Vom stolzen Adelssitz bis zum Archiv der Warburger Stadthistorie

Warburg. Es ist eines der ältesten Steinhäuser in der alten Hansestadt an der Diemel, wenn nicht gar das älteste: das Museum im &bdquo;Stern“. Die Kirchen natürlich nicht eingerechnet. Als Privathaus durch eine Urkunde aus dem Jahr 1460 ist Bürgermeister Friedrich von Windelen der erste namentlich bekannte Besitzer. Ihm war das stattliche zweigeschossige Gebäude, das schon damals als &bdquo;Stern“ bezeichnt wurde, übertragen worden. Das heutige Stadtmuseum, in dem sich auch das Stadtarchiv befindet, &bdquo;wurde im Jahr 1340 erbaut“, weiß Elmar Nolte vom Warburger Denkmalverein. Das Haus ist dem Verein die Würdigung als &bdquo;Denkmal des Monats August“ wert. Denkmalwürdig ist der &bdquo;Stern“ allemal: In den Jahrhunderten hat sich die Nutzung mit den wechselnden Eigentümern verändert. Sein barockes Aussehen erhielt der &bdquo;Stern“ im Jahr 1755, als es Stadthaus des Klosters Wormeln war. Woher der Name kommt, weiß niemand. In älteren Schriften wird das Haus an der Sternstraße als &bdquo;leuchtender Stern der Warburger Neustadt“ bezeichnet. &bdquo;Im Mittelalter war das Haus Wohn- und Wirtschaftsgebäude verschiedener Adelsfamilien“, sagt Nolte. So hießen seine Bewohner zunächst von Windelen, ab 1460 von Calenberg, ab 1628 von und zu Niehausen. Dann stand der tolle Christian vor den Toren der Stadt. Christian von Braunschweig hatte 1623 das ehrwürdige Kloster in Wormeln brandschatzt. Die Nonnen fanden mindestens bis 1635 Zuflucht in dem mächtigen Haus. Ab 1708 waren Bürger wie die Böttrichs, Jahrzehnte später ab 1741 die Familie Thonnienhaus die neuen Eigentümer, zählt Nolte auf. &bdquo;Es wurde Stella Curia, Sternhof, genannt.“ Ein bevorzugtes Quartier der Generalitäten 1748 unterzeichneten die Wormelner Nonnen einen Kaufvertrag für das Stadthaus und bauten es um. Stattlich: Barocke Elemente waren angesagt, galten als schick und modern, als Ausdruck sinnenhafter Lebensfreude. Die Freude hielt nicht allzu lang. Bald zogen die Heere des Siebenjährigen Krieges übers Land. Zur verheerenden Schlacht am Hainturm in Ossendorf im Juni 1760 wurden die höchsten Militärränge, wie der preußische Feldmarschall Herzog Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel sowie der englische General Lord Granby, im &bdquo;Stern“ einquartiert. Philipp Rosenmeyer hielt in der Neustadt Einzug 1787 verkauften die Wormelner Schwestern das Haus wieder an Privatleute. Der Onkel der damaligen Äbtissin, Warburgs Bürgermeister Philipp Rosenmeyer, hielt mit Frau und Kindern in der Neustadt Einzug und nutzte das herrschaftliche Haus an der Sternstraße als Alterssitz. Der älteste Sohn studierte zunächst Theologie in Paderborn, dann Jura in Mainz. &bdquo;Von der fürstbischöflichen Landeshoheit in Paderborn in Ungnade gefallen, musste er seine Paderborner Kanzlei aufgeben und kehrte 1802 zu seiner Mutter nach Warburg zurück“, berichtet Nolte aus der Familiengeschichte. Zwölf Jahre später ein zweites Mal, nachdem er zwischenzeitlich in Kassel eine Aufgabe gefunden hatte. &bdquo;Arbeitslos, mittellos und gesundheitlich angeschlagen.“ Dagegen hatte derweil sein Bruder Antonius Josephus einige Grundstücke in der Neustadt günstig erworben. &bdquo;Das Anwesen der Rosenmeyers umfasste schließlich fast die gesamte Südseite der Sternstraße, vom Café Blome bis zum Corvinushaus“, beschreibt Nolte. Die Brüder wohnten mit ihren Familien im &bdquo;Stern“. Ignaz im Obergeschoss und Anton im Erdgeschoss. &bdquo;1860 kam das Haus Stern im Erbgang an die Familie Rochel und durch Einheirat 1871 an die Familie des benachbarten Konditors August Blome“, führt Nolte den Gang der Eigentümer weiter. Der vermietete an die Kreisverwaltung und an die Post. Das erste Warburger Postamt (1880 bis 1892) stand an der Sternstraße 35. Finanzamt und Stadtmuseum Im Jahr 1920 erwarb die Stadt das Gebäude für 120.500 Mark. Bis 1958 war es der Sitz des Finanzamtes, das im Garten neu baute. 1968 wurde in den Räumen eine Heimatstube eingerichtet. 20 Jahre später, im September 1988, öffnete das Stadtmuseum. Das Museum im &bdquo;Stern“ ist heute ein kleines, aber feines Haus zur lokalen Historie: Vor- und Frühgeschichte, Stadt- und Kunstgeschichte. Es veranschaulicht die Entwicklung der Doppelstadt an der Diemel von den Anfängen über die Ackerbürgerstadt zum zentralen Ort der Warburger Börde bis ins 19. Jahrhundert. Wechselnde Sonderausstellungen ziehen zahlreiche Besucher an.

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