Klärwerk-Unglück in Nieheim: Warum erst jetzt gebaut wird

Nieheim. Seit genau zwei Jahren arbeitet das Nieheimer Klärwerk im Notbetrieb. Bei Reinigungsarbeiten war eines der beiden Klärbecken plötzlich aufgeschwommen. Ein Unglück, das der Nieheimer Abwassermeister Günter Blanke niemals für möglich gehalten hätte. Seit der Havarie steht nur noch ein Klärbecken zur Verfügung. Die zuständige Bezirksregierung hat dafür eine Ausnahmegenehmigung bis Ende 2026 erteilt, wissend um das Risiko bei heftigem Starkregen. In den kommenden Tagen sollen nun die Bauarbeiten für ein neues Nachklärbecken beginnen, das, um Kosten zu sparen, in das alte eingebaut wird. So mancher Nieheimer fragt sich allerdings, warum es zwei Jahre gedauert hat, bis endlich gebaut wird. Eine Frage, die Nieheims Bauamtsleiter Manuel Bröker nachvollziehen kann, allerdings muss er für die Antwort etwas ausholen. Denn zunächst mussten nach dem Unglück erst mal die verschiedenen Möglichkeiten des Neubaus geprüft, grob durchgerechnet und den Lokalpolitikern im Stadtrat erläutert werden. Durchaus keine einfache Entscheidung, denn es geht um sehr hohe Kosten, die am Ende von den Nieheimern über die Abwassergebühren bezahlt werden müssen. Das hatte der Rat Nieheim Anfang dieses Jahres gesagt Erst Ende Januar 2025 hatte sich der Rat &bdquo;aus konstruktiven, funktionalen und wirtschaftlichen Gründen für den Neubau des Nachklärbeckens im bestehenden Belebungsbecken ausgesprochen“, erinnert Bröker. Und erst danach habe eine geotechnische Baugrunduntersuchung durchgeführt werden müssen. Die ist von enormer Bedeutung, schließlich ist der Grundwasserspiegel beim Klärwerk an der Emmer besonders hoch. Lesen Sie auch: Nach Havarie: So teuer wird die Sanierung der Kläranlage in Nieheim &bdquo;Erst auf Basis dieser Untersuchungsergebnisse konnten die Vor-Dimensionierung des neuen Nachklärbeckens sowie die statische Berechnung durchgeführt werden“, erklärt der Bauamtsleiter gegenüber der Neuen Westfälischen und ergänzt auch gleich, warum man nicht einfach die vorhandene Statik des alten Beckens nutzen konnte. Das wäre schließlich naheliegend. &bdquo;Neue Vorschriften“, sagt Bröker, die unter anderem einen deutlich höheren Stahlbedarf erfordern. Wobei diese moderne Variante hilft Zudem entschied sich der Rat für eine höhenvariable Einlauftechnik im Nachklärbecken. Diese moderne Variante hilft, den Schlammabfluss in den Schönungsteich und die Emmer deutlich zu reduzieren, erforderte aber umfangreiche Messungen zur Berechnung, Steuerung und Montage. &bdquo;Hierzu wurden auf der Kläranlage verschiedene Zulaufszenarien bei Trockenwetter- und Regenwetterzulauf simuliert, um die Kläranlage auf unterschiedliche hydraulische Belastungen auszulegen“, erklärt Bröker. Auch das dauerte. Das könnte Sie interessieren: Havarierte Kläranlage in Nieheim hält Starkregen stand All das brauchte es aber, um bei der Bezirksregierung Detmold endlich einen Erlaubnisantrag nach Landeswassergesetz zu stellen. Die forderte allerdings weitere Berechnungen und Parametrierungen, berichtet Bröker. Hintergrund sei unter anderem, dass für das neue Nachklärbecken neue Vorschriften gelten, während es für den bestehenden Teil Bestandschutz gibt und damit andere Regeln gelten. Das zusammenzubringen, war auch für das hinzugezogene Ingenieurbüro eine Herausforderung. Wann die Bezirksregierung endlich grünes Licht gab Ende Juli endlich gab die Bezirksregierung grünes Licht. Schon zuvor wurde der Bau des Klärbeckens ausgeschrieben und an das Unternehmen Schönhoff aus Brakel vergeben. Eine Herausforderung ist, dass dafür der Grundwasserspiegel rund um das Klärwerk zeitweise abgesenkt werden muss. Dafür sind eine eigene Genehmigung und umfangreiche Dokumentationspflichten nötig. Immerhin müssen voraussichtlich rund 7.000 Kubikmeter Grundwasser abgesenkt werden. Nun rücken also die Bagger an. Bis Ende 2025 soll das Stahlbecken fertig sein, im nächsten Frühjahr kommt die Technik rein. Es gebe dann noch genügend Puffer für eine umfangreiche Testphase. Das Enddatum ist fix: Ende 2026 muss alles fertig sein. &bdquo;Das schaffen wir“, sagt Bröker. Die Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich derzeit auf rund 1,8 Millionen Euro inklusive Planungskosten.

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