man hier aber nicht mit zusätzlichen Wartezeiten rechnen - weil es eben gleich zehn Plätze gäbe. Die Tankkosten beziffert er mit 30 bis 50 Euro an der Schnellladestation, für die Normalladung müsse der Kunde etwa mit 30 Cent pro Kilowattstunde rechnen. Projekt kostet 300.000 bis 500.000 Euro Auch für die Energieversorgung seines Parks setzt Wessel auf eigene Ressourcen. Auf den Dachflächen seiner Gebäude werden die 220 schon vorhandenen Speichermodule um weitere 300 ergänzt, außerdem werden Batteriespeichersysteme gebaut. Und sollte die heimische Sonnenkraft nicht reichen, verspricht er die zusätzliche Einspeisung von "öffentlicher grüne Energie". Auf rund 300.000 bis 500.000 Euro beziffert er seine Investitionskosten, wobei er dabei auch auf öffentliche Förderung durch die Klimaschutzprogramme der Landesregierung hofft. "Ich trete in Vorleistung", verspricht er. Er rechnet mit einem Monat Bauzeit. Sollte es bei heimischen Fachfirmen zu Lieferengpässen kommen, wolle er alte berufliche Kontakte nutzen und Ware aus Hongkong ordern. "Am 1. Oktober will ich den Park eröffnen", hat er sich vorgenommen. Voraussetzung dazu ist aber auch eine Baugenehmigung. Und die wurde bislang noch nicht beantragt. "Bisher liegt nur eine Bauvoranfrage vor", erklärt der städtische Pressesprecher Volker Müller-Ulrich. Wessel ist allerdings zuversichtlich, dass ihm die Genehmigung nach Antragstellung zügig erteilt wird. Schließlich gehöre der Klimaschutz zu den vorrangigen Zielen der Stadt. Wessel: "Mit meinem Projekt will ich helfen, das grüne Image der Stadt zu erhalten". Engagement für seinen Heimatstadt hat der Bad Oeynhausener schon vor wenigen Monaten bewiesen (die NW berichtete). Während des Corona-Lockdowns im März und April hat er mit seinen Miarbeitern älteren und kranken Bürgern kostenlos Einkäufe und Behördengänge abgenommen.

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