Wetterstress für die Bäume: Förster in Rödinghausen erklärt, was der Wald braucht

Rödinghausen. Die Herausforderungen für die Forstwirtschaft reißen nicht ab: Stürme, die geschwächte Bäume umpusten, das große Fichtensterben aufgrund von Trockenperioden und vor allem durch den starken Borkenkäferbefall – und nun gab es in diesem Frühjahr schon wieder Trockenstress für die Bäume. Von März bis Mitte Mai ist nahezu kein Tropfen Regen gefallen. Dazu kamen in den vergangenen Jahren vermehrt kleine und größere Einsätze der Feuerwehr im Wald – mit zunehmender Trockenheit steigt eben auch die Gefahr von Waldbränden. Förster Ralf Seipp vom Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe weiß, dass sich der Wald verändert – auch der im Wiehengebirge. Vor vier Jahren habe die Wiederbewaldung begonnen. Seipp ist Leiter des Forstbetriebsbezirkes Herford und zuständig für eine sogenannte Betreuungswaldfläche von 1.545 Hektar – 800 Hektar davon befinden sich in Herford, Enger und Spenge, weitere 745 Hektar Waldfläche in Rödinghausen und Bünde. &bdquo;Die Wiederbewaldung dient einerseits dazu, die Lücken zu schließen, die das Fichtensterben hinterlassen hat, andererseits wollen wir gezielt so wieder aufforsten, dass der Wald insgesamt klimaresistenter wird“, sagt Ralf Seipp. Die Aufforstung geschehe hauptsächlich mit Laubbäumen. &bdquo;Dabei arbeiten wir mit einer sogenannten Risikostreuung – das heißt, wir pflanzen immer mindestens vier Arten auf kleiner Fläche im Wechsel an.“ Traubeneiche, Winterlinde, Esskastanie und Eibe gehören zum Beispiel zu den Baumarten, die mit Trockenheit besonders gut umgehen können. Lesen Sie auch: Jeder kann Tieren durch die Dürre helfen - Tipps vom Experten aus Enger Kleine Bäume müssen vor Rehwild geschützt werden &bdquo;Traubeneichen sind genügsam, was den Wasserhaushalt angeht“, so Seipp. &bdquo;Deshalb haben wir die vermehrt auf dem Kamm hier im Wiehengebirge platziert. Da fließt das Wasser am schnellsten wieder ab.“ Was die Trockenheit von März bis Mai dieses Jahres angeht, so macht sich der Förster bislang keine allzu großen Sorgen: &bdquo;Wir hatten besonders im letzten Jahr gute Niederschläge – davon konnten die Bäume jetzt zehren.“ Ein paar Ausfälle muss Seipp auf den wiederbewaldeten Flächen aber dennoch hinnehmen – ob durch späte Nachtfröste im Frühjahr, durch Trockenheit oder durch Wild, das die kleinen Knospen der nachwachsenden Bäume besonders gerne mag und gut erreichen kann. Dagegen, dass Rehwild die kleinen Bäume anfrisst oder zum Abreiben der Hörner benutzt, gibt es verschiedene Arten des Schutzes. Manchmal sind es Holzkonstruktionen oder einfach Bambusstöcker, die neben den nachwachsenden Bäumen in die Erde gesteckt werden. &bdquo;Das mag das Rehwild nicht, weil sich die Tiere dort leicht mit ihrem Gehörn verheddern können“, erklärt Seipp. Grundsätzlich ist der Förster mit der Entwicklung der wiederbewaldeten Flächen im Wiehengebirge aber zufrieden. Auch wenn ihm bewusst ist, dass das Ganze eine &bdquo;Generationenaufgabe“ ist, wie er sagt. Denn auf die Veränderungen des Klimas zu reagieren und dem Wald durch gezielte Maßnahmen zu mehr Widerstandsfähigkeit zu verhelfen, funktioniere nicht von heute auf morgen. &bdquo;Den bekannten Landregen, den es oft in den Sommerferien gab, als ich Kind war, wo es auf breiter Fläche gefühlt drei bis fünf Tage am Stück durchgeregnet hat, den gibt es einfach so nicht mehr“, so Seipp. Lesen Sie auch: Extremer Wassermangel trifft im Kreis Herford Landwirte, Wald und Tiere Nach den Fichten sind die Buchen die &bdquo;Sorgenkinder“ Zusätzlich werde der Vegetationszeitraum immer länger – so bezeichne man alle Tage, an denen die mittlere Tagestemperatur über 10 Grad liegt. &bdquo;Das sind heute weit über 200 Tage im Jahr, vor 30 bis 40 Jahren waren das noch 150 bis 160 Tage pro Jahr. Und in dieser Zeit ist genügend Wasser für die Pflanzen und Bäume besonders wichtig. Gleichzeitig wandele der Wald sich noch weiter. Nach den Fichten blickt Seipp mit Sorge auf die Buchen, die noch einen großen Anteil im Wald des Wiehengebirges haben. &bdquo;Die Buchen schwächeln. Bei einigen Buchen ist bereits Sonnenbrand an den Rinden zu sehen. Folge ist, dass die befallenen Bäume absterben“, so der Förster. Dass die Sonneneinstrahlung im Wald für die Buchen zur Belastung geworden sei, liege wiederum daran, dass durch den Ausfall zahlreicher Fichten große Lücken entstanden und die verbleibenden Bäume an den Rändern nicht mehr durch den sogenannten Kollektivhalt geschützt seien: &bdquo;Kollektiv-Bäume bieten sich gegenseitig Halt, stützen sich. Ist das nicht mehr gegeben, kommt es zu Wind-Stress.“ Und was der Wind im Wald nicht umwehe, mache im Nachgang die Sonne kaputt. &bdquo;Gerade Buchen haben eine dünne Rinde, die in Folge der Sonneneinstrahlung abplatzt und die Bäume zum Absterben bringt.“ Die nächsten Aufgaben für Seipp und sein Team bestehen im Rödinghauser Wald darin, die wiederbewaldeten Bereiche von Farn und Brombeeren zu befreien. &bdquo;Die nehmen den nachwachsenden Bäumen Licht und Wasser weg und beides brauchen sie zum Wachsen dringen – nur eben nicht zu viel und nicht zu wenig.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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