Nieheim/Bad Driburg. Seit fast zehn Jahren arbeite der Bilster Berg nach einem DIN-zertifizierten Umweltmanagementsystem – „als einzige Rundstrecke im deutschsprachigen Raum", heißt es nach eigenen Angaben. Und weiter: „Die Einhaltung aller Vorgaben zum Schutz und zur Förderung der Umwelt wurde der Test- und Präsentationsstrecke im Teutoburger Wald nun erneut durch einen unabhängigen externen Auditor bestätigt."
Michael Retzmann ist Umweltschutzbeauftragter am Bilster Berg und trägt eigenen Aussagen zufolge eine hohe Verantwortung. Auf den ersten Blick ein eher ungewöhnlicher Job auf einer Test- und Präsentationsstrecke. Auf den zweiten Blick eine sehr interessante und besondere Aufgabe, sind sich die Verantwortlichen sicher.
Zusammen mit einem Team von neun Kollegen und dem Schallschutzbeauftragten Frank Igelbrinck kümmert er sich um die Einhaltung aller gesetzlichen und technischen Vorgaben, die zur Zertifizierung nötig sind. „Dazu gehören am Bilster Berg unter anderem die dauerhafte und freiwillige Unterschreitung der strengen Schallemissionen und die Pflege der unzähligen Tier- und Pflanzenarten, die am Bilster Berg zuhause sind", so die Verantwortlichen in einer Erklärung. Maßnahmen und Projekte für den Umweltschutz gebe es viele, heißt es darin.
Weniger Fahrveranstaltungen wegen Corona
So wurde 2020 eine alte Löschwasserpumpstation aus Zeiten der NATO-Rheinarmee auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Diese neue Anlage stelle sicher, dass immer genügend Löschwasser zur Verfügung stehe, sollte ein Feuer auf dem Gelände ausbrechen. Ebenso laufe die Heizungsanlage nun vollständig elektrisch, so dass kein Kältemittel mehr benutzt werden müsse. Materialien, wie zum Beispiel Holzverkleidungen, die am Ende von Veranstaltungen nicht mehr benutzt werden, baut das Technikteam in funktionelle Möbel um, die auf dem ganzen Gelände eingesetzt werden.
Auch der Anteil an Veranstaltungen rund um die E-Mobilität habe den Angaben zufolge 2020 am Bilster Berg zugenommen, obwohl es aufgrund von Corona weniger Fahrveranstaltungen als 2019 gegeben habe: „So wurde dieses Jahr zum Beispiel der aktuelle Streckenrekord mit dem rein elektrischen Rennfahrzeug Volkswagen ID.R im Rahmen eines Testtags neu aufgestellt", so das Team.
Doch Antriebstechnologien wie Elektro- und Wasserstoffantrieb benötigten auch viel Energie. Um diesen erhöhten Energiebedarf in Zukunft weiter auszugleichen, plant der Bilster Berg im UMS eigene Photovoltaikanlagen. So könne die benötigte Energie mittelfristig zu 100 Prozent selbst regenerativ hergestellt werden.
Baubeginn verschoben
Der Baubeginn der Photovoltaikanlagen war bereits für 2020 geplant, wurde jedoch aufgrund der Pandemie auf 2021 verschoben. Zurzeit bezieht der Bilster Berg nach eigenen Angaben seinen Strom zu einem Großteil aus externer Windkraft und erhält für den Fall, dass die Windenergie nicht ausreicht, vom Zulieferer zusätzlich 100 Prozent regenerativen Strom.
Geschäftsführer Hans-Jürgen von Glasenapp erklärt, wieso er sich von Anfang an für ein Umweltschutzmanagement entschieden hat: „Für uns war es selbstverständlich, die Natur, die wir am Bilster Berg vorgefunden haben, zu schützen und zu fördern. Doch jede wirtschaftliche Aktivität hat Auswirkungen auf die Umwelt. Das UMS hilft uns, diese so gering wie möglich zu halten beziehungsweise zu kompensieren. Auch unsere Kunden sind sich unseres Engagements bewusst und unterstützen uns dabei, indem auch sie die aufgestellten Regelungen zum Schutz der Umwelt einhalten und mittragen. Ich bin überzeugt davon, dass es nur im Einklang mit der Natur auf Dauer möglich ist, ein erfolgreiches Unternehmen zu führen."
Die Bilster Berg Drive Resort GmbH & Co. KG hat am 4. April 2013 den Streckenbetrieb aufgenommen. Die Anzahl der Mitarbeiter beträgt aktuell 24. Das Umweltmanagementsystem (UMS) wurde mit Hilfe externer Unterstützung im Jahr 2010 aufgebaut. Im Jahr 2014 wurde das Managementsystem weiterentwickelt, um den neuen Anforderungen aus dem Streckenbetrieb gerecht zu werden. Seit 2016 ist Michael Retzmann als Umweltmanagement Beauftragter (UMB) bestellt, der gleichzeitig die Position des Beauftragten für Sicherheit und Umwelt (LSU) bekleidet. Die Umweltziele sind schriftlich formuliert und werden von der Geschäftsführung unterstützt.
INFORMATION
Am 1. Juni 2013 eröffnet
Gebaut auf einem Munitionsdepot der NATO-Rheinarmee in Bad Driburg wurde der Bilster Berg am 1. Juni 2013 eröffnet. Nach einer Planungszeit von sieben Jahren war dies das erste Mal nach 80 Jahren, dass eine neue Rundstrecke in West-Deutschland den Betrieb aufnahm. Der Formel 1-Architekt Hermann Tilke und die deutsche Rallye-Legende Walter Röhrl waren maßgeblich in die Planung und den Bau involviert. Dennoch sei der Bilster Berg nicht vorrangig als Rennstrecke konzipiert worden, heißt es von den Verantwortlichen. Automobilhersteller mieteten den Bilster Berg oft als Test- und Präsentationsstrecke. Dazu gehören ein Offroad-Parcours, ein Clubhaus, das Restaurant Turn One sowie eine Dynamikfläche. Das Projekt kostete 34 Millionen Euro und wurde ausnahmslos privat von 180 Gesellschaftern finanziert. Alle Gesellschafter haben die Möglichkeit, an ausgewählten Terminen selber auf der Strecke zu fahren.