Warburg

Schäden durch Trockenheit im Warburger Stadtwald

400 Hektar Wald sind völlig kahl. Die Kosten für die Warburger werden hoch sein.

Massive Schäden gibt es in den Fichtenbeständen des Warburger Stadtwaldes. | © Grüne

01.10.2020 | 01.10.2020, 09:02

Warburg/Scherfede. „Das Ausmaß der Waldschäden im Warburger Stadtwald ist besorgniserregend", erklärt Doris Hauck, Ratsmitglied der Warburger Bündnisgrünen. Der Warburger Ortsverband hatte zu einer Besichtigung des Stadtwaldes eingeladen. Und 21 Teilnehmer hatten sich mit dem Rad auf den Weg in den Stadtwald bei Scherfede gemacht, wo sich Förster Uwe Müller über das Interesse an der Forstarbeit freute. „Das ist die erste politische Gruppe, die sich hier direkt mit dem Thema Waldentwicklung und Forstschäden auseinandersetzt", sagte Müller.

200 Jahre habe man von der Fichte jetzt gut gelebt und sie auf der Hälfte der Stadtwaldfläche angebaut – immer auch in Begleitung von Sturm- und Käferschäden. „Die Fichte gehört hier eigentlich nicht hin, ist aber in der Nachkriegszeit aus wirtschaftlichen Gründen hier gepflanzt worden", erläuterte Müller.

Dass die Fichte nun in kurzer Zeit von zwei Jahren extremer Trockenheit und Hitze den Förstern unter den Händen komplett wegstirbt, sei bisher undenkbar gewesen, so Müller. Etwa vier Quadratkilometer, also 400 Hektar, seien nun kahl gestellt. Dieser Anblick erfülle ihn mit Trauer, berichtete der langjährige Förster.

"Stadtkasse auf Jahre hinaus belastet"

„Die riesigen Mengen Schadholz mussten zu Schleuderpreisen auf den Markt gebracht werden", weiß Müller. Ein Teil des Holzes wurde in Container verfrachtet und nach China verschifft, auch mit der Bahn werde Holz in Richtung Fernost verfrachtet, ergänzte Willi Bott, Vorstandsmitglied der Bündnisgrünen, der als Förster im Ruhestand die Hintergründe kennt.

Gut besucht war die Rad-Exkursion der Warburger Bündnisgrünen in den Stadtwald. - © Grüne
Gut besucht war die Rad-Exkursion der Warburger Bündnisgrünen in den Stadtwald. | © Grüne

Die nun anfallenden immensen Pflanz- und folgenden Pflegearbeiten würden die Stadtkasse auf Jahre hinaus belasten, meinte Bott. „Wir würden uns beim Wiederaufbau und den Pflanzarbeiten freuen, wenn wir von Bürgern, Schülern und Praktikanten Unterstützung fänden ", so Förster Uwe Müller. Die öffentlichen Fördermittel seien in dieser Hinsicht ein „Tropfen auf den heißen Stein". Das Problem sei im Landwirtschaftsministerium in seiner ganzen Tragweite wohl nicht angekommen, erklärte Förster a.D. Bott, der Mitglied im Forstausschuss ist.

Gepflanzt werden über die nächsten Jahre verteilt trockenresistentere Baumarten wie Tanne, Douglasie, Eiche, die aber auch gern vom Wild als „Snack" verbissen und so nicht überleben würden. Eine umfassende Umfriedung der Neupflanzungen sei nicht zu leisten. Durch die Umorientierung der Jagdpachtverträge – finanzielle Beteiligung an den Wildschäden bei reduzierter Jagdpacht – habe man aktive Jäger als fundierte Unterstützer des Waldes gefunden.

Waldbesitzer materiell zerstört?

Uwe Müller regt in der Diskussion an, das örtliche Holz nicht nur zu exportieren, sondern dass es durch neue Bauordnungen in der Region in Holzhäusern und Heizungen (Pellets) Verwendung finden würde.

Wilfried Bott (l.) und Förster Uwe Müller mit der Forstbetriebs-Karte des Warburger Stadtwaldes. Blau sind die Fichtenflächen, die fast vollständig abgestorben sind. - © Grüne
Wilfried Bott (l.) und Förster Uwe Müller mit der Forstbetriebs-Karte des Warburger Stadtwaldes. Blau sind die Fichtenflächen, die fast vollständig abgestorben sind. | © Grüne

Einig war man sich in der Diskussion, dass der Klimawandel und seinen Folgen nicht abschätzbar seien und man damit auch nicht auf den Fortbestand der Buchenwälder als Wirtschaftswald setzen könne. Denn hier fallen ebenfalls bereits schon große Schadholzmengen an. Die lang anhaltende Trockenheit führe auch bei den Buchen zu Schäden.

Nachdenklich malte Förster Uwe Müller mit Blick auf die Nichteinhaltung der Klimaziele ein Bild davon, dass demnächst nur noch Eichen mit der Trockenheit umgehen könnten. „Danach bleibt nur noch die Versteppung", so Müller mahnend. Das Waldsterben betreffend sprach er auch nicht von einer Katastrophe, sondern von einer „Apokalypse", die viele Waldbesitzer materiell und seelisch zerstört hätte.