Grundschule bei Steinheim leidet unter chronischem Platzmangel

Steinheim-Vinsebeck. Allein in den vergangenen fünf Jahren sind die Schülerzahlen um knapp 20 Prozent gestiegen: Zu Beginn des kommenden Schuljahres werden 167 Kinder die Vinsebecker Grundschule an den Linden besuchen. Die Lehrkräfte arbeiten kreativ, der Schulhof ist ein kleines Abenteuerparadies, und der Fokus liegt zunehmend auf dem Kinderschutz – die Schule punktet bei Kindern und Eltern, wird im Kreis Höxter mit einem Augenzwinkern auch liebevoll &bdquo;Bullerbü“ genannt. &bdquo;Wir haben alles – nur keinen Platz“, sagt Schulleiter Ingo Kortmann. Denn während die Schülerzahlen stetig steigen, ist der vorhandene Platz jüngst sogar weniger geworden. Aber warum? &bdquo;Wir sind keine kleine Schule mehr“, sagt Kortmann durchaus stolz. Die Klassen laufen seit Längerem zweizügig, sind mit Blick auf ihre Größe vergleichbar mit denen vieler umliegender Grundschulen. Nur: &bdquo;Das Gebäude war einst beim Bau nicht auf eine konstante Zweizügigkeit ausgelegt“, sagt Kortmann. Grundschulerweiterungen in Steinheims Nachbarkommunen Und sind in den vergangenen Jahren die meisten der benachbarten Grundschulen baulich erweitert worden oder in größere, modernisierte Gebäude umgezogen, wie beispielsweise in Vörden und Nieheim, so hat sich in Vinsebeck räumlich dagegen noch nichts getan. &bdquo;Wir haben netto inzwischen sogar weniger Raum zur Verfügung als einst“, so der Schulleiter. Als vor fünf Jahren 137 Kinder an der Schule lernten, hatte man dort eine Unterrichtsfläche von 543 Quadratmetern. Nun, mit bald 167 Schülern, sind es nur noch 524 Quadratmeter. &bdquo;Das liegt an den Lüftungsanlagen, die wir – dankenswerterweise – bekommen haben“, sagt Kortmann. Diese Anlagen würden eine gute Arbeit leisten, nur eben auch einiges an Platz schlucken. Quadratmeterbedarf je Schüler unter Empfehlungswert &bdquo;Aktuell haben wir eine Unterrichtsfläche von 3,1 Quadratmetern je Schüler“, so der Schulleiter. Beispielsweise die unabhängigen Montag Stiftungen empfehlen in ihren &bdquo;Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten“ indes einen Flächenbedarf von 3,4 bis 4,4 Quadratmetern pro Schüler. &bdquo;Bei uns liegt demnach eine Differenz von 261 Quadratmetern vor“, sagt Kortmann. Bemerkbar macht sich das in Vinsebeck vor allem in vier der insgesamt acht Klassenräume. Denn vier dieser Räume sind sehr klein, der Trubel in ihnen am Vormittag aber durchaus groß: So sitzen im ersten Jahrgang 22 bis 23 Kinder in einem Raum, dazu kommen der Klassenlehrer und zumeist noch eine Integrationskraft sowie ein Sonderpädagoge. &bdquo;Da ist dann wirklich jeder halbe Quadratmeter in Beschlag genommen“, erzählt Kortmann. Die Tische ließen sich dann oft kaum situationsgerecht stellen. Klassenräume bereiten dem Schulleiter Bauchschmerzen Und: &bdquo;Wir sind eine Schule ohne jeglichen Fachraum, beispielsweise für IT oder Musik“, so der Schulleiter weiter. Für letzteres finde man aber &bdquo;irgendwie Mittel und Wege“. Man sei da durchaus kreativ. Bauchschmerzen habe man eben vielmehr bei den Klassenräumen. Dass es in Vinsebeck an Platz mangelt, sieht man übrigens auch, wenn man einen Blick in die kleine Kammer für Lehrmittel wirft: Ist bei den Um- und Anbauten der umliegenden Schulen die Schaffung eines üppigen Lehrmittelraumes bedacht worden, um für die Lehrkräfte eine gute Übersicht über das vorhandene Material zu gewährleisten, so sieht es in dem schmalen Gang in der Vinsebecker Schule durchaus konfus aus. &bdquo;Das liegt nicht daran, dass wir nicht aufräumen wollen – sondern es fehlt auch hier einfach der Platz“, so Kortmann. Auch die Grundschule in der Steinheimer Kernstadt braucht Platz Als Beschwerde möchte der Schulleiter das Schildern des Platzmangels übrigens nicht verstanden wissen. Es war vielmehr die lokale CDU, die