Fast ein Freispruch für mutmaßliche Stressmacherin aus der Bad Oeynhausener Fußgängerzone

Bad Oeynhausen. Ein Griff an die Gurgel, ein Schlag ins Gesicht und dazu wüste Drohungen: Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ist davon überzeugt, dass eine 51-jährige Frau aus der Trinkerszene gleich bei zwei Streitigkeiten handgreiflich wurde. Die Angeklagte soll vergangenes Jahr im Mai am späten Nachmittag in der Fußgängerzone am Augustaplatz einer anderen Frau an den Hals gefasst, zugedrückt und ihr mit dem Tod gedroht haben. Anfang Juli soll sie außerdem nachts um 3.50 Uhr einem Mann in der Wartehalle des Nordbahnhofs ins Gesicht geschlagen haben. Die Angeklagte widerspricht beiden Vorwürfen vehement. &bdquo;Um diese Zeit bin ich nie im Bahnhof. Dann bin ich ganz sicher zu Hause“, erklärt sie dem Richter vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen, der sie bereits wegen vergleichbarer Taten verurteilt hat. Diesmal sieht die Sache anders aus. Am Bahnhof, erzählt die Angeklagte hielten sich zwei obdachlose Frauen auf, die womöglich gemeint sein könnten. Und der Streit mit der anderen Frau habe sich auch gar nicht am Augustaplatz, sondern vor einem Kiosk an der Herforder Straße abgespielt. Aggressiv sei aber nicht sie selbst, sondern die andere Frau gewesen. Auslöser sei das Verhalten der anderen Frau gewesen. &bdquo;Es ist eklig, aber so ist es: Sie hat neben mir auf den Stuhl gepinkelt.“ Ein Bekannter habe die völlig betrunkene Frau deshalb zum Verlassen der Sitzgelegenheit aufgefordert. &bdquo;Sie war total aggressiv, hat jeden angemacht und wollte mir dann sogar eine Flasche über den Kopf ziehen.“ Erst ein Bekannter habe ihr die Bierflasche weggenommen und damit die Gefahr gebannt. Einen Griff an den Hals der Geschädigten schließt die Angeklagte kategorisch aus: &bdquo;Ich habe sie nicht angepackt.“ Angetrunken auf eine Zigarette zum Kiosk Die betroffene Frau, sie lebt in einer Einrichtung des Wittekindshofes, erzählt dagegen als Zeugin eine ganz andere Geschichte. Die 24-Jährige hatte an diesem Freitagnachmittag, 17. Mai, schon Alkohol getrunken, als sie zu dem Kiosk kam, um ihren Ex-Freund zu besuchen. Die beiden rauchten &bdquo;ganz freundschaftlich“ eine Zigarette, als die Angeklagte dazu gekommen sei und sie am Handgelenk festgehalten habe: &bdquo;Sie wollte mich mit dem Messer bedrohen.“ Der Richter hakt nach. Die Zeugin kann sich aber weder an die Farbe des Messers, noch an die Länge der Klinge erinnern. Sie zeigt bloß auf ihre Körpermitte, wohin die Angeklagte das Messer gehalten haben soll. Lesen Sie auch: &bdquo;Nimm mich fest!“: Bad Oeynhausener belästigt auf Innenstadtfete Polizist mit skurrilem Wunsch Auch der Mann aus dem Bahnhof ist ein Klient des Wittekindshofes. Der 57-jährige Rentner hört schlecht, weshalb das Gespräch mit dem Richter groteske Züge annimmt. Nach einigem Hin und Her ist klar: Er war in der Nacht auf Freitag, 7. Juli 2024, mit einem Kumpel nach einem Fußball-Europameisterschaftsspiel im Bahnhof gestrandet. Während der Kumpel seinen Rausch ausschlief, habe er sich mit Mühe wach gehalten. Als sich eine Frau dem Schlafenden näherte, schickte er sie erst weg. Sie sei daraufhin aber laut und aggressiv geworden und habe ihm ins Gesicht geschlagen. Die Brille fiel runter und er habe einen langen Kratzer davon getragen. Die Frau habe er später auf Fotos bei der Polizei wegen ihrer markanten Tätowierung wiedererkannt. Kein Beleg für Kratzer im Gesicht Von der Kratzwunde ist in den Akten aber nichts zu finden, stellt der Richter fest. Selbst die Polizeibeamtin, die den Fall aufnahm, kann sich nicht an eine solche Verletzung erinnern. &bdquo;Damit hat sich dieser Teil erledigt“, sagt der Richter. Die Angeklagte darf auf Freispruch hoffen. Und auch der zweite Teil der Vorwürfe vorm Kiosk scheint sich in Luft aufzulösen. Ein Bekannter der Angeklagten bestätigt ihre Darstellung und erklärt als Zeuge, dass er auf die zweite Frau zugegangen sei. &bdquo;Die wollte mit der Flasche auf die Angeklagte los.“ Er habe ihr die Flasche abgenommen. Der Richter stutzt und hält dem Zeugen die Aussage der Angeklagten vor. Sie hatte noch bei der Polizei angegeben, selbst der anderen Frau die Flasche weggenommen zu haben, &bdquo;um zu helfen“. Nach kurzer Beratung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stellt das Gericht das Verfahren gegen die Angeklagte ein. &bdquo;Das ist sehr, sehr nah am Freispruch“, sagt der Richter. &bdquo;Für Sie hat es keine weiteren Folgen.“ Dass ein weiterer Zeuge, der Ex-Freund der Geschädigten, weitere Aufklärung bringen könnte, sei fraglich. Die Staatskasse ersetzt der Angeklagten nun die notwendigen Auslagen für den Anwalt. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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