Einbrecher stiehlt die goldene Taschenuhr des Stadtvaters

Bad Oeynhausen. Es gab Zeiten, da lümmelten scharenweise Kinder vorm Schaufenster des einzigen Süßwarenladens in der Innenstadt und drückten sich die Nasen platt. Ganz ähnlich liegt der Fall bei einem Angeklagten vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen. Der 28-jährige Mann hat im Antiquariat der Wandelhalle nämlich mit seiner rechten Hand ans Schaufenster gefasst, angeblich, um besser hineinschauen zu können. Hinterm Glas lag die goldene Taschenuhr des Berghauptmanns Carl August Ludwig von Oeynhausen. Das gute Stück wurde bei einem Einbruch zwei Tage vor Weihnachten 2018 gestohlen. Die Polizei untersuchte den Tatort auf Fingerabdrücke und fand den Abdruck einer rechten Hand, sowie Spuren eines Einbruchversuchs direkt daneben. Eine andere Scheibe des Geschäfts dagegen hielt der Gewalt nicht Stand. Der Einbrecher schlüpfte durch das Loch und zwängte sich zwischen den Regalen entlang zur Uhr des Stadtvaters. Seitdem ist das Unikat – und weitere wertvolle Uhren – spurlos verschwunden. Zurück blieb ein Schaden von fast 30.000 Euro. Der Angeklagte erzählt vom Schaufensterbummel mit seiner Freundin Der Angeklagte will damit nichts zu tun haben. Er sei womöglich irgendwann einmal mit seiner Freundin durch den Kurpark gelaufen. &bdquo;In Bad Oeynhausen gibts ja sonst nichts", erzählte er. Womöglich hätte er beim Schaufensterbummel an die Scheibe gefasst, das Glas werde ja nicht jeden Tag gereinigt. Aber ein Einbruch? &bdquo;Das kann ich mir nicht vorstellen", sagte der 28-Jährige. Worauf der Staatsanwalt fragte: &bdquo;Aber das Geld können sie schon ganz gut gebrauchen?" Der Angeklagte ließ sich davon nicht provozieren: &bdquo;Wenn ich Geld brauche, gehe ich zur Bank und beantrage einen Kredit." Außerdem sei das Loch in dem anderen Schaufenster viel zu klein für ihn. &bdquo;Ich steh gut im Futter", sagte der Angeklagte. Der Mann ist ein Hüne mit schrankartiger Statur, sicher über 1,90 Meter groß. Die Dolmetscherin für Weißrussisch, kann wieder gehen, der Mann spricht gut genug Deutsch. Er hat auch einen guten Job: Angeblich verdient er als Kommunikationsmanager bis zu 5.000 Euro im Monat. Mit Antiquitäten will er aber nie etwas am Hut gehabt haben, erklärt er. Ermittler entdeckten auch eine rötliche Füssigkeit - womöglich Blut? In den Glasscherben entdeckten Ermittler auch eine rötliche Flüssigkeit, womöglich Blut. Die Fachleute des Landeskriminalamts konnten darin jedoch kein Erbgut nachweisen. Trotzdem kam die Kripo dem 28-Jährigen auf die Schliche. Der Mann war in der Zwischenzeit nämlich vom Amtsgericht Herford wegen einer gefährlichen Körperverletzung zu einer Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Die Polizei hatte seine Handabdrücke. Vier Monate nach der Verurteilung, zwei Tage vor Silvester 2019, fielt der Mann wieder auf. Nachbarn des Angeklagten hatten wegen eines lautstark geführten Beziehungsstreits die Polizei gerufen. Als zwei Beamte vor der Wohnung des Angeklagten standen, fuhr der Angeklagte aus seiner Haut. Die Polizisten erzählen, dass der 28-Jährige in Boxerstellung ging und versucht habe, sie zu schlagen. Die Beamten setzten Pfefferspray ein. Seine Freundin bestätigt allerdings die Darstellung des Angeklagten und muss nun mit einer Anklage wegen Falschaussage rechnen. Der Verteidiger forderte Freispruch Die Beleidigung der Polizisten gab der Angeklagte unumwunden zu. Mehr aber nicht. Außerdem behauptete er, sich längst bei den Beamten entschuldigt zu haben. Beide Polizisten widersprachen hörbar aus den Zuschauerreihen. Sein Verteidiger forderte Freispruch von den anderen Anklagepunkten. Der Richter verließ sich trotz aller Beteuerungen des Angeklagten auf die Ergebnisse der Spurensicherung. Das Herforder Urteil von 2019 bezog er mit ein und verurteilte den 28-Jährigen jetzt auch für den Einbruch zu einer neuen Gesamtstrafe von zwei Jahren und drei Monate Haft ohne Bewährung. Der Staatsanwalt hatte zwei Jahre und zwei Monate gefordert. Für den Widerstand gegen die Polizisten schickt der Richter den Angeklagten weitere vier Monate ins Gefängnis. Außerdem muss der 28-Jährige rund 10.000 Euro Wertersatz zahlen.

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