Bürgermeister Josef Suermann vor Abschied: Was von seinem Arbeitsleben für Marienmünster bleibt

Marienmünster. Wer glaubt, dass Josef Suermann am kommenden Wochenende als erstes seinen Wecker aus dem Fenster schmeißen wird, der liegt falsch – denn der 63-Jährige brauchte nie einen: &bdquo;Aus Gewohnheit bin ich morgens immer zwischen 5.30 und 6 Uhr wach – da &bdquo;klingelt“ einfach meine innere Uhr“, erzählt er schmunzelnd. &bdquo;Ich bin gespannt, wie lange es dauern wird, bis sich diese Uhr etwas nach hinten verstellt“. Noch kann er das nicht testen – am Donnerstag und Freitag wird er noch als Marienmünsteraner Bürgermeister aus dem Bett &bdquo;geklingelt“ werden und in die Stadtverwaltung nach Vörden fahren. Dann aber ist Schluss: Suermann übergibt das Amt mit Beginn des Novembers an seinen Nachfolger Kai Schöttler, will sich selbst im Ruhestand künftig mehr der Musik widmen. Ganz entspannt. Am Mittwochabend wird das Marienmünsteraner Rampenlicht jedoch noch ein Mal ganz strahlend auf Suermann gerichtet sein: Nach rekordverdächtigen 34 Jahren bei der hiesigen Stadtverwaltung wird der Musikfan ab 18.30 Uhr im Konzertsaal der Kulturstiftung verabschiedet. Suermann sagt als Bürgermeister ade. So wie der große König Salomo Mag der 63-jährige Höxteraner dieses Rampenlicht offenkundig auch gar nicht so sehr, so wird es ihn dennoch freuen, nochmals zu hören, wie sehr man seine geleistete Arbeit in Marienmünster von vielen Seiten zu schätzen weiß: &bdquo;Da er selbst Musik macht, hat er ein großes Verständnis für alle Themen, die durch die Musik gefördert werden: das Miteinander, die Harmonie und die Energie“, sagt Hans-Hermann Jansen, Marienmünsters Kulturmacher. Suermanns musikalisches Ohr habe dazu geführt, dass er offen und verständnisvoll alle Anliegen aufnehmen und lösungsorientiert Entwicklungsgedanken finden konnte: &bdquo;Das war für uns als Kulturstiftung, aber auch für die ganze Kommune spürbar“, so Jansen. Marienmünsters scheidender Bürgermeister habe das, was sich König Salomo laut biblischer Geschichte erst von Gott herbeiwünschen musste: &bdquo;ein hörendes Herz“, sagt Jansen. Die Sache mit den Wahlversprechen für Marienmünster Für dieses Herz war es zuletzt eine schwere Zeit: Vor knapp zwei Jahren verstarb Ulrike Suermann, die Frau des Bürgermeisters. Das hat ihn Konsequenzen ziehen lassen: &bdquo;Ich habe meine Wahlversprechen tatsächlich alle umgesetzt bekommen. Aber meine erklärte Absicht, ein zweites Mal zu kandidieren, konnte ich aus den bekannten persönlichen Gründen doch nicht wahrwerden lassen“, sagt er. Rat und Verwaltung zeigten für seine Entscheidung natürlich Verständnis – wenngleich man vernehmen konnte, dass es &bdquo;sehr sehr schade“ sei. Beruflich sowie gesellschaftlich startete die Legislaturperiode 2020 wie keine andere zuvor – nämlich maskiert. Mag der ein oder andere die Maskenpflicht der Corona-Pandemie inzwischen schon wieder erfolgreich verdrängt haben, so hat es sie doch tatsächlich gegeben – und so gratulierten Suermann damals sowohl Vorgänger Robert Klocke als auch die Lokalpolitiker allesamt mit den markanten Atemschutzmasken zum Wahlerfolg. Keine Schlammschlachten in Marienmünster &bdquo;Josef Suermann war für uns der ideale Bürgermeister“, erzählt