26.02.2019 | 27.02.2019, 05:30
Feedback
Sieben Tatverdächtige
Gegen 14 Amtsträger wird wegen ihres Verhaltens im Missbrauchsfall ermittelt. Polizeichef von seinen Aufgaben entbunden
Lügde/Düsseldorf. Im Fall von mehr als 1.000 Missbrauchsfällen auf einem Campingplatz in Lügde geht die Polizei mittlerweile von weiteren Tätern aus. Es liefen Ermittlungen gegen sieben Verdächtige, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Dienstag mit. Vier von ihnen sind noch auf freiem Fuß.
Bei Durchsuchungen auf dem Campingplatz in der vergangenen Woche habe die Polizei weitere Beweismittel gefunden. Mittlerweile werde gegen sieben Beschuldigte ermittelt. Neben den drei mutmaßlichen Tätern, gegen die wegen schweren sexuellen Missbrauchs ermittelt wird, ist nun von vier weiteren die Rede, die zur Zeit nicht in Haft sind.
Gegen einen weiteren Beschuldigten werde aufgrund eines Hinweises auf mögliche Datenmanipulationen wegen des Tatverdachts der Strafvereitelung ermittelt. Gegen zwei weitere Beschuldigte werde wegen möglicher Unterstützungsleistungen wegen des Tatverdachts der Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Kindern ermittelt.
Laut Oberstaatsanwalt Ralf Vetter soll es sich bei dem minderjährigen Beschuldigten um einen 16-Jährigen handeln, der aus der Region stammt. Er steht im Verdacht, kinderpornografisches Material besessen zu haben. Aufmerksam geworden seien die Ermittler auf den 16-Jährigen bei der IT-Auswertung von Daten, die bei den zwei Hauptverdächtigen sichergestellt worden sind. Auf einer Videodatei habe es einen Hinweis auf den Beschuldigten gegeben. In welcher Beziehung der 16-Jährige zu den Hauptverdächtigen steht, dazu wollte Oberstaatsanwalt Ralf Vetter noch nichts sagen.
Auch Hinweisen auf Verbindungen zwischen Beschuldigten und Polizeibeamten wurde nachgegangen. Die Ermittlungskommission habe nach den bisherigen Erkenntnissen keine Belege dafür, dass Polizeibeamte in die Taten involviert waren oder diese geduldet haben. Auch Mutmaßungen rund um gemeinsame Vereinsaktivitäten von Beschuldigten und Polizeibeamten hätten sich bislang nicht bestätigt.
Eine der schockierendsten Erkenntnisse sei, dass der heute 56-jährige arbeitslose Hauptverdächtige schon vor 17 Jahren , also im Jahr verdächtigt worden sei, eine Achtjährige missbraucht zu haben, berichtete NRW-Innenminister Herbert Reul in einer Sondersitzung des Landtags. "Im Moment sieht es nicht so aus, dass ein Verfahren eingeleitet wurde." Der innenpolitische Sprecher der SPD-Opposition in Düsseldorf, Hartmut Ganzke, stellte fest, der Beschuldigte hätte die
späteren Taten nicht begehen können, wenn aufgeklärt worden wäre. Bereits im Januar 2002 gab es einen polizeibekannten Verdacht gegen den heute Hauptbeschuldigten im Fall Lügde, dass er ein achtjähriges Mädchen missbraucht haben soll.
Reul bestätigte auch Informationen, wonach es vor einem Jahr den Verdacht gab, dass ein weiterer Dauercamper ein 15-jähriges Mädchen vergewaltigt haben soll. Das Verfahren sei damals eingestellt worden.
Ein Webabo bietet Zugriff auf alle Artikel.
Mit NW+-Updates per Mail - jederzeit kündbar.