Zwischen Widerstand und Kapitulation: Warburgs letzte Kriegsstunden

Warburg. In Warburg war der Zweite Weltkrieg am Ostersonntag, 1. April 1945, zu Ende. Heute vor 80 Jahren. Am Tag zuvor waren die Amerikaner einmarschiert. Die Panzer des Combats Command A dringen ohne großen Widerstand in die Hansestadt Warburg ein. Obwohl sich Rittmeister Pankow mit zwei Kompanien und dem örtlichen Volkssturm zur Verteidigung in der Stadt eingerichtet hatte. Mit Blick auf die Ortschaften Ossendorf und Scherfede. Doch zur Überraschung der Verteidiger rollten die Panzer von Oberst Harrolds nicht von Westen an, sondern von Südosten. Über die Diemelbrücke an der Kasseler Starße donnern die Panzerketten die Straße zur Neustadt hinauf. Nur vereinzelt stoßen die US-Soldaten dabei auf Gegenwehr, der Warburger Kampfkommandant gerät schon bald in Gefangenschaft. Die Brücke über dei Diemel im Osten war weder gesprengt noch von ihm verteidigt worden. Der Weg der Amerikaner über Marsberg und Bad Arolsen hatte zum Ruhrkessel gehört. Oberst Harrolds hatte sich von Volkmarsen über Welda und Wormeln kommend genähert. Lesen Sie auch: Zweiter Weltkrieg: Höxters letzte Tage im April 1945 Die GIs schießen auf dem Warrburger Neustadt-Markt wild um sich Im Verlauf der Kämpfe seien mehrere deutsche Soldaten und Zivilisten zu Tode gekommen und mehrere Häuser zerstört worden, heißt es im Buch &bdquo;In jenen Tagen“, das Journalist Berthold Zünkler Anfang der 1950er Jahr von den Ereignissen um das Osterfest 1945 schrieb. Die genaue Zahl der Gefallenen lässt sich nicht mehr ermitteln. Die meisten wurden von den Amerikanern abtransportiert und in Ittenbach im Siebengebirge begraben. Nach amerikanischen Angaben seien in den drei Warburger Reserve-Lazaretten zwischen 500 und 600 verwundete Soldaten gefangen genommen worden. In der Pfarrchronik von St. Johannes Baptist berichtet der damalige Dechant vom Kriegsende in Warburg. Auch vom Luftschutzbeobachter der Wehrmacht im Turm der Neustadt-Kirche. Der SS-Mann verwundete durch Schüsse aus den Luken des Turms einen heranrückenden amerikanischen Soldaten auf dem Marktplatz. Die GIs schießen daraufhin wild um sich. Sie können den Schützen nirgends lokalisieren. Bevor sie die Kirche stürmen, nehmen sie aus der Ferne dann Turm unter MG- und Panzerfeuer. Der Warburger Bürgermeister ist verschwunden Am Nachmittag bricht der letzte deutsche Widerstand in Warburg zusammen. Die Stadt wird vom stellvertretenden Bürgermeister den Amerikanern übergeben. Nazi-Bürgermeister Otto Schlötel ist verschwunden. Die Amerikaner fragen beim Dechanten nach, wer dessen Stelle einnehmen könnte. &bdquo;Bäckermeister Robert Peters, ein Zentrumsmann, und Franz König, Oberinspektor in der Verwaltung“, nennt Kramer Namen. Nach und nach wird Warburg zu einem Heerlager. Soldaten, Panzer, Lastwagenkolonnen, Militärfahrzeuge sind auf den Straßen zu sehen. Transportflugzeuge ziehen am Himmel vorbei. Öffentliche Gebäude und Privathäuser sind beschlagnahmt und besetzt. Möbelstücke und anderes Inventar liegt herum. Dasjenige Militär, das im Freien kampiert, wärmt sich an Feuern. Auch Akten brennen. Sofort nach der Eroberung und in den folgenden Tagen sind Munition, Waffen, Nazi-Embleme, Fotoapparate und Nahrungsvorräte abzuliefern. Passend zum Thema: Luftangriff auf Höxter vor 80 Jahren: Schutzraum wird zur Todesfalle Diemel-Linie, Eggekamm-Linie, Weser-Linie An den Ostertagen sind die amerikanischen Truppen von der 3. US-Panzerdivision auf dem Vormarsch Richtung Weser. Oft fahren sie nur durch die Orte, der Widerstand ist gering. Doch in einigen Ortschaften wie in Bonenburg, Borgentreich, Tietelsen oder Bad Driburg sind sie in blutige Kämpfe verwickelt. Verbände der SS und der Wehrmacht. Oftmal junge Soldaten. &bdquo;Die Amis kommen“: Immer wieder ist von Abwehrlinien die Rede, die gebildet werden sollen: eine Diemel-Linie, eine Eggekamm-Linie und besonders eine Weser-Linie. Aber sie sind schon überrannt, ehe sie entstehen. In nur fünf Tagen ist das heutige Gebiet des Kreises Höxter erobert. Vor der Bodenoffensive hatten in der Karwoche B-26-Bomber mit 1.793 Sprengbomben und 238 Splitterbomben in Neuenheers ein Großtanklager der Wehrmacht nahe des Bahnhofs Herbram-Wald zerstört. Das kriegswichtige Benzin in den Tanks brennt stundenlang. Am Gründonnerstag waren in Ossendorf die ersten Schüsse zu hören. &bdquo;Das Feuern der Geschütze dauerte noch bis in den zweiten Ostertag an“, heißt es in der Dorfchronik. &bdquo;Am Karsamstag hörte man Rollen hinter dem Asseler Walde, gegen 10 Uhr war ein kurzer Kampf um Wethen entbrannt und circa zehn Häuser brannten dort lichterloh.“ Die Festhalle, Wohnhäuser, Werkstätten, Ställe, Scheunen. In einigen Häusern hingen weiße Bettlaken aus den Fenstern als amerikanische Panzerspähwagen in Wethen durch den Ort fuhren. Einen ersten ließen die SS-Männer noch durch, den zweiten und dritten zerschossen sie mit Panzerfäusten. Daraufhin kreisten die Amerikaner das nordhessische Dorf ein, beschossen die Häuser. Die Granateinschläge waren weithin zu hören. Im Nachbarort Ossendorf stieg die Angst. Langsam rückten die Panzer auf das Dorf zu Langsam rückten die Panzer auf das Dorf zu und trafen am Mühlenberg und der Kliftmühle auf deutschen Widerstand. 60 Panzer und mehr fuhren im Assler Feldweg auf und richteten ihre Rohre auf den Ort, beschreibt der Dorfchronist. Doch seien Schüsse nur auf den Heinturm, der stark beschädigt wurde, gefallen. Auf dem Bergrücken befand sich eine Flak-Station. Die Infanterie schwärmte aus, einige Schüsse wurden gewechselt, dann rückten die Amerikaner ein. &bdquo;Ein deutscher Soldat fiel, ein Amerikaner wurde verwundet. Immer neue Panzer und Autos mit Mannschaften und Material rückten ein, oder fuhren weiter. Langsam kam die Bevölkerung aus ihren Schlupfwinkeln raus, manche glaubten, nun seien die Gefahren zu Ende, aber es kamen noch viele Unannehmlichkeiten“, hält der Chronist das Weitere fest.

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