
Bielefeld. Es sieht in großen Teilen sehr wüst aus: Totholz stapelt sich, Baumstümpfe überall, die Brombeeren erobern sich das Feld. Vier Jahre sind seit dem Kahlschlag nach dem Borkenkäferbefall der Fichten vergangen. Doch jetzt kehrt zunächst auf einen Hektar Fläche auf dem Kamm des Teutoburger Waldes Leben zurück.
Das Bielefelder Traditionsunternehmen Carolinen-Brunnen und der Verein „KlimaWoche Bielefeld“ haben eine neue gemeinsame Baumpflanzaktion gestartet. Fast 2.000 Bäume sollen allein dort wachsen – zum Wohle unseres Klimas und des Grundwassers. Nahezu 50.000 sind vom Verein bereits in den vergangenen 15 Jahren gepflanzt worden – und es sollen noch viel mehr werden.
An diesem sonnigen Morgen helfen sechs Auszubildende, die letzten 150 Setzlinge im neuen Carolinen-Wald zu pflanzen. Sie sorgen mit dem Klima-Wald sozusagen für ihre Zukunft, denn Bäume sind für frische Luft, als CO2-Speicher und auch als Rohstofflieferanten unerlässlich. Ayluna Basustaoglu und Charlyn Boese nehmen sich vorsichtig Kulturpflänzchen für Kulturpflänzchen, setzen sie in das vorbereitete Loch, schieben wieder Erde an die Wurzeln und drücken diese vorsichtig fest.
Eichen und Douglasien kaum höher als eine Sprudelflasche
Die Stieleichen, Douglasien und Lärchen sind teilweise gerade mal so hoch wie eine herkömmliche Sprudelflasche und müssen in den nächsten drei bis fünf Jahren gehegt und gepflegt werden, bevor sie stabil angewachsen sind und auch als Baum bezeichnet werden können, erklärt Diplom-Forstwirt Clemens von Spiegel. Sein Forstbetrieb ist für die Forstbetriebsgemeinschaft (FG) Bielefeld sowie, seit diesem Jahr, auch für die FG Lippe/Lage/Oerlinghausen im Einsatz und Partner der „KlimaWoche“. Die Kalamitätsfläche, die in den nächsten Jahren zum Klima-Wald heranwachsen soll, liegt im Grenzgebiet zwischen Bielefeld und Leopoldshöhe-Asemissen. Von Spiegel sorgt sich nach dem trockenen Jahresstart darum, dass 2025 wieder ein Dürrejahr wie 2018/19 werden könnte.
Carolinen hat dem Verein „KlimaWoche Bielefeld“ zunächst 20.000 Euro zur Verfügung gestellt. Im Herbst war der Großteil der künftigen Bäume gepflanzt worden. Jetzt, kurz vor Ende der Pflanzzeit, kommt der Rest. Anschließend sollen sich auf natürlichem Wege Pioniergehölze, wie Birke und Vogelbeere sowie Rotbuche, gemeine Esche, Ahornarten und Fichte auf der Fläche etablieren.
„So entsteht aus einer ehemals geschädigten Fläche ein artenreicher und klimastabiler Mischwald“, betont Jens Ohlemeyer, Vorsitzender der „KlimaWoche“. Und wo ein solcher Wald wächst, ist in der Regel auch guter Boden. Ein intakter Wald mit gesunden Böden schützt das Klima und sorgt für gute Luft. „Er ist letztlich auch Voraussetzung für gutes Mineralwasser“, sagt Saskia Huneke, Marketing-Leiterin von Carolinen und lacht. Dieses wird in Bielefeld aus einer Tiefe von rund 300 Metern gefördert.
Polarisierende Meinung: Der deutsche Wald kann dem Klima nicht mehr helfen
Carolinen hat bereits 5.000 Bäume am Hermannsweg gepflanzt

Die Baumpflanzung setzt ein Klima-Wald-Vorgängerprojekt fort, in dem der Bielefelder Mineralbrunnen seit 2021 bereits 5.000 Bäume am Hermannsweg gepflanzt hatte. Auch bei der Aufforstung der weiteren drei Hektar Kahlschlag-Fläche auf dem Kamm des Teutos will Carolinen, das rund 150 Mitarbeitende im Ubbedisser Betrieb hat, kräftig helfen. Der Klima-Wald soll schließlich groß werden.
Dass selbst Pit Clausen zur Pflanzaktion gekommen ist, freut Saskia Hunneke besonders. „Die Anerkennung unserer Heimatstadt bedeutet uns als Bielefelder Traditionsunternehmen sehr viel.“ Seit 2021 gehört es zur Hassia-Gruppe. Der Oberbürgermeister lobt die wichtige Aktion, die dem Klima helfe, dem Teuto und zur Lebensqualität der Bielefelder beitrage. Das „Sahnehäubchen“ sei der Einsatz der Azubis, die sich auf diese Weise mit dem Thema „Klimawandel“ auseinandersetzen würden.
Den Verein „KlimaWoche“ bezeichnet Clausen als wichtigen Impulsgeber, der aufzeige, „wo wir die Ärmel hochkrempeln und etwas tun können“. Dieser unterstützt seit zwei Jahrzehnten aktiv Biodiversität sowie konkrete Projekt zu Klima- und Naturschutz. „In diesem Jahr wollen wir noch weitere 25.000 Bäume pflanzen“, nennt Ohlemeyer als großes Ziel.
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