Oerlinghausen

60 Jahre Kirchenmusik in der St.-Michael-Kirchengemeinde

Die Breil-Orgel hat das gemeindliche Leben geprägt. Seit den 2000er Jahren wird sie auch konzertant eingesetzt. 2014 ist ein langgehegter Wunsch umgesetzt worden.

Ulrike und Alfons Haselhorst an der Breil-Orgel auf der Empore der St.-Michael-Kirche an der Marktstraße. | © Karin Prignitz

Karin Prignitz
14.01.2021 | 14.01.2021, 08:23

Oerlinghausen. Einige Gläubige werden sich noch an die feierliche Weihe der Pfarrkirche St. Michael am 17. September 1955 erinnern können. Fünf Jahre später, im Jahr 1960, wurde die von der Firma Franz Breil aus Dorsten gebaute Orgel eingeweiht. Pfarrer Karl Henke, der 48 Jahre lang als Seelsorger in Oerlinghausen wirkte, war es ein Herzensanliegen, mit diesem Instrument der Kirchenmusik in den liturgischen Feiern einen hohen Stellenwert zu geben.

Eine Würdigung zum Jubiläum hatte im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Einschränkungen nicht in der geplanten Weise stattfinden können. Allerdings sei in dieser Zeit das Format „Musik und Gedanken“ entwickelt worden, berichten Alfons und Ulrike Haselhorst. Texte, Gedanken und Gebete luden im Wechsel mit dem Orgelspiel zum Meditieren und Mitbeten ein. Schon zuvor hatte die kleine Pfeifenorgel mit ihren 17 Registern den Gemeindegesang und den Kirchenchor über die Jahrzehnte hinweg unterstützt.

Der Pfarrer hatte ein Faible für Taizé-Gesänge

„Das 2. Vatikanische Konzil war in Vorbereitung, und Pfarrer Henke spürte sicherlich schon zu dieser Zeit mit seinem Faible für Taizé-Gesänge, dass die actuosa participatio, also die aktive Teilhabe der Gläubigen am Gottesdienst, das gemeindliche Leben prägen wird“, davon geht Alfons Haselhorst aus. Seit er und seine Frau, die neben Günther Niedermeyer und Klaus Pyttlik regelmäßig die Orgel in St. Michael spielt, in Oerlinghausen in vielen Bereichen das musikalische Leben gestalten, ist die Breil-Orgel seit den 2000er Jahren auch konzertant in den Mittelpunkt gerückt.

Zudem ist sie bereits einige Male Teil der Orgelwanderungen gewesen. Im Jahr 2014 wurde anlässlich der Kirchenrenovierung ein langgehegter Wunsch umgesetzt. „Eine Trompete 8’ (Orgelregister, Anm. d. Red.) wurde in die Disposition eingefügt und die Intonation der schrillen Register abgemildert“, erläutert Alfons Haselhorst. Seither besitze die Breil-Orgel einen auf den Kirchenraum angepassten Klang. „Eine Pfeifenorgel klingt lebendiger, spielt sich anders, füllt den Raum mehr aus als eine elektronische Orgel“, sagt Haselhorst. Intoniert ist die Orgel in St. Michael im neobarocken Stil.

Die Orgel ist Instrument des Jahres 2021

Neue Popularität erreicht die Orgel als „Königin der Instrumente“ in diesen Tagen, denn für das Jahr 2021 ist sie zum „Instrument des Jahres“ gekürt worden. Damit soll sie auch für Zielgruppen sichtbar gemacht werden. „Die Orgel ist ein komplexes musikalisches Wunderwerk aus Pfeifen und Tasten, das so leise wie ein Windhauch, aber auch lauter als ein ganzes Orchester klingen kann“, heißt es über die Geschichte der Orgel.

Vor mehr als 2.000 Jahren war das Instrument in Alexandria erfunden worden und gelangte über Byzanz nach Europa. Dort ist die Orgel seit der Karolingischen Renaissance als Kulturgut bis in die Gegenwart weiterentwickelt worden. Deutschland zählt für die Weiterentwicklung des Orgelbaus und der Orgelmusik zu den wichtigsten Ländern. Beides ist vor drei Jahren als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit von der Unesco anerkannt worden. In Deutschland sind rund 50.000 Orgeln im Einsatz. Jede von ihnen ist ein Unikat.

Hörbeispiele für die Reihe „Musik und Gedanken“ in St. Michael gibt es im Internet unter: