Oerlinghausen. Die Finanzierung des Naturschutzgroßprojekts Senne und Teutoburger Wald geht dem Ende entgegen. „Das Förderprogramm des Bundes, des Landes, der NRW-Stiftung und der angeschlossenen Kommunen endet am 31. Mai 2020“, erklärte der wissenschaftliche Mitarbeiter des Projekts, Dirk Grote, bei einem Bildervortrag im Jägerhaus.
Ernst Hasselberg, Teilnehmer des Oerlinghauser Ortsvereins im Lippischen Heimatbund, hatte in einer Präsentation mit vielen Bildern den erfolgreichen Werdegang des Projekts über 15 Jahre illustriert. Nach Ende der Fotoschau berichtete Dirk Grote über die enorme Landschaftsveränderung und die Rückkehr der Natur in diesem großen Gebiet zwischen Senne und Teutoburger Wald.
„Die ursprüngliche Förderung, die in der ersten Phase im Jahre 2004 begann, läuft zwar aus“, sagte Grote weiter, „doch die Region wird das wichtige Naturschutzprojekt weiterführen.“ Auf dem finanziellen Gebiet gebe es Pläne, einen Förderverein zu gründen, der Kreis Lippe werde wohl die organisatorische Führung übernehmen, die operative Umsetzung sieht Grote bei der Biologischen Station des Kreises Paderborn.
„Wir beweiden derzeit knapp 200 Hektar Fläche“, rechnete Dirk Grote vor, „die jüngste Weide ist die Bergkoppel von 40 Hektar, die noch oberhalb der Nordkoppel liegt.“ Die Gruppe der Rinder sei gegenwärtig 40 Tiere stark, die der Pferde liege bei 14 Tieren. Dazu komme noch eine Gruppe von Ziegen. „Die Anzahl der Tiere lässt sich sehr gut steuern“, sagte der Naturschutz-Experte. Das sei wichtig, denn in der natürlichen Haltung der Tiere müsse es ja ein ausreichendes Futterangebot geben.
Tiere halten, ohne zufüttern zu müssen
„Unser Ziel ist es immer gewesen, die Weidetiere zwölf Monate im Jahr in ihrem natürlichen Lebensraum zu halten, ohne zufüttern zu müssen“, meinte er. Das sei nicht immer gelungen, denn vor allem im vergangenen trockenen Sommer habe man den Rindern zusätzliches Futter geben müssen.
Pro Jahr habe man zudem drei Tiere „vermarktet“, das bedeute, dass man die Rinder geschlachtet habe und zum Beispiel beim Oerlinghauser Urlandfest als erstklassiges Fleischangebot verkauft habe. Auf die Gesundheit der Tiere werde insgesamt ein großes Augenmerk gerichtet. „Einmal im Jahr untersucht ein Tierarzt den gesundheitlichen Zustand von jedem einzelnen Tier“, sagte er.
Auf dem Oerlinghauser Teil des Naturschutzgebietes sind Bedingungen für das Wachstum der Pflanzen deutlich besser als beispielsweise auf dem Augustdorfer Areal, wo es sehr viele sandige Böden gebe, meinte Dirk Grote. Der angestrebte Naturzustand, ein „lichter, von Eichen dominierter Wald“ sei hier wesentlich einfacher zu erreichen. Der Bestand an Fichten, die in großer Zahl nicht auf diesen Standort gehörten, sei durch Trockenheit und Stürme bereits verringert worden. „Der Sturm Friederike hat in eineinhalb Stunden das geschafft, was wir wohl nur in einem Zehn-Jahres-Zeitraum erreicht hätten“, glaubt er.
Einen der größten Erfolge des Naturschutzgroßprojekts sieht Dirk Grote in der Rückkehr der vom Aussterben bedrohten Tierwelt. Vor allem auf der neuesten Bergkoppel mit ihrem kalkhaltigen Boden gebe es neue Ansiedlungen von früher verdrängten Wildtieren. „Seit 2010 hat sich in unserem Projekt die Anzahl der Brutvogelarten, die auf der sogenannten Roten Liste stehen, von neun auf 140 erhöht. Das ist außerordentlich und freut mich als Ornithologen ganz besonders“, sagte Grote. Das sahen die zahlreichen Gäste des Vortragsabends ebenso und applaudierten nach seinen Worten sehr lange.