Blick in die Zukunft: Aufbruch in die goldenen 20er Jahre des Werretals

Bad Oeynhausen/Löhne. Das Werretal bricht auf in die 20er Jahre. Im vergangenen Jahrhundert wurde dieses Jahrzehnt als das goldene verklärt. Bei ihrem natürlich bleifreien Blick in die Zukunft versuchen die Auguren von nw.de zu erkennen, ob auch die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts für Bad Oeynhausen und Löhne eine güldene Dekade werden könnten. 2020 Der Start ins neue Jahrzehnt verläuft ruhig. Löhne kauft wie angekündigt den Bahnhof. Durch ein verrutschtes Komma im Notarvertrag kostet der Bahnhof nur 160 Euro. "Viel zu viel", findet Altbürgermeister Werner Hamel trotzdem. In Bad Oeynhausen startet im Frühjahr der Bau des Hallenbades. Dass dafür versehentlich der komplette Sielpark abgeholzt wird, ist für Stadtwerkechef Andres Schwarze auch die Chance für einen grünen Neuanfang am Siel. Im September dann der Höhepunkt des Jahres: die Kommunalwahlen. Da das Bewerberfeld in der Glaskugel der Zukunftsdeuter noch ein wenig unscharf ist, gehen wir einfach davon aus, dass die jetzigen Bürgermeister im Amt bleiben. Bernd Poggemöller gelingt in Löhne der Durchmarsch im ersten Wahlgang. In Bad Oeynhausen setzt sich Achim Wilmsmeier in der Stichwahl gegen die Cousine seiner Frau durch. Die Familienfeiern werden dadurch etwas kleiner. 2021 Das City-Center wird gesprengt, was dort gebaut wird, ist noch geheim. Das Löhner Rathaus bekommt eine neue Fassade, diesmal aus Holz. Der Vorteil: Da es bei der alten Fassade Probleme mit den Schrauben gab, soll die Verbretterung nun einfach angenagelt werden. Nur böse Zungen bemängeln, dass eine solche Fassade nicht zu einem Passiv-Rathaus passe: Holz arbeitet. 2022 Löhne führt eine kommunale Maut ein, um endlich mal wieder einen ausgeglichenen Haushalt zu haben. Hermes droht mit Verlagerung des Logistikzentrums nach Melle. Der maut-erfahrene Verkehrsminister Andreas Scheuer soll den Streit schlichten. Der Verkehr auf der Mindener Straße ist wieder so lebhaft wie vor Eröffnung der Nordumgehung. Die BBO bringt eine Tunnellösung ins Gespräch. 2023 Die neue Bahnbrücke über die Herforder Straße ist fertig, der Durchstich des Bahnhofstunnels zur Kanalstraße nicht. Bevor weiter geplant wird, beschließt der Stadtrat einen Bürgerentscheid zur Verlagerung des ZOB. Die Bürger aber lehnen einen Bürgerentscheid ab. In Löhne beginnt der Bau einer neuen Fußgängerbrücke über die Werre. Da das Grundstück auf der Innenstadtseite leider in Privateigentum ist, kann zunächst nur die erste Hälfte der Brücke von Obernbeck aus gebaut werden. Das macht Löhne bundesweit bekannt als das &bdquo;Avignon des Werretals". 2024 Das trockenste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das Bett der Werre wird als Spazierweg genutzt. Bad Oeynhausen will angesichts der überraschenden Dürre mit einer endgültigen Entscheidung über die Wasserenthärtung noch einen Moment warten. Da Straßen NRW alle großen Verkehrsprojekte in OWL abgeschlossen hat, widmet sich der Landesbetrieb nun dem Umbau des Becker Kreuzes in Löhne. Mit dem Gedanken eines zweigeschossigen Kreisels tut sich der Mennighüffer Behördenleiter Andreas Meyer aber noch etwas schwer. 2025 Der Verein "Löhne umsteigen" legt einen überarbeiteten Plan für den Bahnhof vor. Herzstück soll nun ein biologisch-dynamischer Imbiss mit Fahrradverleih sein, in dem es nur Körnerbrötchen und Räder mit Vollgummireifen gibt. Vor der Kommunalwahl entscheidet der Rat in Bad Oeynhausen, ein Gutachten in Auftrag zu geben, das untersuchen soll, ob die Stadt zu viele Gutachten in Auftrag gibt. Ein Ergebnis wird für das erste Quartal des neuen Jahrzehnts erwartet. 2026 Der Bau des Radschnellweges beginnt. Der erste Abschnitt entsteht zwischen McDonald's und Burger King, im Volksmund liebevoll Burger-Steig genannt. Wie man auf Löhner Seite bis zur Stadtgrenze kommt, ist noch nicht klar. Favorisiert wird ein Radstreifen auf der Standspur der A 30. Die Planer argumentieren, dass diese Lösung nicht nur die kürzeste Verbindung sei, sondern auch die Idee einer Rad-Autobahn wirklich ernst nehme. 2027 Das neue City-Center ist fertig. Es ist ein Altenheim geworden. Im Erdgeschoss eröffnen zwei Apotheken, ein Sanitätshaus und eine Shishabar. Beim Umbau des Ostflügels des Löhner Bahnhofs stößt ein Baggerfahrer auf eine vergessene Weltkriegsbombe. Die Detonation schafft Raum für eine überraschend gründliche Überarbeitung der Innenstadtpläne. 2028 Der dritte Bauabschnitt zur Sanierung der Fußgängerzone in Bad Oeynhausen wird eingeweiht. Alle drei Kaufleute, die noch Geschäfte in der Innenstadt betreiben, begrüßen das neue Pflaster, empfinden das fröhliche Grau aber als zu optimistisch. Auf dem Grundstück neben dem Löhner Marktkauf rollen nun endlich die Bagger. Nachdem der von den Anwohnern durchgesetzte zehn Meter hohe Lärmschutzwall aufgeschüttet ist, stellt sich heraus, dass das Restgrundstück nun leider zu klein für den geplanten Tedox-Neubau ist. Die Planer gehen zurück auf Los. 2029 In Löhne wird eine Versuchsstrecke mit autonom fahrenden Bussen zwischen dem Rathaus und Bruno Kleine eröffnet. Die Machbarkeitsstudie hatte hier eine hohe Nachfrage in Aussicht gestellt, da viele Rathaus-Mitarbeiter ihre Mittagspause in der Kaufhaus-Cafeteria verbringen. Die Fahrtzeit von 35 Minuten für eine Strecke aber erweist sich als schwer vereinbar mit den Pausenzeiten der Verwaltungsmitarbeiter. In Bad Oeynhausen sprudelt der Jordan wieder – mit Sole. Allerdings nicht mit natürlicher Quellsole, sondern mit Werrewasser, dem Salz beigemischt wird. So können die Stadtwerke ihren seit zwölf Jahren nicht angetasteten Streusalzberg abbauen. Und die Kurstadt schont seine Quellen und hat trotzdem ein neues Alleinstellungsmerkmal: den ersten Winter-Sole-Sprudel der Welt! Ach, es könnten wahrlich goldige Jahre werden im Werretal. Aber vielleicht kommt auch alles ganz anders. Hoffentlich.

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