Oerlinghausen

Ochsentour zu Rind und Pferd

Oerlinghauser Wanderungen: In der Wistinghauser Senne leben derzeit 35 Hochlandrinder und 16 Wildpferde. Zwei Fohlen und vier Kälbchen sind geboren worden

Auf geht’s: Knapp ein Dutzend Wanderer starten vom Parkplatz des Archäologischen Freilichtmuseums aus mit Michael Schulte (2. v. l.) vom Naturschutzgroßprojekt und Museumsleiter Karl Banghard (3. v. l.) zur Ochsentour. | © Karin Prignitz

Karin Prignitz
14.08.2018 | 14.08.2018, 12:34

Oerlinghausen. Das Naturerlebnis steht im Mittelpunkt des 118. Deutschen Wandertages, der vom 15. bis zum 20. August in Lippe, dem Land des Hermann, stattfindet. In Kooperation mit dem Projektbüro „Hermannshöhen" hat die Stadt Oerlinghausen zusätzlich spezielle Wanderungen organisiert. Die erste von insgesamt fünf hat gestern zu Waldrindern und Wildpferden Richtung Naturschutzgroßprojekt geführt.

Treffpunkt war das Archäologische Freilichtmuseum am Barkhauser Berg. 30 Wanderer hatten sich ursprünglich auf die „Ochsentour" begeben wollen. Wohl wegen des angekündigten Regens nahmen Museumsleiter Karl Banghard und Michael Schulte, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Naturschutzgroßprojekt Senne, letztlich knapp ein Dutzend Interessierte mit auf die gut dreistündige und elf Kilometer lange Strecke. Die abwechslungsreiche Tour führte über den südlichen Kalkrücken des Teutoburger Waldes bis hinein in die Wistinghauser Senne.

„Dieser Übergang von Sand zu Kalk ist in Deutschland einmalig und auch bundesweit von Bedeutung", erläuterte Michael Schulte. Der Biologe berichtete den Teilnehmern vom 1.800 Hektar großen Gebiet des Naturschutzgroßprojektes, „auf dem wir auf einer Fläche von 600 Quadratmetern tätig sind". Ein Großteil sei Wald. Ziel des Naturschutzgroßprojektes sei es, die Reste der Naturlandschaft und zugleich Elemente der traditionellen Kulturlandschaft zu erhalten und sie dort, wo es möglich sei, zu regenerieren.

Im „Urland" wachsen Naturschutzprojekt und Museum zusammen

Das geschieht unter anderem, indem heimische Gehölze wie etwa Buchen, Kiefern, Eichen und Birken etabliert werden. Allmählich soll von Nadelholzforsten zu Laubmischwäldern umgebaut werden. „Langfristig soll die Fläche bewirtschaftet werden", bestätigte Schulte.

Der Weg der ambitionierten Wanderer führte derweil hinab in die Senne. In der Sandgrube Hassler wird schon bald die einzigartige Heidelandschaft erblühen. Die Wanderer bekamen einen Eindruck davon, mussten zwischendurch allerdings die Regenschirme aufspannen.

Weiter ging es direkt hinein in das Waldweidegebiet zu den Koppeln der derzeit 35 Hochlandrinder und 16 Wildpferde. Auch zwei Fohlen und vier Kälbchen seien in diesem Jahr geboren worden, berichtete der Biologe. Noch wird der Herdenaufbau betrieben. „Er soll bis zum Jahr 2020 andauern", informierte Michael Schulte. Danach solle begonnen werden, das besondere Fleisch der Hochlandrinder zu vermarkten.

Die Wanderer erfuhren, dass in längst vergangenen Zeiten große Huftierherden durch Mitteleuropa zogen und die Landschaft nachhaltig prägten. Metallskulpturen vom Auerochsen und Waldelefanten weisen darauf hin. Um die Ochsen und Pferde, die in der Wistinghauser Senne leben, zu sehen, braucht es allerdings oftmals ein wenig Geduld. Das erfuhren auch die Wanderer der Ochsentour.

Weiter ging es Richtung Segelflugplatz, von dort aus auf kleinen verschlungenen Pfaden durch die ehemalige Sandgrube Hanning mit ihren Heide- und Magerrasenrelikten bis zum Holzheizkraftwerk und zurück zum Ausgangspunkt.

Karl Banghard, Leiter des Archäologischen Freilichtmuseums, hatte hier bereits zu Beginn der Ochsentour auf das Zusammenwachsen von Naturschutzgroßprojekt und Archäologischem Freilichtmuseum unter dem Begriff „Urland" verwiesen. Das Freilichtmuseum erzähle, wie die Menschen in prähistorischer Landschaft gelebt hätten. Das Naturschutzgroßprojekt zeige auf, wie die Natur durch den Menschen geprägt worden sei. Verbindendes Element soll ein geplanter Klimaturm sein.

Die nächste Oerlinghauser Wanderung findet am heutigen Dienstag statt. Ausgangspunkt ist um 13.30 Uhr ebenfalls das Freilichtmuseum. Ab 13.30 Uhr begeben sich die Wanderer fünf Kilometer (zwei Stunden) auf die Spur von Jägern und Sammlern. Diese Tour ist vor allem für Familien mit Kindern von 6 bis 12 Jahren geeignet.