Nieheim

Pflanzungen gegen Trockenheit auf dem Naturfriedhof

Wie der Klimawandel den Ave–Natura-Naturfriedhof Am Holsterberg verändert.

Was aus eigener Kraft Am Holsterberg wächst, darf auch wachsen. | © Ave Natura

05.12.2021 | 05.12.2021, 03:30

Nieheim-Holzhausen. Wer in letzter Zeit dem Ave-Natura-Naturfriedhof Am Holsterberg einen Besuch abstattete, dürfte dort eine gewisse forstliche Betriebsamkeit beobachtet haben. Ein ungewöhnlicher Anblick in diesem Teil des Waldes, der zum historischen Rittergut der Familie von der Borch gehört und sonst von jeder konventionellen Forstwirtschaft verschont bleibt.

Eine Notwendigkeit, wie Freiherr Johann von der Borch berichtet: „Die Natur darf sich hier eigentlich aus eigener Kraft entwickeln und bleibt von Menschenhand unverändert. Aber leider hat die extreme Trockenheit der vergangenen Jahre vielen Bäumen im Naturfriedhof Am Holsterberg schwer geschadet. Als Erstes starben die Fichten, inzwischen sind auch andere Arten bedroht." Der Klimawandel ist in dem Privatwald angekommen.

Eher seltene Baumarten werden gepflanzt

Johann von der Borch und sein Team stehen deshalb vor der Frage, wie sie den Mischwald mit seinen bis zu 200 Jahren alten Bäumen klimaresistent aufforsten können. Fichten pflanzen sie keine mehr, die sind dem veränderten Klima schlicht nicht gewachsen. Stattdessen wird der obere Teil des Naturfriedhofs mit Laubbäumen wie Flatterulme, Eiche, Linde und Kastanie aufgeforstet. „Diese Bäume bieten eine gewisse Abwechslung und kommen, so hoffen wir, mit dem sich ändernden Klima besser klar", berichtet von der Borch.

Dabei setzen die Verantwortlichen einerseits auf heimische Bäume wie die Linde und betreiben obendrein Naturpflege, indem sie die schon fast ausgestorbene Flatterulme pflanzen, auch bekannt als „Flatterrüster. Andererseits tragen sie mit einst fremden Arten dem Klimawandel Rechnung, insbesondere mit der amerikanischen Spitzeiche, besser bekannt als „Roteiche". Sie gilt als trockenheitsresistent und wächst obendrein schnell. Das rasche Wachstum ist wichtig für den Wald Am Holsterberg, damit die Wege und kleinen Flächen des Naturfriedhofs möglichst bald wieder beschattet sind.

Sein Team und er vertrauen daneben auch auf eher seltene Bauarten wie dem Speierling und der Elsbeere. Beide Arten gedeihen gut in wärmeren Lagen und sind in Europa vorrangig in südlichen Ländern verbreitet. Auch dies darf man durchaus als Antwort auf den Klimawandel verstehen. „Es wird spannend sein zu beobachten, was sich daraus in den nächsten Jahren entwickelt", sagt von der Borch und betont, dass darüber hinaus im Wald auch weiterhin alles sprießen soll und darf, was sich von selbst pflanzt: „Wir freuen uns über jeden Baum, der wächst. Unser Ziel ist eine Waldgesellschaft unterschiedlicher Baumarten und Baumhöhen."

Altholz hilft allen Waldbewohnern

So soll der Wald weiterhin der Natur sowie dem freien Spiel der Kräfte überlassen bleiben und sich entfalten können, damit er seine Vielfalt und Natürlichkeit bewahrt. Auch um den Wunsch jener Menschen erfüllen zu können, die sich der Natur verbunden fühlen und den Ave-Natura-Friedhof deshalb ganz bewusst als letzte Ruhestätte auswählen. Seit 2009 werden hier Urnen Verstorbener beigesetzt.

Zur Bewahrung eines sich natürlich entwickelnden Waldes gehört auch die Tierwelt. Abgebrochene Zweige und umgestürzte Bäume bleiben möglichst auf dem Waldboden liegen und werden von allen Waldbewohnern genutzt – von Insekt bis Fuchs. „Dort ist schnell Leben drin, die Tiere nisten sich gern in den Holzstapeln ein", sagt von der Borch. Auch finden reichlich Vögel in den Zweigen und Baumkronen eine Heimat. Und falls nicht, ist auch vorgesorgt: mit mehr als 50 neuen Nistkästen, von den Schülerinnen und Schülern der Schule Unterm Regenbogen in Eversen gefertigt. „Auch Fledermauskästen haben wir aufgehängt", sagt von der Borch.