Missbrauch seiner zehnjährigen Nichte: Mann aus Steinheim zu hoher Strafe verurteilt

Steinheim. Niemals ist Ulf T. (Namen geändert) mit dem Gesetz in Konflikt geraten. In seiner Familie galt der 37-Jährige als schüchtern und zurückhaltend – und wohl auch als sehr vertrauenswürdig. Denn für einen seiner Brüder war es keine Frage, dass er dem Steinheimer immer wieder seine Tochter Sophia anvertraute, als es um die aufwendige Renovierung des Eigenheims ging. Dieses Vertrauen hat Ulf T. auf schlimmste Art und Weise ausgenutzt, denn er tat zwei Jahre lang dem kleinen Mädchen regelmäßig sexuelle Gewalt an. Dafür wurde er von der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn zu einer empfindlichen Haftstrafe verurteilt. Dass die Richter unter dem Vorsitz von Nicole Klein schon nach drei Verhandlungstagen ihr Urteil sprechen können, ist vor allem dem Angeklagten selbst zu verdanken. Er hat von Beginn eingeräumt, von 2023 bis Februar dieses Jahres wiederholt Sophia sexuell missbraucht zu haben – in Zelten, die er eigens zu diesem Zweck in einem Steinheimer Waldstück aufgebaut hatte. Steinheimer habe sich als &bdquo;Außenseiter“ gefühlt Hintergrund der 26 angeklagten Taten, die letztlich dank aufmerksamer Spaziergänger ans Tageslicht kamen, ist anscheinend das spezielle Beziehungserleben des Ulf T. Die Vorsitzende spricht in ihrer Urteilsbegründung von einer &bdquo;gewissen Sprachlosigkeit“, die irgendwann das Zusammenleben des 37-Jährigen und seiner Frau geprägt habe, möglicherweise sogar das gesamte Familiendasein. Lesen Sie auch: Waldspaziergang enthüllt Missbrauchsdrama in Steinheim Ulf T. habe sich zwischen seiner Gattin und den beiden gemeinsamen Kindern als &bdquo;Außenseiter“ gefühlt. Als die kleine Sophia immer häufiger bei seiner Familie zu Gast war, entwickelte sich anscheinend ein enger Bezug zu dem Mädchen, das laut Gericht selbst ein &bdquo;starkes emotionales Bedürfnis nach Bindung“ hatte. Ulf T., der dem Kind sehr viel Aufmerksamkeit und Beachtung schenkte, wurde zu einer der wichtigsten Bezugspersonen. Letztlich eine fatale Entwicklung, weil der 37-Jährige anscheinend ähnliche emotionale Defizite verspürte. Doch statt als Erwachsener damit verantwortungsvoll umzugehen und sich Hilfe zu suchen, habe der Angeklagte &bdquo;partnerschaftliche Gefühle“ für seine kleine Nichte entwickelt, so Richterin Klein. Das Mädchen war zerrissen zwischen Loyalität und Missbrauch Von den sexuellen Übergriffen ahnte die Ehefrau des Angeklagten anscheinend nichts, dennoch kam bei ihr irgendwann ein &bdquo;massives Störgefühl“ auf, weil das Verhältnis zwischen Ulf T. und seiner Nichte immer enger wurde, dieser aber andererseits die eigenen, etwa gleichaltrigen Kinder deutlich vernachlässigte. Die Steinheimerin schaltete ihre Schwiegereltern ein. Die erreichten mit dem Sohn zwar den Konsens, den Kontakt zu Sophia deutlich zurückzufahren, doch Ulf T. beachtete dieses, wie die Richterin sagt, &bdquo;klare Warnsignal“ nicht, er hielt sich nur kurz an die getroffene Vereinbarung und traf sich fortan heimlich mit der Nichte. Niemals habe der Angeklagte dem Kind körperliche Gewalt angedroht oder ein Schweigegebot verhängt, betont Richterin Nicole Klein. Sie spricht aber von dem &bdquo;besonderen Näheverhältnis“, das der 37-Jährige ausgenutzt habe, und erinnert daran, dass die Vernehmungsbeamtin Sophia als &bdquo;zerrissen“ zwischen Loyalität und dem erlebten Missbrauch beschrieben hatte. Steinheimer hat bereits eine Therapie begonnen Weil Ulf T. – bislang nicht vorbestraft – bereits im Verlauf der Ermittlungen umfassend kooperierte, dem Sachverständigen Rede und Antwort stand und im Verlauf der Untersuchungshaft eine Therapie aufgenommen hat, verhängt die Kammer nach gut halbstündiger Beratung eine Haftstrafe in Höhe von fünf Jahren und neun Monaten. Damit folgen sie dem Antrag von Oberstaatsanwalt Christoph Zielke. Eine mildere Strafe sei nicht möglich betonen die Richter, die auch darauf hinweisen, dass zurzeit nicht absehbar sei, wie sich die Taten auf das künftige Leben von Sophia auswirkten.

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