ihn jüngst zum Gespräch gebeten hatte. Die Steinheimer Ratsfraktion der Christdemokraten wollte wissen, wo genau es hakt. Denn die Stadt weiß sehr wohl, dass es neben der Schule in der Kernstadt – dort wird ein aufwendiger Anbau wohl bis zum Ende der Sommerferien abgeschlossen sein – auch in der Vinsebecker Grundschule mehr Platz braucht. Erste Planungen einer Erweiterung des Gebäudes sind bereits aufgenommen worden, bald soll es genauer werden. Hintergrund ist dabei auch, dass Kinder, die ab dem Schuljahr 2026/2027 eingeschult werden, einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung (OGS) in der Grundschule haben werden. Man darf davon ausgehen, dass die Schülerzahlen in der OGS dann steigen. Derzeit nutzen in Vinsebeck etwa 30 Prozent der Kinder diese Betreuungsmöglichkeit bis 16.30 Uhr. &bdquo;Gemeinsam mit der Stadt gehe ich davon aus, dass sich diese Zahl in den kommenden Jahren bei 40 Prozent einpendeln wird“, so Kortmann, &bdquo;wie es dann in fünfzehn Jahren aussehen wird, lässt sich jetzt nur schwer einschätzen – das wäre Kaffeesatz-Leserei“. Geld für die Planung steht bereit Rund 50.000 Euro sind bereits im städtischen Haushalt dieses Jahres für die Planung eines Anbaus bereitgestellt. Das hatten Stadt und Lokalpolitik gemeinsam beschlossen (die &bdquo;NW“ berichtete). Ein Auftrag für die Planungen sei derzeit allerdings noch nicht vergeben – die Stadt möchte zunächst die Erweiterung der Kernstadtschule fertigstellen. Gibt es für die Schule an den Linden auch noch keine Umbaudetails, so steht eines wohl fest: Für die Schaffung weiterer Räume kann es nur auf einen Anbau hinauslaufen. &bdquo;Ein Umbau im Bestand würde keinen Sinn machen – wir haben ja jetzt schon kaum Platz“, so Kortmann. Wahrscheinlich ist, dass es auf der Rasenfläche neben der Schule einen Anbau geben wird, der mit einem Gang mit dem restlichen Teil des Schulgebäudes verbunden wird. Klingt soweit ganz einfach, ist bei der angespannten finanziellen Lage der Kommune aber durchaus ein anspruchsvolles Projekt, das es zu stemmen gilt. Sind die Planungen absolviert, sollen An- und Umbau 2025 erfolgen. Viel zu tun für das Steinheimer Bauamt Nach der großen Erweiterung der Kernstadt-Grundschule sowie des Feuerwehrgebäudes in Bergheim wird es dem Bauamt also auch künftig so schnell wohl nicht langweilig werden. Und für diejenigen, die womöglich hinterfragen, ob es in der Emmerstadt überhaupt zwei Grundschul-Standorte braucht, hat die CDU eine Antwort parat: &bdquo;Wir glauben an das Prinzip Kurze Beine – kurze Wege und an die Wichtigkeit einer homogenen Schullandschaft in unserer Stadt, in der Eltern auch (Schul-)Wahlmöglichkeiten für ihre Kinder haben“, so Ansgar Claes, der selbst ein Kind in der Schule an den Linden weiß. Grundschulen würden eine frühe Integration sichern und eine wichtige Rolle in der Gestaltung des dörflichen Lebens übernehmen. Die meisten Schüler kommen aus einem Nachbarort Die meisten Schüler der &bdquo;Bullerbü“-Schule kommen inzwischen übrigens aus einem der Nachbarorte: &bdquo;Und zwar aus Sandebeck – der Ort prosperiert“, so Kortmann mit einem Augenzwinkern. Gemeinsam mit seinen Schülern und seinem multiprofessionellen Team hofft der Leiter auf eine erfolgreiche Erweiterung &bdquo;seiner“ Schule – und ist da guter Dinge: &bdquo;Die Kooperation mit dem Schulträger funktioniert bislang bestens“, sagt er. Und wenn es dann den Anbau gibt, müssen die Vinsebecker Schüler wohl auch nicht mehr &bdquo;durchs Wetter“ auf die Toilette – denn noch befinden sich die sanitären Anlagen separat gegenüber dem Schulgebäude. &bdquo;Sie sind an sich wirklich okay, aber wenn die Kinder im Winter früh morgens zur Toilette müssen, gehen sie im Dunkeln raus – das ist so eine Sache mit Blick auf den Kinderschutz“, sagt Kortmann.

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