Nach Havarie: So teuer wird die Sanierung der Kläranlage in Nieheim

Nieheim. Das havarierte Becken im Nieheimer Klärwerk ist ausgebaut, zurzeit füllt es sich langsam mit Regenwasser. Abwassermeister Günter Blanke, der die Anlage seit ihrem Bau betreut, hat gut anderthalb Jahre nach dem Unfall, bei dem das innere Klärbecken bei Reinigungsarbeiten plötzlich aufschwemmte, seinen Frieden damit gemacht. Denn längst geht der Blick nach vorn. Nach langen Untersuchungen und Planungen hat der Stadtrat jetzt eine Entscheidung getroffen, wie aus dem Unglück eine Chance und die Anlage fit für die Zukunft gemacht werden kann. Dass die Modernisierung Geld kosten wird, sogar viel Geld, ist klar. &bdquo;Es ist eine wichtige Investition in den Umweltschutz“, wirbt Blanke. Und Nieheims Bürgermeister Johannes Schlütz rechnet vor, das diese Investition den Abwasserpreis nur in Maßen belasten wird. Dazu später mehr. Keine Alternative zur Sanierung Dass an der Sanierung kein Weg vorbei führt, wissen alle Beteiligten. Bis Ende 2026 muss das zweite Klärbecken wieder in Betrieb sein – so die Vorgabe der Bezirksregierung in Detmold. Und bis dahin muss Abwassermeister Günter Blanke ganz besonders genau hinschauen. Denn aktuell verfügt das Nieheimer Klärwerk nur noch über ein Klärbecken sowie einen Teich für die Nachklärung. Damit kann Blanke zwar die vorgegebenen Grenzwerte in der Regel gut einhalten. Bei Starkregen aber wird es aber immer wieder spannend. Lesen Sie auch: Havarierte Kläranlage in Nieheim hält Starkregen stand Eine hydraulische Überlastung, vor der die Bezirksregierung warnte, hat es bisher aber nicht gegeben. Auch weil die Anlage für 15.000 Einwohner ausgelegt ist, jedoch nur etwa 8.000 angeschlossen sind. Moderne Technik würde Abwasser noch sauberer machen Nun soll zügig an der Sanierung, die zugleich eine Modernisierung ist, gearbeitet werden. In seiner jüngsten Sitzung hat sich der Stadtrat einstimmig dafür ausgesprochen, dass das Nachklärbecken im erhaltenen Kombibecken wiederaufgebaut und damit die bis zur Havarie gegebene &bdquo;Zwei-Straßigkeit“ wieder hergestellt wird, wie Bürgermeister Johannes Schlütz gegenüber der &bdquo;NW“ berichtet. Passend dazu: Umfangreicher Schaden am Klärwerk Nieheim 1,3 Millionen Euro kostet das neue Nachklärbecken, hat das beauftragte Ingenieurbüro Turk ausgerechnet. Hinzu kommen wohl 300.000 Euro für eine technische Einlaufsteuerung. &bdquo;Die ermöglicht ein verbessertes Wassermanagement im Nachklärbecken, das dazu führen würde, dass Sedimente, die sich am Boden des Klärbeckens abgelagert haben, auch bei ganz geringen Klärwassermengen erhalten bleiben. Pufferbecken würde bei Starkregenproblemen helfen Das schützt wiederum die nachgelagerten Reinigungsstufen, konkret die Schönungsteiche, und führt voraussichtlich zu deutlich verbesserten Wasserwerten bei der Übergabe in den Vorfluter“, erläutert Schlütz. Und weil man schon mal dabei ist, plant der Stadtrat gleich weiter. Denn um Starkregen besser abfangen zu können, wäre der Bau eines Pufferbeckens im Vorfeld der Anlage sinnvoll. &bdquo;Aktuell kann bei Extremwetterereignissen nicht ausgeschlossen werden, dass ungeklärtes Schmutzwasser in die Umwelt dringt. Mit zunehmender Wahrscheinlichkeit von Starkregenereignissen wird ein solches Pufferbecken in den kommenden Jahren aus Sicht der Stadtverwaltung immer wichtiger, um die Umwelt vor unkontrollierten Austritten von Schmutzwasser zu schützen“, erläutert Schlütz. Die Kosten hängen natürlich von der Größe des Beckens ab. Bei einer auf die Nieheimer Verhältnisse angepassten Größe geht die Verwaltung von Zusatzkosten von bis zu einer Million Euro aus. Lokalpolitiker sind sich uneins über zusätzliche Maßnahme Weiterer wesentlicher Vorteil: Es würde einfacher, irgendwann die in die Jahre gekommene Kläranlage Sommersell abzustellen und die Bürger an Nieheim anzuschließen. Zukunftsmusik. Mit Blick auf die Kosten und die Überkapazitäten im Regelbetrieb war das Abstimmungsergebnis für das Pufferbecken differenzierter. Hier gab es vom Rat nur 14 Ja-Stimmen, 5 Nein-Stimmen und 3 Enthaltungen. Dabei geht es nur um die Weiterplanung – ob tatsächlich ein solches Becken gebaut wird, soll später entschieden werden. Positiv mit Blick auf die Kosten bemerkt der Bürgermeister, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöhen, &bdquo;dass wir die Abwasserabgabe an das Land künftig nicht mehr oder nicht mehr in der heutigen Höhe bezahlen müssen“. Hier bestehe ein Sparpotenzial von mehr als 10.000 Euro pro Jahr. Das kommt auf jeden Nieheimer Bürger zu Es gehe aber hauptsächlich um die langfristige Vermeidung von Umweltschäden, unterstreicht Schlütz ausdrücklich. &bdquo;Für die Zukunft wäre Nieheim mit den vorgeschlagenen Baumaßnahmen sehr gut aufgestellt und verfügte auch in den nächsten Jahrzehnten über weiterhin gut gereinigtes Abwasser. Ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz, der leider nicht umsonst zu haben ist.“ Auch interessant: Rückbau des havarierten Klärbeckens in Nieheim beginnt Und was kommt an Kosten auf den einzelnen Bürger zu? Bei rund 2,5 Millionen Euro Gesamt-Investitionskosten, einer Abschreibungsdauer von 40 Jahre und einer Umlegungsmenge von 250.000 Kubikmetern jährlich müsste jeder Bürger 25 Cent mehr pro Kubikmeter zahlen, rechnet Schlütz vor.

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