Oerlinghausen

Wenn Tote töten

Bei der Lesung aus ihrem 18. Lippe-Krimi verraten Jürgen Reitemeier und Wolfram Tewes, dass sie zur Recherche sogar eine Reise nach Mallorca auf sich nahmen.

Nach 20 Jahren lässt sich sagen: Lippe ohne Krimi ist wie Pickert ohne Mehl. In Helpup stellen Jürgen Reitemeier (l.) und Wolfram Tewes ihren neuen Regionalkrimi vor. | © Knut Dinter

23.02.2020 | 23.02.2020, 19:47

Oerlinghausen. Vor 20 Jahren veröffentlichten Jürgen Reitemeier und Wolfram Tewes den ersten lippischen Regionalkrimi spielt. Seither schreiben sie unaufhörlich weiter. Soeben ist der 18. Band in der Reihe erschienen. In Helpup lasen sie am Freitag aus „Wenn Tote töten“.

Im Gasthaus „Alter Krug“ sind sie schon Stammgäste. „Wir haben keinen Überblick, wie viele Lesungen wir hier schon gemacht haben“, sagte Tewes. Auf Einladung der Buchhandlung Blume stellt das Autoren-Duo seit vielen Jahren die jeweils neuen Episoden über Polizeirat Jupp Schulte vor. Der Protagonist ihrer Krimi-Reihe hat sich im Laufe der Zeit ebenso gewandelt wie die beiden Verfasser. „Wir standen damals am Beginn unserer Midlife-Krise“, bekannte Tewes. „Heute wundern wir uns nur, wie wir damals gedacht und geschrieben haben. Die Krise liegt längst hinter uns, aber abgeklärt und weise sind wir noch lange nicht.“

Nach dem „mörderisch-guten“ Büfett warnte Reitemeier gleich die Zuhörer: „Unser jüngstes Werk hat 421 satte Seiten, so viele gab es noch nie.“ Den enormen Umfang führte er jedoch allein auf das „vernünftige Schriftbild“ zurück. Dank der großen Buchstaben sei nun „ein barrierefreies Buch“ entstanden, „das kommt vor allem uns selbst zugute.“

Der alte Anton Fritzmeier altert nicht mehr

„Wenn Tote töten“ erzählt zunächst die Geschichte einer Familie aus Schieder. In regelmäßigen Abständen kommt auf mysteriöse Weise ein Familienmitglied ums Leben. Als der jüngste Sohn verschwindet, besteht die große Sorge, es könnte wieder etwas Schreckliches passiert sein. Daneben tritt Anton Fritzemeier wieder auf. Der 82-jährige Landwirt sei die einzige Figur, die in all den Krimis nie älter wird. Selbst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe die beiden Autoren schriftlich darum gebeten, das lippische Original in den Büchern zu erhalten.

Die Hauptfigur im dritten Strang ist Jupp Schulte, der noch immer grollt, weil er in eine Dienststelle versetzt wurde, „wo er nicht störte und auf keinen Fall arbeiten wollte“, wie Reitemeier sagte. Im aktuellen Fall reist er dienstlich nach Mallorca, um dort nach dem Vermissten zu suchen.

„Wir wollten nicht immer nur an grauen Wintertagen unsere Krimis schreiben. Deshalb sind wir nach Mallorca gefahren“, meinte Reitemeier verschmitzt. „Wir mussten ja an Originalschauplätzen recherchieren, die Kneipen testen und die Gerichte probieren.“ Dem Polizisten geht es unterdessen weniger gut. Als er in einer Finca eine Spur verfolgt, wird er eine Treppe hinuntergestoßen und landet in einem eiskalten, stockdunklen Felsenkeller.

„Wir sind jetzt richtig auf Betriebstemperatur“

Mit ihrer Lesung verrieten Reitemeier und Tewes noch nicht allzu viel. Indem sie ausgewählte, plastisch geschilderte Szenen vortrugen, boten sie den Zuhörern kleine Appetithäppchen, die Lust machen sollten, mehr zu erfahren. Gerhard Schemmel aus Leopoldshöhe kannte den Ausgang des Falles bereits. „Es ist so etwas wie ein Ritual. Sobald der neue Band erscheint, kaufe ich ihn“, sagte er. „Über Weihnachten wurde es etwas ruhiger, dahabe ich das Buch in wenigen Tagen gelesen.“ Auch Alexandra Spilker und Malte Steffen aus Hörste sind erklärte Fans. „Uns gefällt vor allem der regionale und der Schreibstil“, sagten sie. „Man weiß schon, wie die einzelnen Personen aussehen könnten. Vermutlich hat aber jeder ein anderes Bild vor Augen.“ Der Oerlinghauser Bernd Oberschelp freute sich schon auf seinen nächsten Urlaub an der Ostsee. „In Grömitz werde ich dann den Krimi in aller Ruhe lesen“, sagte er.

Vor 20 Jahren sei ihr Buch noch „völlig ohne Konzept entstanden, wie haben einfach drauflos geschrieben“, berichtete Wolfram Tewes. Da es der erste Regionalkrimi in OWL war, werde das Autoren-Duo als das Original wahrgenommen. Den Erfolg der Reihe erklärte er sich mit dem starken Gegensatz. So viel Kriminalität werde im beschaulichen Lippe nicht erwartet. Jörg Czyborra von der Buchhandlung Blume hatte nur einen Wunsch: „Schreibt weiter!“ Doch der Aufforderung hätte es nicht bedurft. „Übernächste Woche fangen wie an“, entgegneten Reitemeier und Tewes. „Wir sind jetzt richtig auf Betriebstemperatur. Es ist noch lange nicht zu Ende.“

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„Wenn Tote töten“ ist im Bielefelder Pendragon Verlag erschienen (ISBN: 978-3-86532-660-7). Der Krimi kostet 13,90 und ist auch als eBook erhältlich.