Jutta Fritzsche (die Grünen), mit der in dieser Legislaturperiode eine Frau neu im &bdquo;Club“ der Marienmünsteraner Fraktionsvorsitzenden mitmischte, &bdquo;seine Kenntnisse und die Art und Weise, wie er mit allen umgegangen ist – egal, ob Gleich- oder Andersdenkende, ob Mitarbeiter oder Politiker, ob Verhandlungspartner oder Außenstehende – waren vorbildlich“. Suermann sei eben &bdquo;kein Verwalter, sondern Gestalter“, sagt auch Elmar Meyer, allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, und führt als Beleg das neue Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) an. Suermann sei bei der Realisierung dieses Großprojekts der maßgebliche Akteur gewesen. &bdquo;Dass wir mit dem Stadtrat und dem Team in der Verwaltung die großen Maßnahmen gemeinsam ruhig und sachlich angestoßen und teils bereits umgesetzt haben, freut mich sehr“, sagt Suermann selbst, &bdquo;es hat bei uns Gott sei Dank keine öffentlich ausgetragenen Schlammschlachten gegeben“. Bürgermeister zieht zum Abschied eine positive Bilanz Wenn er an Marienmünsters Veränderungen in den vergangenen fünf Jahren denkt, dann nennt er unter anderem die Feuerwehren und Dorfgemeinschaftshäuser, den neuen Seniorenbeirat, den (im zweiten Anlauf geglückten) Start des ISEK sowie die Baugebiete in Vörden und Bredenborn. Außerdem: &bdquo;Der Glasfaserausbau in allen Ortschaften steht kurz vor dem Abschluss“, sagt er zufrieden. Haushaltsdebatte im Rat: Wie düster ist die Zukunft in Marienmünster? Bei der Stadt Marienmünster war er einst Kämmerer, dann Hauptamtsleiter, schließlich Bürgermeister. Dabei wollte er Letzteres eigentlich gar nicht: &bdquo;Man hatte mir eine Kandidatur schon 2009 angetragen, und eigentlich wollte ich sie auch 2020 nicht, weil ich einen zu großen Respekt vor der Aufgabe hatte“, erinnert er sich schmunzelnd. Im neuen Lebensabschnitt ist viel Musik drin Nun folgt für den 63-Jährigen auf jeden Fall eine ruhigere Zeit: &bdquo;Ich werde wieder mehr Sport und Musik mit Freunden machen und versuchen, noch etwas von der Welt zu sehen. Ich freue mich auch auf mehr Zeit für das Fotografieren und Lesen“, sagt er, &bdquo;ob das ausreicht, um einen erfüllenden Tag zu haben, werde ich mir einige Zeit angucken und in Ruhe überlegen, wo ich mich ansonsten sinnstiftend einbringen kann“. Sollte er sich dazu in Marienmünster umhören, werden ihm sicherlich reichlich Ideen begegnen: &bdquo;Ich hoffe, dass er als ’senior’ mit seinem Wissen einige Marienmünsteraner Prozesse weiter begleitet, uns ein Ratgeber bleibt“, sagt Jansen. Meyer wünscht ihm, dass &bdquo;er den nun beginnenden Lebensabschnitt in vollen Zügen genießen und ihn erfüllt gestalten kann“, und verrät: &bdquo;Josef Suermann hat bereits viele Anfragen aus anderen Kommunen, um dort über die Entstehungsprozesse eines MVZ zu referieren“. Reaktion auf Ärztemangel: Warum sich Ärzte plötzlich für das MVZ in Marienmünster entscheiden Aus den Augen wird Suermann &bdquo;seine“ kleine Kommune sicherlich nicht verlieren: &bdquo;Ich habe 34 Jahre meines Lebens für die Stadt gearbeitet und fühle mich tatsächlich auch als Marienmünsteraner. Natürlich wird es mich brennend interessieren, wie es hier weitergeht“, sagt er.

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