Brandstifter aus Höxter droht: „Ich werde Kirchen und Dörfer niederbrennen“

Höxter. Yusuf A. (Name geändert) kann sich, wie er sagt, an den 7. Mai nicht erinnern. Vorgeworfen wird ihm hauptsächlich, ein Mehrfamilienhaus in Höxter angezündet zu haben – das Haus, in dem der 24-Jährige und auch einige seiner Familienmitglieder lebten. Gegen 16.30 Uhr wird die Feuerwehr in Höxter alarmiert. &bdquo;MIG“ oder &bdquo;Menschenleben in Gefahr“ heißt es. &bdquo;Ich bin als Erster am Objekt gewesen“, schildert Höxters Feuerwehrchef Jürgen Schmits dem Gericht unter Vorsitz von Richter Eric Schülke. Schmits bemerkt eine &bdquo;massive Rauchentwicklung“ in und an dem dreistöckigen Mehrfamilienhaus. &bdquo;Es war klar zu erkennen, was für eine Aktivität dieses Feuer hat“, erinnert sich der Feuerwehrmann, &bdquo;es war kurz vor der Durchzündung“. Aus einem geöffneten Fenster in der ersten Etage sei &bdquo;Rauch in pulsierender Form ausgetreten“. Für den Fachmann ein untrügliches Zeichen, dass sich die Rauchgase im Inneren jeder Zeit entzünden können. Die meisten Mieterinnen und Mieter in dem Haus sind schon draußen in Sicherheit. Allerdings wird noch ein junger Mann im Gebäude vermutet. Schmits muss eine schwere Entscheidung treffen. Reingehen? Für seine Kameraden kann es gefährlich sein, jetzt in das brennende Haus zu gehen. Oder warten? Vielleicht braucht jemand Hilfe. Die Entscheidung wird ihm abgenommen. Während sich zwei Feuerwehrmänner bereit machen, ins Gebäude zu gehen, passiert, womit Schmits gerechnet hat. Im ersten Stock zündet das Feuer durch. Die Fensterscheibe birst. Wie Feuerwehrleute ein Gebäude nach Menschen durchsuchen Für die beiden Feuerwehrmänner ist es nun weniger gefährlich. Mit Atemschutzmasken und Sauerstoffgeräten betreten sie die Wohnung, in der es offensichtlich brennt. Dichter Qualm kommt ihnen entgegen. &bdquo;Bei Null-Sicht hält man sich linker Hand“, erklärt der 31 Jahre alte &bdquo;Angriffstruppführer“, der wie Schmits als Zeuge geladen ist. &bdquo;Der Kollege bleibt im besten Fall rechter Hand, um den größtmöglichen Suchradius zu haben“, fährt der Feuerwehrmann fort. So geht es durch einen Raum nach dem anderen. &bdquo;Mein Kollege hat den ersten Raum, ich glaube, das Bad, durchsucht und das Fenster geöffnet.“ Der Rauch kann nun besser abziehen. Raum für Raum wird überprüft. Es zeigt sich: In der Wohnung ist niemand. Dafür jedoch dringt der Angriffstruppführer bis in den Raum vor, der am meisten durch das Feuer beschädigt wurde. Laut Grundriss das Kinderzimmer. &bdquo;Im Hinterkopf ist mir geblieben, dass eine Kommode in der hinteren Ecke stand“, erinnert sich der Feuerwehrmann. Außerdem habe ein &bdquo;Miniberg Klamotten“ auf dem Boden gelegen, vielleicht 15 bis 20 Zentimeter hoch. Vermisster wird zufällig ein paar Straßen weiter entdeckt Neben der Feuerwehr ist auch die Polizei vor Ort. Löschen ist selbstverständlich Sache der Feuerwehr, doch der 24-Jährige beginnt, wie er dem Gericht schildert, damit, Fotos vom brennenden Haus zu knipsen. Und dann hört er den Namen des Mannes, der sich, so die Sorge, noch im Gebäude befinden könne. &bdquo;Man hat ja durchgehend Funk auf dem Ohr“, erklärt der Höxteraner Polizist. So bekommt er mit, dass Kollegen einen guten Kilometer entfernt einen