Orgel schon wieder kaputt: Gemeinde in Höxter zieht sogar aus Kirche aus

Höxter. Die evangelische Kirchengemeinde Höxter hat es nicht leicht, mit ihrer inzwischen mehr als 300 Jahre alten Barockorgel in der Kilianikirche. Eigentlich soll das unter Denkmalschutz stehende Instrument tongewaltig die Gemeinde beim Lob Gottes unterstützen, doch die Orgel ist schon wieder erheblich beschädigt. Die Gemeinde ist deshalb schon vor einigen Monaten aus dem Gotteshaus ausgezogen und feiert ihre Andachten derzeit in der Marienkirche, wie Pfarrer Tim Wendorff im Gespräch mit der &bdquo;NW“ bestätigt. Die Historie der Orgel ist vor allem eine Geschichte der permanenten Sanierungen und Reparaturen. In den vergangenen 25 Jahren wurde das Instrument bereits dreimal umfassend erneuert – seit Sommer aber schweigt sie erneut. &bdquo;Gründe dafür sind ein gesundheitsgefährdender Schimmelbefall und der erneute Bleifraß, der vor allem den historischen Pfeifenbestand aus der Vorgängerorgel von etwa 1610 schädigt“, berichtet Höxters Kirchenmusikdirektor Florian Schachner im Gemeindebrief. Zusätzlich seien an den Zungenpfeifen Ausbesserungsarbeiten wegen Korrosion notwendig. Schaden lässt sich noch nicht genau beziffern Wie groß der Schaden diesmal ist, lasse sich seriös bisher nicht genau abschätzen, sagt Pfarrer Wendorff. Das sei erst möglich, wenn die Orgel für die Reparatur auseinandergebaut wird. Deshalb lassen sich auch die Kosten noch nicht genau beziffern. &bdquo;Ein fünfstelliger Betrag wird es aber auf jeden Fall“, sagt Wendorff. 2011 hatte ein kaputtes Regenrohr für einen kapitalen Wasserschaden an der Orgel gesorgt. Der neuere Teil musste komplett auseinandergebaut und in einem langwierigen Prozess getrocknet und gereinigt werden. Schimmel hat sich weit ausgebreitet Diesmal hat Feuchtigkeit für Schimmel gesorgt, der sich bereits weit ausgebreitet hat. Die Ursache? Nicht eindeutig klar, auch wenn inzwischen das Gutachten des zuständigen Orgelsachverständigen der Landeskirche von Westfalen vorliegt. Fest stehe aber, dass die dauerhafte Außerbetriebnahme der Kirchenheizung aus Kostengründen vor einigen Jahren nicht allein für den Schaden verantwortlich sei, sagt Wendorff. Immerhin sei die Kirche früher schon unbeheizt gewesen. Lesen Sie auch: Die Kiliani-Orgel in Höxter ist ein Sorgenkind Gleichwohl weist die Gemeindeleitung in ihrem Spendenaufruf an die evangelischen Christen in Höxter auf die Auswirkungen des Klimawandels hin: &bdquo;Regenreiche, feuchte Sommer, nasskalte Winter mit nur wenig Frost: Das Klima ändert sich und die Feuchtigkeit setzt unseren Mittelalterlichen Kirchen zu. Besonders betroffen sind die Orgeln, in denen sich Feuchtigkeit leicht stauen und zu Schimmelbildung führen kann“, heißt es im Brief an die Gemeindemitglieder. Spendenaufruf an die Gemeindemitglieder in Höxter Die Gemeinde will nach vorn schauen, denn inzwischen liegen drei Angebote namhafter Orgelbaufirmen vor. Es könnte also losgehen. Aber so einfach ist es nicht, denn einmal mehr muss die evangelische Gemeinde Geld für die Sanierung aufbringen. Dabei sind die Kassen leer, wie Wendorff berichtet. Höxter befindet sich sogar in der Haushaltssicherung. Und so sollen es Spenden richten. Wendorff ist überzeugt, dass das gelingen kann, denn vielen sei die Orgel sehr wichtig. Erste Zusagen gebe es bereits. Wann es allerdings mit der Sanierung losgehen kann, für die alle Orgelpfeifen ausgebaut, gereinigt, wieder eingesetzt und neu gestimmt werden müssen, ist offen. Auch das Gehäuse muss gereinigt und gegen Schimmel imprägniert werden. Lesen Sie auch: Erinnerungen an die Explosion am 19. September 2005 Vor der Sanierung 2012 war die Orgel nach der verheerenden Explosion in Höxter in den Jahren 2005 bis 2008 umfassend repariert werden. Dabei war die wegen Bleifraßes notwendige, sechsjährige Neukonzeption und Restaurierung des Instruments seit 1998 gerade erst abgeschlossen wurden, als das Haus in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche in die Luft gesprengt wurde. Und 1985 war die Orgel bereits aufgrund von Feuchtigkeitsschäden instand gesetzt worden.

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