Diese Vorteile hat der Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke für die Region

Bad Oeynhausen. Hochgeschwindigkeit ist das Zauberwort. Mit bis zu 300 Stundenkilometern sollen die Intercity-Express-Züge (ICE) künftig womöglich auf einer neuen Strecke durch OWL brausen. Und aufs Tempo bei der Planung drückt offenbar auch das Bundesverkehrsministerium. Die Schnellbahnstrecke zwischen Bielefeld und Hannover ist das einzige Neubauprojekt, das Eingang in das Ende Januar vom Bundestag verabschiedete &bdquo;Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz" gefunden hat. "Die Bundesregierung will dieses Projekt mit hohem Druck realisieren", sagen Rainer Engel von "Pro Bahn" und Thomas Dippert, Kreisvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Beide sehen in dem Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke große Vorteile gerade auch für Bad Oeynhausen. "Da rollt was Großes zu auf die Region" sagte Stefan Schwartze im NW-Artikel vom 6. April. Und ergänzte: "Aber nichts Gutes". Schwartze erklärte, warum er und eine Handvoll weiterer SPD-Abgeordneter im Bundestag gegen das Maßnahmengesetz gestimmt hatten. Das sehen Dippert und Engel gänzlich anders. Sie sind überzeugt, dass gerade eine Neubaustrecke für den Regionalverkehr, aber auch für die IC-Anbindung Bad Oeynhausens von Vorteil wäre. "Die Bahn konkurrenzfähig machen zum Flugverkehr" Engel, der sich seit 30 Jahren im Fahrgast-Verband Pro Bahn und seit fünf Jahren in der Initiative Deutschlandtakt engagiert, beschreibt die Schnellstrecke der Bahn zwischen Bielefeld und Hannover als logischen Endpunkt einer Schluss-Kette. So sei es ein Ziel des Bundesverkehrsministeriums, die Fahrzeit zwischen dem Rhein-Ruhr-Raum und Berlin von vier auf dreieinhalb Stunden zu verkürzen. "Auch, um die Bahn konkurrenzfähig zu dem enormen Flugverkehr zu machen, der zwischen Köln und Berlin herrscht", sagt er. 2017 habe es dazu den Plan eines "Sprinterzuges" gegeben, der allerdings weitgehend auf Halte selbst an Knotenpunkten verzichtet hätte. "Dieser Zug wäre an OWL komplett vorbei gerauscht", erklärt der Mann von Pro Bahn. Nicht zuletzt aufgrund von Protesten der Nahverkehrsträger sei dieser Plan dann 2018 wieder beerdigt worden. "Wir brauchen Bielefeld, Hamm und Hannover als Haltepunkte", sagt Engel. Fahrtzeit Bielefeld - Hannover auf 31 Minuten verkürzen Gleichzeitig erfordere der Deutschland-Takt aber eine Verkürzung der Fahrtzeit zwischen Bielefeld und Hannover auf 31 Minuten. "Und das ist nur machbar mit Zügen, die bis zu 300 Stundenkilometer fahren können." Solche Geschwindigkeiten seien auf der bestehenden Strecke nicht zu erreichen, vor allem, weil die Kurvenradien der Strecke das nicht zuließen. Also müsse man eine neue Trasse für die Hochgeschwindigkeitszüge bauen. Die neue Trasse habe den Vorteil, dass damit die alte Strecke entlastet würde, die schon jetzt am Rande ihrer Kapazitäten angekommen sei. "Die ICE-Züge würden dann nicht mehr die Regionalzüge und ICs ausbremsen", erläutert Engel. "So muss bislang der Regio-Express in Minden warten, um den ICE vorbeizulassen", nennt er ein Beispiel. "Mit der neuen Strecke würde der Regionalverkehr zügiger und pünktlicher." Eine Plan-Variante führt über Vlotho, eine über Bad Oeynhausen Engel und Dippert fürchten zudem, dass ohne neue Strecke Bad Oeynhausen weitere IC-Halte verlieren würde. "Durch die hohe Belastung entstehen hier solche Zwänge, dass der Spielraum für zwei, drei Minuten Halt eines ICs nicht mehr gegeben wäre", glaubt Engel. Laut Gutachten werde das vermutlich die IC-Verbindung aus Amsterdam betreffen. Dippert und Engel kennen zwei Trassen-Varianten, die derzeit im Ministerium in Berlin betrachtet werden. Die eine würde aus Richtung Hannover gesehen ab Auetal weitgehend im Tunnel auf Vlotho zu und dann um Bad Salzuflen herum gen Bielefeld führen. Die Variante 2 würde zwischen alter Bahnbrücke und Autobahnbrücke über eine neue Querung über die Weser geführt und in Bad Oeynhausen auf die bestehende alte Nordbahnstrecke eingefädelt. "Ich habe mir den Plan angesehen und halte ihn für machbar", sagt Engel. "Selbst in diesem engen Raum wäre Platz für eine 20 Meter breite zweigleisige Trasse." "Der Tunnel durch den Jakobsberg ist vom Tisch" Der Nachteil dieser Lösung: Die Strecke wäre länger, die Fahrzeit Bielefeld-Hannover würde nicht 31, sondern 36 Minuten betragen. "Das aber wäre tragbar", urteilt Engel. Der Vorteil: Zwischen Bad Oeynhausen und Bielefeld könnte man die Infrastruktur der bestehenden Strecke nutzen. "Das würde die Kosten deutlich senken", so Dippert. Und die Kosten-Nutzen-Analyse sei bei Neu- oder Ausbauplänen ein wesentliches Argument. Weshalb Dippert und Engel auch überzeugt sind, dass ein Ausbau der bestehenden Strecke zwischen Minden und Haste - wo nur zwei Gleise liegen -, nicht realisiert wird. Diese Lösung fordern Schwartze und seine Fraktionskollegen aus der Region. "Allerdings würde dieser Ausbau kaum Nutzen im Sinne einer Fahrzeitverkürzung bringen", argumentiert Engel. Der deshalb auch sicher ist, dass der Alternativplan einer neuen Strecke mit einem Tunnel durch den Jakobsberg in Porta vom Tisch ist. "Bad Oeynhausen wäre der Gewinner, Minden der Verlierer" Die Hochgeschwindigkeitsstrecke in der Variante 2 hätte für die Kurstadt große Vorteile, da sie mit dem Nordbahnhof direkt angeschlossen wäre, meinen Dippert und Engel. Die Tempo-300- Züge würden hier zwar nicht halten, die Zubringerzüge aber schon. "Bad Oeynhausen wäre der große Gewinner dieser Lösung", glaubt Dippert. Und Minden wäre der Verlierer - bei beiden Varianten. Engel ist überzeugt: "Die Neubaustrecke wird sehr bald in Angriff genommen." Planungsvarianten mit Kostenschätzungen hat das Bundesverkehrsministerium für den Sommer angekündigt. In der Regel dauere die Umsetzung eines solchen Projektes dann zehn bis 20 Jahre, schätzt Engel. "Ob es schneller geht, wird vom politischen Willen abhängen."

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