Mann aufgegriffen haben, der zwei Autos und eine Fensterscheibe beschädigt haben soll. Yusuf A. Lesen Sie auch: So arbeitet ein Brandermittler der Polizei Höxter Am Brandort atmen alle auf. &bdquo;Für uns war das eine fantastische Nachricht“, sagt Jürgen Schmits von der Feuerwehr. Niemand wurde bei dem Brand verletzt. Ein Glück, denn &bdquo;dieser Einsatz war mit erheblichen Gefahren verbunden, eine falsche Entscheidung hätte Verletzungen verursachen können“. Einen Kilometer vom brennenden Haus entfernt haben also zwei Polizeibeamte Yusuf A. zufällig gefunden. Eine Zeugin hatte den 24-Jährigen kurz nach 17 Uhr dabei beobachtet, wie er gegen den Spiegel eines Autos trat. Und weil er eine sehr auffällige Jacke trug, war er für die Beamten im Streifenwagen schnell zu finden. Polizist erinnert sich: &bdquo;Das ganze Treppenhaus war blutverschiert“ &bdquo;Wir haben ihn angesprochen“, schildert der Polizist, der am 7. Mai vor Ort war, &bdquo;er machte uns klar, dass er Zeitdruck hatte und wurde lauter: Ich muss weg, wie lange dauert das alles noch?“ Dem 40 Jahre alten Polizisten fielen Stimmungsschwankungen auf. Erst sei Yusuf A. sehr freundlich, dann plötzlich aggressiv und schließlich wieder ruhiger gewesen. &bdquo;Dann bauschte er sich vor meiner Kollegin auf, da haben wir ihn auf den Boden gebracht und fixiert.“ Der Polizist kennt Yusuf A., offenbar psychisch krank, schon von früheren Einsätzen. &bdquo;Drei, vier Jahre ist das her. Es ging um häusliche Gewalt gegen den Bruder, das ganze Treppenhaus war blutverschmiert.“ Auch interessant: Von der Einsamkeit des Feuerwehr-Einsatzleiters im Kreis Höxter Der 24-Jährige wird in Gewahrsam genommen und zur Wache gebracht. Der Polizeibeamte, der dort für ihn zuständig war, erinnert sich noch gut an ihn. In Zelle eins sei er untergebracht gewesen – erst mal wegen des Verdachts mehrerer Sachbeschädigungen. &bdquo;Soweit ich mich erinnern kann, haben wir ihn dann auf den Brand angesprochen und da sagte er das“, sagt der Polizist. Sagte, dass er das Feuer gelegt habe. &bdquo;Da haben wir ihn belehrt und er hat nichts weiter gesagt.“ Höxteraner droht weitere Taten an Weil es mittlerweile schon spät ist, wird Yusuf A. erst am folgenden Tag, 8. Mai, der Haftrichterin in Höxter vorgeführt. Auf der Fahrt zum Gericht schweigt der 24-Jährige, lächelt oder lacht aber zwischendurch ohne ersichtlichen Grund, wie sich ein Polizeibeamter erinnert, der mit im Auto saß. Auch bei der Richterin schweigt der Mann lange. &bdquo;Ein bisschen überraschend hat er dann etwas Längeres, Zusammenhängendes gesagt. Ich denke, zwei Sätze in seiner Muttersprache“, sagt die Richterin, nun Zeugin, aus. Der Dolmetscher übersetzt. Es sind düstere Sätze. &bdquo;Ich werde weiter Sachen anzünden, Kirchen und Dörfer niederbrennen, Menschen umbringen. Ich will Deutschland verlassen, helft mir dabei.“ Bei der Höxteraner Richterin gehen die Alarmlampen an. &bdquo;Die Reaktion auf das Verkünden eines Haftbefehls kann schon mal emotional sein, aber dem musste ich nachgehen.“ Ob er das ernst meine, fragte sie ihn. Ja, das meine er ernst, lautete die Antwort. Weiter geht die Verhandlung um die Unterbringung von Yusuf A. in einer Psychiatrie am 14. November.

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