Brauereien in der Region „kämpfen um jedes Fass“

Kreis Höxter/Holzminden. &bdquo;Jeder kämpft um jedes Fass", sagt Dirk Brüninghaus, Geschäftsführer der Allersheimer Brauerei. Durch die Corona-Krise und die dadurch ausfallenden Veranstaltungen sowie die geschlossenen Gastronomiebetriebe sind es für die lokalen Brauereien harte Zeiten geworden. &bdquo;Seit dem 12. März haben wir kein Fass mehr verkauft", so Brüninghaus. Man verzeichne massive Absatz- und Umsatzeinbrüche. Ganz ähnlich sieht die Lage auch in anderen ländlichen Brauereien aus. »Die Schützenfeste werden zu früh abgesagt« &bdquo;50 Prozent unseres Umsatzes kommt aus dem Veranstaltungsbereich", erzählt Brüninghaus im Gespräch mit nw.de. Eigentlich hätte die Allersheimer Brauerei in dieser Saison eine Vielzahl von Feiern mit ihren Getränken beliefert, darunter die Schützenfeste in Lüchtringen und Höxter. Das fällt nun weg. Mehrere hunderttausend Euro werden dem Unternehmen fehlen. &bdquo;Die Umsatzeinbrüche haben Folgen für die komplette Kostenstruktur der Brauerei", sagt der Geschäftsführer. Auch die Schlossbrauerei in Rheder verzeichnet wegen den Folgen der Corona-Pandemie große Umsatzeinbußen, wie der betriebsleitende Geschäftsführer Markus Lopsien bereits im März erklärte: &bdquo;Festivitäten und der Lokalausschank machen die Hälfte unseres Umsatzes aus. Und wenn das jetzt alles nicht mehr stattfindet, bricht uns auf einen Schlag die Hälfte des Umsatzes weg". Das traditionelle Hoffest, das für diesen Sonntag in Rheder geplant war, ist abgesagt. Volksfeste sorgen sonst für Umsatz Ähnlich ist die Situation in der Hansestadt Warburg: Denn auch die Warburger Brauerei gehört zu den Landbrauereien, für die Volksfeste und Gastronomiebetriebe ein ganz wichtiges Absatzfeld sind. &bdquo;Wir sorgen uns nicht nur wegen des fehlenden Absatzes, sondern auch um das wirtschaftliche Wohl der Gastronomen", sagt Geschäftsführer Franz-Axel Kohlschein. Die aktuelle Situation gehe inzwischen bei vielen an die Existenz – egal, ob Gastronom, Veranstalter, Getränkefachhändler oder Bierbrauer. In der Warburger Familienbrauerei ist der komplette Betrieb derzeit auf Kurzarbeit umgestellt. So auch beim Team vom wohl bekanntesten Festveranstalter aus dem Kreis Höxter, Elmar Meilenbrock. &bdquo;Wir entlassen niemanden", sagt der Vinsebecker Festwirt. Doch auch für Meilenbrock ist die aktuelle Zeit schwierig. Wegen der Corona-Pandemie wird wohl ein sehr großer Teil der 150 Veranstaltungen, die in dieser Saison geplant waren, nicht stattfinden können. Darunter der Brakeler Annentag, der Viehmarkt in Hofgeismar und die Warburger Oktoberwoche. &bdquo;Zurzeit fällt der Umsatz weitgehend aus", so Meilenbrock. Unter anderem mit Eigenkapital halte er sein Unternehmen nun über Wasser, damit keiner der Mitarbeiter gehen muss. Abnahmeverträge mit Brauereien habe er nicht und sei in diesem Bereich unabhängig – er habe die Situation der lokalen Brauereien aber im Blick. Festveranstalter mahnt zur Geduld Bis zum 31. August sind Großveranstaltungen nicht erlaubt – ob kleinere Feste stattfinden dürfen, ist noch offen. Viele Feiern, beispielsweise die Schützenfeste in einigen Ortschaften, sind von den Organisatoren bereits abgesagt worden. Meilenbrock rät allerdings zur Geduld. &bdquo;Die Schützenfeste werden zu früh abgesagt", sagt der Vinsebecker, &bdquo;so kann man auf den Kosten sitzenbleiben". Zunächst sollten Organisatoren den 4. Mai abwarten. Gebe es dann eine Verfügung, dass auch kleinere Feiern weiterhin untersagt sind, habe man wegen ausstehender Kosten wenig zu befürchten. &bdquo;Alle warten gespannt, was aus Düsseldorf kommt", sagt auch Franz-Axel Kohlschein. Der Unternehmer, der die Warburger Brauerei gemeinsam mit seinem Cousin Michael Kohlschein führt, erhofft sich in nächster Zeit eine Entlastung für Speisebetriebe. &bdquo;Eigentlich fahren unsere Umsätze im Mai in die Spitze", erzählt er. Doch im diesjährigen Wonnemonat herrsche eine ungewöhnliche Ruhe im Unternehmen. &bdquo;Es ist eine Situation, die noch niemand so erlebt hat", sagt Kohlschein. Eben deshalb sei aber auch eine gewisse Geduld an den Tag zu legen. Wunsch nach Lockerung Der Wunsch nach einer baldigen Öffnung der Gastronomiebetriebe ist den Bierbrauern dennoch nicht zu verdenken. &bdquo;Unser Geschäft ist ja die Nähe und Geselligkeit der Menschen", sagt Kohlschein. Doch Grillpartys, Geburtstagsfeiern und ähnliche Feste sind derzeit nicht erlaubt. &bdquo;Neben dem Fassverkauf findet daher auch unser Flaschenumsatz nicht in dem Umfang statt, wie eigentlich üblich", sagt Dirk Brüninghaus von der Allersheimer Brauerei. Er wünsche sich schnell Maßnahmen, damit die Gastronomie ihren Betrieb wieder aufnehmen kann. Sollte sich die aktuelle Situation noch längere Zeit hinziehen, müsste sicherlich jede zweite Gastronomie und Hotellerie geschlossen werden, schätzt Brüninghaus. Und er sagt: &bdquo;Die Biervielfalt in Deutschland wird durch die Krise weiter verloren gehen". Denn nicht jeder bierbrauende Betrieb wird die Zeit der Corona-Pandemie finanziell überstehen. Fraglich sei ja auch, so Brüninghaus, ob Gaststätten je wieder so stark frequentiert werden wie bisher. Gerade viele ältere Menschen würden die Lokale sicherlich weiterhin meiden, auch wenn sie bald wieder öffnen sollten. »Die Biervielfalt wird weiter verloren gehen« Feststeht aber: Wenn die Nachfrage nach Bier wieder steigt, wenn also die Gastronomiebetriebe wieder öffnen dürfen, ist man in der Allersheimer Brauerei gut aufgestellt, um schnell nachzuproduzieren: &bdquo;Das geht relativ zügig", sagt der Geschäftsführer, &bdquo;wir brauchen dafür circa 14 Tage Vorlauf". Aktuell wird in der niedersächsischen Brauerei nur an drei Tagen pro Woche produziert, an den anderen Tagen herrscht Stillstand. Wie es in den kommenden Wochen und Monaten weitergeht, weiß in diesen Tagen noch niemand. Eines steht aber fest: &bdquo;Es wird noch ein spannender Sommer", sagt Brüninghaus.

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